Dem Einen oder Anderen ist es bereits aufgefallen: Mein Tagebuch füllt sich wieder. Wie kommt’s?

Es sind diese einsamen Nächte an Deck, wenn das ganze Boot schläft und ich mit mir alleine bin. Dann kommen die Gedanken und die Reflektion. Egal ob Windstille oder Sturm, egal ob Wellen oder stiller Ozean: Das Leben reduziert sich auf mich und die Unendlichkeit. Oder besser: Auf die Tastatur und die Unendlichkeit.
Im Alltag fehlt die Muße. Da sind zu viele Menschen und das zu fast jeder Zeit. Das ist auf dem Pazifik anders. Da stoppt die Zeit. Unendliche Einsamkeit. Und zwar nicht nur für eine Stunde beim Joggen, sondern für eine ganze Nacht.

Aber damit mich jetzt niemand falsch versteht: Es geht hier nicht um tiefgreifende, philosophische Erkenntnisse. So etwas gehört für mich auf die Rückseite von Kalenderblättchen. Ich habe lange aufgehört an Seelen, menschliche Größe und humanitäre Werte zu glauben.
Alles Bullshit!
Wir sind Tiere: Wir wollen fressen, herrschen und ficken. Das war’s. Liebe ist keine Illusion, sie ist der Wunschgedanke einer Spezies von skrupellosen und brutalen Affenartigen, deren Individuen sich einbilden, etwas Besseres zu sein.
Nicht mehr, nicht weniger.

Wie wir sie lieben, unsere Kämpferinnen. Beim Gedanken von ihnen gefickt zu werden, läuft uns die Möse aus. Natürlich muss sie uns lieben – unsere Wunschträume brauchen Futter.
Und wo lässt das Mazikeen und mich? Genau mittendrin. Dort wo auch jede Andere von Euch ihr hilfloses Leben fristet: im Strudel der eigenen Hormone und nicht etwa als einsame Gutmenschen inmitten von verirrten Seelen.
Und wenn ihr bis jetzt noch keine Leichen vergraben habt – keine Bange, die kommen noch. Nicht etwa, weil ihr im Laufe eures Lebens zu hormongesteuerten egoistischen Tieren mutiert, sondern weil ihr nach und nach feststellen werdet, dass ihr es immer gewesen seid.

Oh ja, ich liebe diese einsamen Nächte weit draußen auf dem Ozean. Die Wellen, der Wind, die Sterne und der Autopilot.
Und natürlich meine Hormone. Und das, was sie aus mir machen.