Die letzte Nacht an Land

Joanas Apartment in der Village.

0:15 EST

Lustigerweise konnten wir ganz in der Nähe einen Liegeplatz bekommen. Nein, da hatte sie ausnahmsweise mal nicht ihre Finger drin.

Es ist ein wirklich schönes Apartment, ganz oben auf einem Brownstone. Natürlich kein so wirklich gewöhnlicher Brownstone. Es gibt hier einen Concierge und Kameras und einen Aufzug bis ins Apartment. Aber sonst… Und – lustigerweise – ganz in der Nähe vom Friends-Apartment.

Joana ist in LA aber ich kann ja schalten und walten wie ich möchte. „Was meins ist, ist auch deins“, wie sie immer so schön sagt. Da könnte ich wirklich drauf verzichten, wenn ich auch in der Öffentlichkeit mehr sein dürfte, als eine Freundin. Na ja, nicht schon wieder deswegen herumjammern. Es ist wie es ist. Ich bin ja stolz und glücklich allein schon so wie es ist!

Chris und ich liegen in ihrem Bett. Besonders in ihrem Apartment kann ich einfach nicht schlafen, ohne einen warmen Frauenkörper neben mir zu spüren. Ohne im Arm gehalten zu werden. Das heißt, jetzt bin ich erst einmal wieder wach: Tablettenzeit. In diesen Breiten liegen die wirklich blöd. Nächste um 8. Acht, Sechzehn, Vierundzwanzig. Alle acht Stunden. Was man nicht alles macht, um zu überleben… Na ja, man gewöhnt sich dran. Dumm nur, dass ich danach meistens erst einmal nicht mehr schlafen kann.

Ken ist mit der neuen Crew an Bord. Seit ein paar Tagen schon. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich noch nicht dafür interessiert. Schon irgendwie peinlich. Aber eigentlich ist es mir auch egal. Auf jeden Fall wird es ganz schön eng auf dem Boot werden. So eine Ketsch ist eben nicht gerade ein Luxusdampfer.

Ken beschwert sich schon über mein Desinteresse. Der hat gut reden! Der musste ja nicht tagelang die High-Society von Beverly Hills amüsieren, sich die Füße wund tanzen und das Hirn wund denken. Nackt. Manchmal jedenfalls. Und sich ständig nackte Titten betrachten. Gut, letztere hätten ihn nicht interessiert, aber trotzdem!

Er meint, er könne gerne meinen nackten Arsch verhauen, wenn ich an Bord käme. Kann er nicht. Das ist aber ein anderes Thema.

Sylvester

DAS WAREN TAGE! 

Jedenfalls hatte ich in der Sylvesternacht nicht wirklich Langeweile.

Ausserdem ist mir nicht bekannt, dass ich jemals danach so viel geschlafen hätte! Ich kann die Stunden überhaupt nicht zählen. Und meine Füße tun mir immer noch weh! Actually sind sie sogar ein bisschen blutig. Krass! Die Füße blutig getanzt – das ist mir auch noch nicht passiert!
Ich muss von dieser Nacht schreiben, weiss aber gar nicht, wo ich anfangen soll, die Eindrücke waren einfach zuviele! 
Vor allem – ach was! Vorne anfangen! 

Zuerst einmal die Nacht zuvor, die zum 31. Die ganzen Leute! Das ganze Team. Stars, Schaupieler, Director, Produktionsteam, Kameraleute, Licht, Assistenten, Bühnenbildner – ich weiß gar nicht, wo ich anfangen/aufhören soll aufzuzählen. Ich wusste ja gar nicht, dass sie zum Abschluss solche Partys machen. Joana (Joana: J.A. Ich mache das zukünftig mal mit Initialen) sagt, das sei nicht jedesmal der Fall, käme auf den/die Produzenten an. Sogar Der Storywriter war dabei und sogar die Blumenfrau haben sie eingeladen! 
Und ich stehe da und mache die Musik! Ging megagut. Bis auf… na ja. Zweimal habe ich den Einsatz verpasst. Voll verpennt. Bestimmt drei Sekunden Ruhe und einmal, mitten im schönsten Powerset versehentlich mittendrin den Song gewechselt. War zwar der gleiche BMP, hat aber auch nicht wirklich geholfen. Ich glaube, mein dummer Spruch hat mich während der Party gerettet. Und der, ach egal. War anscheinend gut genug. Der zuständige Partyveranstaltungsfirmenagenturmenschenmann für die Sylvesterparty hat zwar den Kopf geschüttelt, doch der Profi-DJ Sven hat vehement darauf bestanden, dass der Typ ein Idiot ist und ihn zusammen mit Joana und einer anderen Schauspielerin überstimmt. 3:1. Gar nicht mal so schlecht. (Ich frage mich ja, was bei einem Patt passiert wäre…? Poker?) Sie hatten nämlich vorher so eine Art Triumvirat gebildet, um über meine Zukunft zu urteilen…

Und dann schlaaaaaaaaaaafen. 

Und dann war Sylvester. Scheiße, meine Nerven! Ich dachte ja wirklich, nach dem 30. wäre das alles einfacher geworden. Am Arsch! Von wegen einfacher! Das Lampenfieber war noch viel größer geworden, was vermutlich daran lag, dass ich den 30. teilweise so vermasselt hatte.

Schließlich war ich um 5 Uhr da und habe mir alles zeigen lassen. Die Tänzerinnen trudelten so ab 6:30 Uhr ein. Ich muss schon sagen… Wow! Mit denen konnte ich nicht konkurrieren. Aber was soll’s – ich konnte Sprechen und Denken. Auch schon was. Und dann war da auch noch so eine Choreografin, die Chefin von ihnen. Die wollte mir doch allen Ernstes sagen, wann ich mich auszuziehen hatte. Mann, habe ich gelacht, so hatte ich mich wirklich schon ewig nicht mehr amüsiert. Joana hat ihr dann zu verstehen gegeben, dass ich diejenige war, wenn überhaupt, die irgendwem zu sagen hatte, wann die Klamotten fielen und wann nicht. Wie sie alle so schön brav auf sie hören… Tsts… Dabei hatte sie eigentlich mit der Organisation gar nichts zu tun, doch sie scheint in dem business wirklich eine Art Autorität zu sein. Sachen gibt’s… 

Der Knaller (der eine): Sven hat um 23 Uhr nur für eine halbe Stunde übernommen, damit ich mich für „den Orgasmus des Jahres“ frischmachen kann, denn ICH DURFTE den Jahreswechselorgasmus und alles danach machen!
Er hat gemeint, die Leute wären so happy mit mir – why change? Go for it! Äh ja. Hab’s dann bis halb Vier durchgezogen bis ich zusammengeklappt bin. Ohnmächtig, glaube ich. Selbst Schuld, ohne Koks, meinte Sven und hat mich dann wieder eine halbe Stunde vertreten, bis um Vier, dann habe ich ihm gezeigt, dass man es auch ohne Gift bis 10 Uhr morgens aushalten kann, wenn man fit genug ist. Und direkt danach auch noch ficken kann (okay, ‚gefickt werden‘, aber Orgasmen sind Orgasmen).
Das war dann der zweite Knaller, denn im Laufe der Nacht hat mir Joana SJ vorgestellt (nicht, dass man sie erst extra vorstellen müsste…). Die hat dann irgendwann ihr Shirt und den BH ausgezogen (ja, die meisten waren ganz leger in Jeans, Shirts oder simplem Kleidern) und hat mit mir auf der Bühne getanzt. Diese Dinger sind vielleicht herumgehüpft – ich konnte kaum den Überblick behalten. Hab irgendwann mal einfach auf Playlist geschaltet und hab mit ihr eine Mordsshow abgezogen. Ihre Teile sind aber auch… Sie sehen in den Filmen ja schon groß aus, doch ich schwöre: nichts gegen die Realität!
Auf dieser Party hat aber auch wirklich kaum jemand Hemmungen. Die, die erst gegen 11 kamen (jüngere) haben an der Garderobe gleich ihre Shirts und BHs mit abgegeben und kamen gleich oben ohne in den Saal! SOOOOO KRASS! Wieso da bloß keine von ihnen Angst hat, dass irgendjemand von den Caterern oder Guards heimlich ein Smartphone auspackt??? Die Dinger sind natürlich verboten und jeder wird durchsucht – ja, jeder: AUSNAHMSLOS – trotzdem… Ich habe jetzt so viele Starmöpse gesehen, dass ich mich nie mehr werde auf einen Film konzentrieren können! 
Aber der Punkt, den ich sagen wollte: SJ hat mich um 10 in eine Limo und dann in ihr Hotel geschleppt wo wir – na ja. Ficken eben. So richtig. Ich schreibe ’so richtig‘ weil SJ behauptet, noch nie mit einer Frau… LACHHAFT! 
Wie auch immer… Joana hat mich dann abgeholt und ich bin sofort in ihren Armen eingeschlafen. Angeblich schon im Aufzug…

Bin ich jetzt eigentlich wach? SJ hat mir jedenfalls noch ein Küsschen geschickt mit den Worten: „Sometime again?“ 

Fuck, yeah! 

Aber ich fürchte, dass war so eine typische Afterparty-Platitüde. Whatever… Ich werde sicherheitshalber mal ein „Sure“ mit einem Herzchen zurückschicken. Und dann sterben. 

Nachtrag: Chris und ich fliegen zurück nach NY. Ich bleibe nicht zu den Globes. Das soll Joana mal schön alleine machen. Ich bin schon viel zu lange von meinen Leuten weg.
Außerdem bin ich ganz heiß drauf, die neue Crew kennenzulernen.

Nachtrag: Ich überlege, ob ich dieses Tagebuch veröffentlichen sollte. Wäre ja nicht das erste Mal.

Nachtrag: Habe ich eigentlich von Weihnachten erzählt? Na ja, Weihnachten war eben Weihnachten. Außer, dass Joana mir dieses Wahnsinnsgeschenk gemacht hat und mich wirklich ausgetrickst hat. Jetzt stehe ich da und muss improvisieren. Vor allem muss ich ihr jetzt den verdammten dicken Wälzer alleine – ohne die Hilfe von Anik und Wolfgang – übersetzen. Ansonsten war’s eben Weihnachten. Wie Weihnachten ohne die eigene Familie eben so ist. Schön.

Nachtrag: Okay, veröffentlicht. Ich muss solche Entscheidungen schnell treffen, sonst mache ich es nie. Na, dann werde ich mal sehen, was dabei herauskommt. Das Leben ist eine Achterbahn.

Nachtrag: Immer noch 2 Stunden bis Newark, dann vermutlich noch eine Stunde bis ins Village. Wir werden noch einmal in Joanas Apartment schlafen, bevor es dann morgen zurück aufs Boot geht. Chris will eigentlich heute Nachmittag nochmal zum Boot. Aber das Einzige, wohin sie heute Nachmittag gehen wird, ist in mein Bett. Das weiß sie nur noch nicht.