Entfolgung

Vorhin habe ich einfach alle Leute, denen ich bei Twitter gefolgt bin, wieder gelöscht.

Unerträglicher Unsinn

Es ist einfach nicht zu ertragen, was für einen unsäglichen Blödsinn die Menschen von sich geben, wenn sie glauben ein Forum zu haben.

Ich weiß schon, warum ich hier mutterseelenallein auf dem Ozean herumschippere…

„Ach, du weißt gar nicht, mit was ich mich seit 20 Jahren herumschlagen muss…“ (20? Spinnt die?) Joana kennt das Problem natürlich auch, aber aus einer ganz anderen Perspektive.

Ich habe sie gefragt, wie sie das aushält. Sie sagt, gar nicht. Sie lässt alles von ihren PR-Leuten machen und die öffentlichen Auftritte – Interviews, Galas und so einen Quatsch – spült sie danach mit etwas Hochprozentigem runter.

Verstehe.

Trotzdem hat sie nach jedem öffentlichen Auftritt schlechte Laune. „Weil die Leute und ihr Quatsch mir auf die Nerven gehen.“

Bilden wir uns ein etwas Besseres zu sein?

Mmh…?

Ich glaube, ich habe lediglich keine Lust (mehr) auf diese ganze Diskutiererei. Es findet einfach kein ernsthafter Austausch meht statt. Jeder versucht sich zu profilieren (und macht sich dabei lächerlich) und will nichts anderes als seine Meinung in den Äther zu blasen. Argumente anderer werden ignoriert. Das ist doch alles vollkommener Schwachsinn! Was soll das alles? Meinen Adrenalinspiegel hoch halten? Das schaffen Wind und Wellen besser.

Die Stimmung im Volk? Alles was ich (z. B. auf Twitter) sehe, ist der Schwachsinn von ein paar Leuten, die besonders laut schreien!

Was ist eigentlich mit mir heute Abend los? Ach ja: Ich habe immer noch meine Tage…

Der Preis ist gar nicht heiß!

Wie auch immer…

Buchlesungen in Buchhandlungen und Radioauftritte und sowas… Sind die blöd?

Vorher lasse ich mich kielholen.

Das ist der Preis für Verlagsbindung und Buchhandelsvertrieb.

The price for fame.

Ich bleibe auf meinem Boot und lese den Fischen vor. Die stellen keine dummen Fragen, wollen mich nicht anfassen und gehen mir nicht auf die Nerven. Und noch viel wichtiger: niemand gibt mir deadlines. 👍

Und ganz ehrlich: Es ist mir sowas von schnuppe ob ich in Geschichtsbüchern stehe.

Paparazzifutter

Mir ist noch nicht ganz klar, wie Joana sich einen Urlaub vorstellt, bei dem wir sie alle paar Tage an einem anderen Flugplatz absetzen sollen. Aber das wird sie mir sicher noch erklären.

Und dass sie es nicht akzeptieren kann, dass sie die Einzige ist, die an Bord jederzeit angezogen bleiben muss, nur weil Fremde auf dem Schiff sind… Ja… Shit happens, oder so. Es kann ja nun keiner etwas dazu, dass sie ein Problem mit Paparazzi und Hochglanzmagazinen hat.

Ich jedenfalls bin kein Paparazzifutter und kann an- und ausziehen was ich will. Jedenfalls auf meinem Boot.

Paparazzifutter

Wir müssen darüber nochmal reden!

Na, da bin ich ja mal gespannt, was ihr dazu einfällt. Mir fällt dazu jedenfalls nichts weiter ein, als dass ich ganz bestimmt nicht wegen ihr ununterbrochen mit Bikini herumlaufen werde! Bei aller Liebe…

Außerdem findet sie unser altes Schiff viel zu gefährlich. Mmh…? Joana als Bootsexpertin? Ich muss mal in meinen Kalender schauen, ob sie auch ihre Tage hat!

Frischer Schweiß

Und da ich gerade von J. – Forever gesprochen habe:

Schwitzen mochte ich nur beim Sex. Oder davor. Oder danach. Und dann sollten auch möglichst nur die anderen schwitzen. (Aus J. – Forever.)

Ich liebe es wenn Frauen schwitzen

Das ist der Punkt bei J. – Forever: Es kommt auf den Punkt. Ich liiiiiiebe es, wenn meine Frauen schwitzen! Das will ich, das brauche ich! Dieser frische Schweiß nach dem Joggen. Oder beim Sex oder bei was auch immer. Ich kann gar nicht genug davon bekommen.

So viel Schweiß, wie ich ihn bei meinen Weibern ablecken möchte, gibt’s gar nicht!

Und genau deshalb freue ich mich so auf die Karibik.

Es ist wie es ist

Noch zwei Tage bis Florida. Zweieinhalb, bei dem schwachen Wind, der uns erwartet. Ich hoffe, ich kann auch mal schwimmen gehen! 25° warmes Wasser ist schon cool.

Zeitzonen… Ich habe ja eigentlich immer so meine Schwierigkeiten damit, doch mit dem Boot ist es nicht so tragisch, denn da ändert sich alles langsam und Stunde um Stunde. Im Flugzeug früher hat mich das ja echt verrückt gemacht. Jetzt ist das in Ordnung.

Die dürfen ruhig wechseln, wenn es dadurch wärmer wird. Ich will endlich meine Klamotten loswerden! Kleidung engt mich ein, hat sie schon immer. So ein psychologisches Ding. Hat noch nicht mal etwas mit Erotik zu tun. Jedenfalls nicht viel.

Auch so ein Vorteil vom Boot: Selbst in den prüdesten Ländern haben wir weiter draußen unsere eigene FKK-Zone. Also – wer will…

Heute Nacht schlafe ich hoffentlich besser. Die See ist ziemlich ruhig geworden, wir haben 5 Segel gesetzt und ich bin todmüde. (Klüver zum Gennaker.) Chris – Maze – ich muss mich dran gewöhnen – bleibt an Deck.

Ich lese „21 Lessons for the 21st Century“. Das ist so langweilig, dass ich in kürzester Zeit schlafen werde. Alles kalter Kaffee. Ich brauche kein Historiker zu sein um das alles vor 15 Jahren schon gesagt zu haben. Aber zum Einschlafen reichts. Gähnend langweilig. Ein Buch nach dem Motto: „Warten auf die Neuigkeit“.

Und da ich gerade von Büchern spreche: Ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis meines neuen Buchs. Es steckt jahrelange Arbeit drin – buchstäblich jahrelang – und so viel von mir – ich hätte mehr Reaktionen erwartet. Die Verkaufszahlen sind okay, doch es findet keine Diskussion statt, noch nicht einmal mit den treuesten Fans, was sehr schade ist. Das erste J. – Buch hat viel mehr Reaktionen ausgelöst obwohl J. – Forever um Welten besser ist.

Ich schreibe was ich will

Ich glaube, ich werde künftig weniger Energie in ein einzelnes Buch stecken, sondern zurückgehen auf kürzere, weniger tiefgehende Geschichten, denn das scheint zu sein, was die Leserinnen von mir wünschen/erwarten, sonst käme auf so ein Buch mehr Rückmeldung. (Oder überhaupt Rückmeldung.)

Ist ziemlich enttäuschend, das hätte ich mir für „Forever“ ganz anders gewünscht, doch es ist wie es ist.

Andere Dinge kann ich immer noch unter einem anderen Pseudonym schreiben und vielleicht auf Englisch.

Themawechsel.

Ken möchte gerne hin und wieder fischen. Wegen mir. Aber als ich verkündet habe, dass ich jeden, der anfängt nach Fisch zu stinken über Bord werfen würde, haben sie angefangen zu murren. Wie kann man das denn nur falsch verstehen?

Apropos Fisch: Wir werden in Florida noch einmal gewaltig Vorräte aufstocken. In der Karibik ist das Meiste leider nicht so nach meinem Geschmack. Maze meint, ich solle mich nicht anstellen. Ich will mich aber anstellen und ich stelle mich an solange ich will!

Ich merke schon: Morgen wird so ein Tag an dem ich so lane provoziere, bis Maze mir eine scheuert.

Jap, da ist der Wunsch Vater des Gedanken. Sie macht sowas nicht. Wenn sie doch nur „J.“ lesen könnte… *seufz

Joana? Wann kommst du? Du fehlst mir! So unendlich!

Wir drei sind schon komisch…

Ich werde das Segeln noch sowas von genießen! Wer weiß, wie lange das mit dieser Scheiß-Krankheit noch geht! Da wird aber auch gar nichts besser! Langsam geht es mir echt auf die Nerven. (Schon irgendwie ein komischer Satz in diesem Zusammenhang.)

Ich bin so zugedröhnt mit Tabletten…

Was mich daran erinnert, dass ich jedem sagen wollte, dass er das Leben genießen soll, solange er noch kann.

Denn plötzlich, von einer auf die andere Sekunde macht es „Bäng“ und Schluss ist mit lustig!

Das kann jede erwischen, ganz schnell, ganz unfair mit egal was.

Bin ich eigentlich blöd? Jammere ich hier jetzt schon wieder rum?

Offensichtlich. Weil mir der Nerv immer wieder eine reinhaut. Wenn ich wenigstens zurückschlagen könnte.

Wie auch immer…

Ich will unbedingt mal so einen Vibrator mit drei – wie nennt man das eigentlich?

Einen Kleinen für hinten, einen Normalen für vorne und was ganz Kleines für die Klit. Ich werde meine Schwester bitten sowas zu besorgen. (Zu unserem Boot schwimmt leider kein Paketbote.) Aber ich will so ein Teil unbedingt mal ausprobieren. Für Erfahrungsberichte bin ich immer dankbar – am liebsten hier in meinem Blog und nicht auf Facebook oder wo auch immer. Ist intimer hier. *zwinker

Maze – Ja, ich hab’s akzeptiert, ab sofort Mazikeen! – hat heute gegen Morgen bei mir… Ach was, das wollt ihr sowieso nicht wissen. Aber es war geil und intim.

Warum ich euch anspreche, obwohl das hier mein Tagebuch ist?

Na ja, ich weiß ja, dass ihr es lest. Also warum nicht ab und zu auch mal einen kleinen Dialog zwischen uns?

Wie auch immer…

Maze ist der Hammer! Unsere Verbindung ist seit heute Nacht eine ganz andere geworden.

Ich habe es Joana geschrieben und sie war total aus dem Häuschen. Richtig happy für mich aber auch für uns. Wir drei sind schon komisch.

Ich liebe sie. Alle beide.

Sie hat gefragt, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn sie irgendwann einmal mit Chris – Maze – schlafen würde. Schon schräg. Ich habe ihr ganz ehrlich gesagt, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen könnte.

Ich sage ja: Komisch.

Ich liebe sie. Alle beide. Jede auf ihre Art.

Hast du getötet?

Maze.

„Nenn mich Maze. Das ist, was ich bin: dein Mazikeen. Dein Dämon.“

Ja, klar…

„Wer hat denn jahrelang auf dich gewartet und war in dieser Zeit IMMER für dich da?“

„Du.“

„Und wer wird es immer sein, selbst wenn du dich abwenden würdest?“

„Du.“

„Ich habe einen Eid geleistet. Das weißt du.“

Ich nicke.

„Und ich werde niemals einen Eid brechen.“

„Das weiß ich.“ Wobei ich nicht weiß ob mir das gefallen muss.

Andererseits – Chris hat sich niemals aufgedrängt. Sie war nur einfach da, wenn ich sie gebraucht habe.

Hast du schon einmal getötet?

„Warum hast du das gemacht, Chris? Selbst als ich nicht mehr da war?“

„Wie oft hast du das schon gefragt, Tammy? Braucht Liebe Erwiderung?“

„Irgendwie schon, finde ich.“

„Meine nicht.“

Fuck. Was sollte man zu so etwas schon sagen?

„Hast du schon einmal getötet?“, frage ich, einer Eingebung folgend. Ich weiß nichts von ihr, von ihrer Vergangenheit. Sie hat sich immer geweigert darüber zu sprechen – auch als wir noch zusammen waren.

„Es ist nicht mein erster Schwur, falls du das meinst. Aber der erste einem Individuum gegenüber.“

Bitte?

„Nein, das meine ich nicht. Meine Frage war doch eigentlich ziemlich eindeutig, oder?“

„Ich kann sie dir nicht beantworten, Tammy. Vertraust du mir?“

Ich zucke mit der Schulter: „Blind.“ Ich glaube, dass das nicht gelogen ist.

„Gut.“

Aha. Gespräch beendet. Aber nach dem Traum von heute Nacht, konnte ich es dabei einfach nicht belassen:

„Würdest du töten?“

„Ja.“

Sie antwortet fast schneller als ich die Frage habe beenden können.

Dämonenaugen

Das Schiff ist leer. Dunkel. Düster. Kein Mann an Deck. Kein Segel gesetzt.

Kein Lüftchen regt sich. Flaute. Das Meer ist ein dunkler Teppich mit verlorenem Lametta. Neuer Mond. Sternenklare Nacht.

Roter Mars.

Tote Venus.

Es knarrt in den Planken. Unter Deck herrscht blinde Dunkelheit. Wieso bin ich hier? War ich nicht eben noch…?

Dämonenaugen.

„Bist du das…?“ Angst.

„Psst!“ Die Gänsehaut weicht.

„Schwörst du mir…?“, flüstere ich.

„…den heiligen Eid.“ Die Dämonenaugen schließen sich und öffnen sich wieder: „Den heiligen Eid der Nacht.“

Ich atme wieder. Erleichterung.

„Mazikeen?“

Stille.

„Hast du sie getötet?“

„Jeden“, sagt sie, „es ist Nacht. Sie hätten es besser wissen müssen.“

„Männer wissen es niemals besser. DIESE wissen es niemals besser“, nicke ich und seufze.

„Ich bin da“, lächeln die Dämonenaugen.

„Auch morgen, richtig? Du wirst auch morgen hier sein? In der Nacht?“

„Ich bin immer da.“ Mazikeen nennt meinen Namen. „Besonders nachts.“

„Du wirst sie wieder töten, richtig? Immer wieder?“

„Und wieder und wieder.“ Ich spüre ihren Atem ganz dicht neben mir: „Ich bin die Nacht.“

„Du bist die Nacht und du bist bei mir.“

„Forever“, flüstert sie und ich schmiege mich in ihre Dämonenarme.

„TÖTE SIE! TÖTE SIE ALLE!“, schreie ich plötzlich.

Und es wird Tag.

* * *

Mehr von Andrea in ihrem neuen Roman:

Andrea Lauenburg: J. – Forever

Im Zweifel ein Roman

21° am Abend sind ganz okay.

Vor allen bedenkt man die Jahreszeit und dass wir mitten auf dem Atlantik sind.

Die Hälfte der Strecke haben wir geschafft.

Was aber nicht über die Tatsache hinweghilft, dass ich jetzt mittendrin bin in meinen Tagen und ich mir – mal ganz abgesehen von den Scheiß-Bauchschmerzen – vorkomme wie eine abgestochene Sau!

Der Südwind lässt uns ganz gut vorankommen, und wenn der hohe Seegang und die Wellen nicht wären, könnte es auch schon fast gemütlich sein an Deck.

Aber eben nur fast.

Wir werden unseren Kurs weiter nach Norden verlegen, damit wir nicht in die gemeldete Flautezone vor Miami segeln. Wird uns Zeit kosten, doch die Flaute würde uns länger aufhalten.

Apropos aufhalten… Warum müssen Frauen wie Joana, Chris oder ich, die definitiv keine Kinder wollen, uns eigentlich mit diesem Blutungsmist herumschlagen? Wir könnten doch… Ach, egal… Ist wieder so ein typisches Deprithema. Muss ich nicht haben.

Und warum glauben eigentlich die meisten, dass wir es toll finden müssten, wenn in unserem Körper etwas wächst? Wenn andere das klasse finden – be my guest. Aber die Entscheidung liegt bei jeder Frau ganz alleine. UND SCHON GAR NICHT BEI IRGENDWELCHEN FUNDAMENTALISTISCHEN MÄNNLICHEN ARSCHLÖCHERN!

Jetzt rege ich mich ja doch auf…

Der Blutungsscheiß. Ich erinnere mich. Wie war das mit dem Tequila?

Ich habe ja schon die Politik wegen dieser Aufregerei aufgegeben. Ein paar vernünftige Spenden und das war’s. Ich lasse mir doch nicht mein Leben von diesen populistischen Dummköpfen vermiesen. Nein, lange genug geärgert und aufgeregt. Wer sich in England oder USA gerne dem Großkapital ergeben möchte – have fun. Und wer in Deutschland wieder die Braunen marschieren sehen möchte – bitteschön. Macht Europa wieder kaputt und verteilt die Maschinenpistolen erneut.

Dann ist den Leuten wirklich nicht mehr zu helfen. Jemandem mit meiner Krankheit, die heute wieder ziemlich reingeknallt hat, fängt es irgendwann an am Arsch vorbei zu gehen.

Und davon, dass die Erde zerstört wird und es so viele Trottel gibt, die ernsthaft glauben alles besser zu wissen als alle Wissenschaftler der Erde zusammen – was sagt das über den durchschnittlichen Intelligenzlevel des Homo Sapiens?

Wahrscheinlich macht es Sinn, dass der Sapiens sich von der Bühne verabschiedet. Ausser die Dinge kaputtzumachen, können wir ja doch nichts!

Deprithema?

Richtig. Mist! Das ist aber auch ein Scheiß wenn ich meine Tage habe! Auch so eine Fehlkonstruktion beim Menschen. Da muss die Göttin einen chinesischen Bauplan erwischt haben.

Und ich weiß schon jetzt, dass das mit dem Schlafen nachher nicht wirklich was wird.

Harakiri hilft heute Nacht an Deck mit. Schade, dass ich nicht dran bin. Obwohl, wenn ich nachher doch nicht schlafen kann… Ich würde wirklich gerne mal an ihren Lippenpiercings herumknabbern!

Was schreibe ich eigentlich für einen Mist?

Richtig: Das ist ein Depressionsabwehreintrag. Hilft solange ich schreibe. Deshalb sind diese Einträge oftmals auch so lang. Schreiben gegen Hormonungleichgewicht.

Bei mir wird es übrigens nicht mehr als das eine Piercing werden. Das hat schon genug wehgetan. Schmerzpatientin eben. Ausserdem nervt es mich manchmal und ich würde es dann am liebsten rausnehmen. Vor allem wenn ich versehentlich draufbeiße. Und beim Lippenstift stört es mich auch ziemlich. Macht eben mehr Arbeit als nötig. Abgesehen davon, dass es sich so gerne entzündet. Was mich vom endgültigen Rausnehmen abhält? Keine Ahnung. Z.B. das Loch, das dann bleibt. Außerdem gefällt es mir schon irgendwie. Ach, was weiß ich…

Ich brauche noch einen Tee. Heiße Getränke statt Hochprozentigem.

Vielleicht werde ich mir gleich nochmal das Video von der Sylvesternacht in Beverly Hills anschauen. Das mit mir als DJ und Nackttänzerin. Und mich darüber freuen, dass zumindest mein Body noch ganz nett aussieht, wenn schon die Nerven nicht mehr so wollen.

p

Joana hat mir übrigens erzählt, dass sie allen Ernstes wieder mit ihrem Ex im Bett gelandet ist. Der, der unbedingt Kinder von ihr wollte und der sie deshalb hatte sitzenlassen.

Seufz…

Ist ja angeblich sonst ganz nett…

Kann ich bei Männern ja nun wirklich nicht beurteilen, da bin ich gänzlich die Falsche. Verständlicherweise, glaube ich.

Aber ich kann ja nun verstehen, dass manche Heterofrauen eine andere Sichtweise haben. Vor allem die jungen, die noch nicht so viel mit den Typen erlebt haben.

Bei Joana glaube ich sowieso, dass sie wieder mit ihm zusammenkommt, sie scheinen ja wirklich gut zusammenzupassen. Und da er das Kinderthema ja nun erledigt hat – was steht dem im Weg? Ich bestimmt nicht. Ich bin und bleibe ihre beste Freundin. Inzwischen und für alle Zukunft mit Benefiz. Woher ich das weiß? Frauen wissen sowas. Vor allem ich.

Meine eigentliche Seelenverwandte (ist ja schon ein krass dämliches Wort) ist ja wohl eindeutig hier mit mir an Bord. Wieso liebt diese Frau mich eigentlich so abgöttisch?

Das Wrack, das ich bin?

Depri. Ja, ich weiß.

Apropos lieben. Chris hat mir gerade den nächsten Tee gebracht, hat sich jetzt neben mich auf den Boden gesetzt und hat ihren Kopf auf mein Bein gelegt. Das ist keine Demutsgebärde – SIE doch nicht! – sondern einfach ein Ausdruck der Nähe. Wenn ich das bei ihr mache, hat das eine ganz andere Bedeutung.

Aber lassen wir das.

Ostfriesentee. Mein Vorrat reicht garantiert drei bis vier Jahre. Das Zeug trinke ich literweise. Man sollte eigentlich meinen, ich müsse die English-Breakfast-Frau sein, doch nur weil ich damit aufgewachsen bin, muss mir die Mischung nicht besser schmecken.

Schreibe ich jetzt ernsthaft über Tee? Ich scheine ja verzweifelt zu sein.

Verzweifelt zu versuchen, nicht die falschen Gedanken aufkommen zu lassen.

Jede hat da ihre eigene Methode, richtig? Wichtig ist nur, DASS man eine hat – irgendeine ausser Alkohol oder Drogen – und sich den bösen Gedanken nicht hingibt. Das ist das Schlimmste. Bei mir hilft Schreiben. Im Zweifel ein Roman.

Penetrante Schatten

Wir kommen sehr gut voran.

Hätte ich bei meiner Laune gar nicht zu hoffen gewagt, doch Chris (Soll ich sie jetzt wirklich Maze nennen? No way!) hat alles im Griff, während Ken sich um Sonne, Mond und Sterne kümmert. Übersetzung: er faulenzt. Vermutlich sieht er es gar nicht ein mehr als das Nötigste zu tun, da ich auch nicht mehr mache.

Ich werde wohl mal mit ihm reden müssen. Sobald ich wieder genügend Energie habe.

Wird schon, sagt Chris, wird schon. Das sagt sie immer.

Anik hat gefragt, ob wir uns in Florida treffen wollen. Warum? Meine Schwester ist mir doch gerade erst an Weihnachten auf den Keks gegangenen. Und jetzt gleich schon wieder?

Wie auch immer…

Ich bin nicht allein. Zoe ist da. Immer öfter. Sie taucht ständig auf. Selbst mitten auf dem Atlantik taucht sie auf. Das ist nicht gut, sagt Chris.

NATÜRLICH IST DAS NICHT GUT! Das weiß ich selbst, Weib!

Heute Abend werde ich versuchen sie mit Tequila zu vertreiben. Ich darf mich nur nicht erwischen lassen.

Chris mag das nicht. Ken auch nicht. Kann ich verstehen. Ich würde das auch nicht verstehen. Aber wenn die Schlampe doch einfach nicht verschwinden will.

Themenwechsel. Ob wohl jeder solche penetranten Schatten hat? Die ihm quer über den Ozean folgen? Vermutlich nicht. Jedenfalls nicht so. Hat ja nicht jeder so eine Vergangenheit. So mit Gewalt und Horror und – ach was… Hat ja jeder schon gelesen.

Ich hatte mal kurz (eine Nanosekunde) an Dinge gedacht, die andere dazu bringen sollten, auf mein – und Zoes – Höllentrip aufmerksam zu werden. Hab’s gelassen. Ich bin kein Opfer. Zoe ist eines, auch wenn sie das Gegenteil behauptet.

Tequila? Wenn ich so darüber nachdenke, lasse ich das besser. Ein Masturbationsmarathon tut’s auch. Solange die Akkus halten.

* * *

Tammy Downey ist Andrea Lauenburg. Und hier gibt’s mehr von ihr:

Andreas offizielle Facebookseite

Andreas Facebook-Bücherseite

Tammy (Andrea) auf Twitter

Andrea auf Instagram

Andreas neuester Roman:

Andrea Lauenburg: J. – Forever

Mehr

Mazikeen

Schon früher hat Chris immer versucht diejenige von uns beiden zu sein, welche die andere, mich, beschützt. Das hat nie so wirklich funktioniert, weil ich ebenfalls Kampfsport mache und – ganz ehrlich – ihr dabei immer überlegen war.

Dass ich Chris in letzter Zeit mit Mazikeen* assoziiere – und sie sogar einmal versehentlich Maze** genannt habe – hat natürlich Gründe.

(Chris hat natürlich sofort nachgeschaut, wer oder was Mazikeen – Maze – ist, und hat festgestellt, dass es sich um einen weiblichen Dämon handelt, einen der stärksten und mächtigsten aus der jüdischen Mythologie. Sie ist eine Lilim, Tochter der Lilith – in der mesopotamischen Religion ein Dämon der Nacht, der Männer attackiert. Alles in allem also ganz nach ihrem Geschmack. Dass Dämonen keine Seele haben, stört sie nicht weiter, denn wer hat schon eine?)

„Warum nennst du mich nicht einfach Maze?“, hat sie mich gestern Abend gefragt und alle Flüssigkeiten der Welt sind auf der Stelle in meine Möse gestürzt. Wie macht sie das nur immer?

Mazikeen, Dämonin der Nacht

Wie auch immer…

Joana ist da ganz anders. Sie ist keine Beschützerin. Jedenfalls nicht selbst. Sie schleppt in der Regel einen oder zwei Bodyguards hinter sich her, die regeln das dann. Sie persönlich beschützt gerne finanziell, das ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Für Joana bin ich – leider muß ich inzwischen „war ich“ sagen – die Beschützerin. „War ich“ weil es mit mir eben nicht mehr so weit her ist mit beschützen.

Das ist nämlich das eigentliche Thema. Durch die ganzen verdammten Tabletten hat es sich langsam mit mir als Beschützerin erledigt. Mittlerweile falle ich hier den halben Tag durch die Gegend als hätte ich etwas getrunken. Und meine Kondition ist vermutlich die einer 70jährigen regionalen Vizemeisterin im Kampfstricken.

Maze – Chris – hingegen hat sich genau in die andere Richtung entwickelt. Sie trainiert von morgens bis abends, kickboxt auf dem Boot gegen andere Dämonen, stemmt alles was nach Gewicht aussieht, besteht darauf jedes verdammte Segel möglichst alleine hochziehen und klettert die Maste rauf und runter wie eine hungrige, läufige Schimpansin. Sobald wir irgendwo stoppen ist sie weg. Im Wasser. Und versucht den Weltrekord im Langstreckenkraulsprintschwimmen zu brechen. Sollte irgendwo Land in Sicht sein, versucht sie das gleiche auf der Marathonstrecke.

Mir soll es recht sein. Es gibt nichts Geileres als von oben bis unten jedes Tröpfchen Schweiß von ihrem Körper zu lecken.

Auf jeden Fall bin ich gewaltig ins Hintertreffen geraten. Heute wäre ich nur noch ein zweitklassiger Sparringspartner für sie.

Dann ist das eben so.

Ich habe meine Überlegenheit verloren aber eine megageile Beschützerin gewonnen: Mazikeen, die Lilim, die männerattackierende Dämonin der Nacht.

Ist das nicht geil?

– – –

* Mazikeen, gesprochen „Mesekien“ ** Maze, gesprochen „Mäis“

Push-up

Ich weiß nicht, wie sie es immer schafft, dass ein Großteil ihrer Brüste nackt ist.

Ich meine natürlich zu sehen. Herausschauen. Sichtbar sind. Es ist der Knaller!

Sie sagt, bei D-Cup sei das nicht schwer und wenn ihr die Dinger schon auf die Nerven gingen, könnte sie wenigstens was Sinnvolles damit anstellen.

Sinnvolles… Mmh…? Wenn sie damit meint, dass sie meine Möse in ein permanentes Sumpfgebiet verwandeln will, dann – mission accomplished.

Andererseits ist es NICHT witzig, jede Stunde die Unterwäsche wechseln zu müssen, weil Madams Möpse durchgehend aus ihren Klamotten herausschauen! Zumindest zu großen Teilen.

Und dann: Wenn sieBHs trägt, dann sind das 90 D? 95D? Weiß der Teufel. Aber der Punkt ist: Sie bringt es fertig ihre Titten dann auch noch in Push-ups zu zwängen. Push-ups! Hallooooo! Ich wusste nicht mal, dass es sowas in der Größe überhaupt gibt! WAS GIBT ES DENN DA NOCH ZU PUSHEN?! (Außer meine Flüssigkeitsproduktion?)

Chris hat einfach kein Gefühl für das Leiden anderer!

Wenn wir zusammen auf der Straße herumlaufen, rennen die Typen reihenweise gegen Laternen und die Weiber bekommen Migräne vom ständigen Kopfschütteln.

Nicht, dass es mir missfallen würde, ich steh drauf. Es aktiviert wahrscheinlich mein Prol-Gen.

Was jedoch nicht witzig ist, ist meine bei jedem Schritt schmatzende Unterhose.

Sind sie oder sind sie nicht?

Ich habe immer noch nicht herausgefunden ob Tine und Harakiri etwas miteinander haben! Tatsache ist und bleibt, dass sie ständig zusammenhängen.

Aber das haben Joana und ich ja schließlich auch, als wir „nur“ beste Freundinnen waren. Das will also nichts heißen. Ich brauche Beweise.

Und ich habe, ehrlich gesagt, noch keine Ahnung woher ich welche bekommen soll.

Ich könnte mich zu ihrer Kajüte schleichen, doch irgendwie widerstrebt mir das. Ausserdem gibt es dort nur einen Vorhang und zudem ist es genau gegenüber der Kajüte von Cornelia und Andrew, die wiederum auch nur einen Vorgang hat. Ziemlich gefährlich also.

Und unsere beiden Matrosen zu fragen – kommt auch irgendwie nicht gut für einen Captain.

Ken und Chris sagen beide das Gleiche, wenn ich sie frage: „Welche willst du anbaggern?“

Als ob ich es nötig hätte, eine Frau anzugraben!

Ich bin lediglich neugierig. Das ist ja wohl legitim, oder?

„Stellt euch vor, wir gehen unter und wir wissen es nicht!“

Beide verdrehen die Augen: „Und dann?“

„Äh… Ist eigentlich noch Kaffee da?“

Trotzdem will ich diese verdammten japanischen Lippen mit dem Eisenlager küssen! Das macht mich ganz kirre. Nein, eigentlich macht es mich nass. Jedes Mal wenn ich darüber nachdenke. Und manchmal reicht es, wenn ich nur auf ihren verdammten Mund schaue und an nichts Böses denke!

Und wenn ich dann schonmal weiß, dase sie lesbisch ist…

Chris meint, ich solle mich nicht so anstellen. Ich würde mich doch sonst nicht daran stören ob eine homo, hetero oder sonstwas wäre.

Jaja, stimmt schon. Ausserdem will ich sie ja auch nur küssen. Glaube ich.

„Aber die Taktiken sind andere, verstehst du?“, erkläre ich.

Chris verdreht schon wieder die Augen und Ken meint nur: „Weiber! Gott, was bin ich froh, dass ich schwul bin.“

Ja, manchmal wünsche ich mir das auch.

Pain

Schlechter Tag bisher. Ganz schlecht.

Schmerzen. Viele Tabletten. Sowas macht mich immer fertig. Gegen Depressionen hilft es an Deck zu gehen und dumme Witze zu machen. Und anderen zu zeigen, was sie für einen Mist machen.

Bis Chris mir sagt, dass ich mich gefälligst zusammenreißen soll. Das hilft dann auch.

Windig. Sonst okay. Wir kommen gut voran, ich will ins Warme.

Nein, wirklich. Schlimm. Es wäre fast zu einem Anfall gekommen. Dreimal hintereinander anfallsartige Schmerzen, aber immer nur für je eine Sekunde. Ist auszuhalten. Das Schlimmste daran ist die Angst, nein, Panik, dass es jetzt gleich richtig losgeht.

‚One of the most excruciating and horrible pains known to mankind‘, steht im Flyer der Selbsthilfegruppe (zu der ich nie gegangen bin, doch sie bombardieren mich mit dem Zeug).

Ist aber gerade nochmal gutgegangen. Und alles nur, weil ich die 6 Uhr Tabletten (UTC) eineinhalb Stunden zu spät genommen habe.

Extra Tabletten (massenweise). Yuck!

Jetzt muss ich wieder 3 Tage lang auf jedes winzige Anzeichen achten und mir die Vorwürfe von Chris anhören.

Grrrrrrr!

Wie auch immer…

Stört irgendwen mein Gejammer? Ist mein Tagebuch, ihr erinnert euch?

Ich wollte Joana wäre hier. Zugegeben: Chris ist diejenige die dann an nichts anderes als an mich denkt.

Was gibt es Schöneres?

Dance With The Devil

In sechs Tagen sollten wir dann in deutlich wärmeren Gefilden sein. Darauf freue ich mich wirklich.

Ich wundere mich immer wieder, warum Menschen freiwillig in kälteren Gegenden wohnen.

Obwohl – habe ich in Orcas ja auch. Vielleicht ist es die Liebe zu Jahreszeiten? Oder weil wir glauben, dass wir keine andere Wahl hätten?

Natürlich haben wir eine andere Wahl. Jeder hat eine andere Wahl. Spätestens nach der Ausbildung hat jeder die Wahl. Die Menschen sind nur zu feige oder zu faul Risiken einzugehen. Oder es gefällt ihnen da wo sie sind. Dann sollten sie sich aber auch nicht beschweren.

Wie komme ich denn jetzt eigentlich darauf?

Egal.

Auf jeden Fall will ich ins Warme. Erst einmal. Florida, Karibik, Golf von Mexiko, Mittelamerika, Südamerikas. Für’s erste.

Chris ist oben und hat alles im Griff. Ich kann aber auch nicht schlafen. Nicht mehr, jedenfalls.

Hat alles im Griff… Wie sexy…

Ich habe von der Nacht mit Joana und ihr geträumt. So echt träumen? Gibt’s das? Es war fast so, als hätte ich es nochmal erlebt, nur etwas verrückter. Ich glaube, in meinem Traum war Joana wirklich lesbisch. Mit Haut und Haaren. Obwohl da auch noch ein Typ aufgetaucht ist. Keine Ahnung was der für eine Rolle gespielt hat.

Träume…

Chris erinnert mich in Auftreten (und sogar ein wenig im Aussehen und ganz bestimmt in ihrer Klamottenwahl) an diesen Dämon Mazikeen in Lucifer. Vermutlich haben sie die Figur nach ihr modeliert.

Wenn Chris Mazikeen ist, wer ist dann Lucifer?

Auf jeden Fall ist sie schon gewaltig sexy. Ich überlege, ob ich sie künftig Maze nennen soll. Chris hat gegenüber Joana allerdings den großen Nachteil, dass sie nicht mein Jugendschwarm und weltberühmt ist. Da kommt mein verrückter Faible für Stars wieder durch. Das ist, als wenn man pizzaverrückt ist, und bekommt jetzt gesagt: in Zukunft nur noch Spaghetti Bolognese. Oder so.

Ich bin unmöglich, ich weiß.

Go fuck yourself!

Nachsatz: Auf die Spaghetti will ich nun auch nicht verzichten…

Ich muss jedoch auch sagen, dass Joana wirklich megageil, megasexy, megasüß, megalieb und überhaupt mega ist.

Nur leider eben nicht so 100 Prozent lesbisch. Eher gar nicht. Wir machen nur rum, weil sie weiß, dass ich es brauche. Schon ein bisschen armselig. Von mir. Eigentlich müsste ich ja sagen „lass mal“ und müsste mich mit ihr als allerbester Freundin der Welt zufrieden geben. Andererseits – es ist nunmal Joana. Es sind ihre Titten. Es ist ihre Möse. Und sie zu küssen ist der Himmel auf Erde.

Bei Maze – äh, Chris – ist es eher die Hölle. In a good way.

Ich schreibe Unsinn, heute Nacht.

Muss die Vorfreude auf das schöne Wetter sein.

Weil ich dich liebe

Nachdem wir heute Nacht zu dritt in meiner Kabine geschlafen haben, kam das Thema auf, ob wir nicht einfach mal zu dritt Urlaub machen sollten. Oder gar eine Bootsreise einfach nur zu dritt unternehmen sollten. Vielleicht auf einer kleinen 30ft-Yacht.

Interessanter Gedanke. Aber während der Award-Season natürlich völlig ausgeschlossen.

Irgendwie entwickelt sich das hier gerade zu einer ménage à trois. So war das eigentlich überhaupt nicht gedacht. Immerhin war von Sex zwischen Joana und Chris bislang noch nichts zu sehen. Was aber vermutlich lediglich an Joanas Desinteresse an jeglicher Form von Sex liegt, bei dem kein Penis involviert ist. Insofern kann ich mich wohl nicht nur „von“ sondern gleich „von und zu“ schreiben.

Aber immerhin hat sie keine Berührungsängste. Chris und sie haben heute Morgen beim Aufwachen schon ziemlich kreuz und quer über- und untereinander gelegen.

„Warum geht dir eigentlich jede Form von Eifersucht ab?“, wollte Chris vorhin zum vermutlich 500ten Mal wissen.

„Weil es mir reicht, dass jemand Dinge mit mir machen möchte und es mir nichts nimmt, wenn er die Dinge auch mit anderen machen möchte“, antworte ich zum 500ten Mal.

„Und die Exklusivität?“, fragt sie zum 500ten Mal.

„Sehe ich so naiv aus, dass ich an das Thema ‚ewige Exklusivität‘ glaube?“ Natürlich auch zum 500ten Mal.

Und dann wollte Chris wissen, was das mit ihr und mir sei. Wieso sie so ewig auf mich gewartet hätte und ich, trotz Joana, wieder so eng mit ihr zusammen sei.

„Weil ich dich liebe“, habe ich geantwortet und sie hat angefangen zu weinen.

Süchtig

Wir bringen unsere beiden Mikroskop-Akrobatinnen nicht an den Wunschort.

Das war schließlich auch nicht unsere Vereinbarung. Wir machen auf dem Weg nach Westen einen kurzen Stopp am anderen Ende der Bermuda Inseln für sie.

Nachdem wir Joana mit der Anny X am Flugplatz abgeliefert haben, geht es direkt los, da das Wetter für die geplante Route absolut perfekt aussieht, das will ich ausnutzen.

Ausserdem geht mir das Wetter hier auf den Keks. Ich will endlich ins richtig Warme und meine Klamotten loswerden.

5-6 Tage sollte es bis Florida dauern. Das sollte reichen um Joana nochmal für einen Tag zwischen diesen Scheiß-Awards sehen zu können. Wobei ich ihr ständig in den Ohren liege, dass sie ENDLICH aufhören soll mit der Arbeiterei. Dann könnte sie auch endlich aufhören zu fliegen. Immerhin hat sie versprochen so oft es geht einen Linienflieger zu benutzen. Wir werden sehen…

Wobei ich irgendwie nicht daran glaube, dass sie jemals aufhören wird. Noch nicht einmal kürzer treten traue ich ihr zu!

Dieses movie business scheint wie eine Sucht zu sein.

Nun, über Sucht darf ich mich natürlich nicht auslassen. Ich selbst würde fliegen, bis meine Knochen nicht mehr zusammenhalten würden. Und würde meine Gesundheit es mir nicht verbieten, wäre ich vermutlich jetzt gerade 30.000 ft über der Erde. Das Segeln ist nichts weiter als das Methadon für meine Flugsucht.

Insofern muss ich Joanas Arbeitssucht wohl verstehen und ihre ständigen Besuche und vor allem das Unterbrechen der Drehs wegen mir, ihr ganz besonders hoch anrechnen. Und das tue ich. Vor einem Jahr hat sie sogar eine weitere Doppelgängerin engagiert um die Paparazzi abzulenken, wenn sie mich treffen will.

Was jedoch alles das beleidigende Gefühl nicht vertreibt, dass sie nicht öffentlich zu uns steht. Andererseits – wie würden es ihre Fans aufnehmen, wenn sie jemals wieder einen Typen heiraten würde und wir nebenbei ganz offen ein Verhältnis hätten (oder nicht offen, aber es herauskäme, weil die Paparazzi mich inzwischen kannten)…?

Vor diesem Hintergrund kann ich es schon ein wenig verstehen. Aber nur ein wenig.

Ankerkette

Die Neuen habe ziemlich große Augen gemacht, als Joana gestern an Bord gekommen ist.

Noch viel größer wurden sie, als Joana sich heute Morgen mit uns nackt an den Frühstückstisch gesetzt hat.

Unnötig zu sagen, dass ihre Münder offenstanden, als ich verkündete, dass ich jeden einzelnen an der Ankerkette im Meer versenken würde, der es wagte, ihre Titten – oder sie überhaupt – zu fotografieren und ihnen von verschiedenen Seiten bestätigt wurde, dass meine Aussage NICHT bildlich zu verstehen war.

Quote

Wir sind sieben Crew an Bord, mit Joana acht – nur zwei davon sind Männer.

Das nenne ich mal Quote.

Und wenn man bedenkt, dass von den Männern einer schwul ist und von den Frauen zwei lesbisch und vermutlich eine bis drei bi sind, dann ist unser Boot das reinste Regenbogenschiff.

Bei uns Weibern ist das nicht so genau zu sagen: Bei Joana bin ich mir nicht so sicher ob sie nicht vielleicht doch meine beste Freundin mit Benefiz (für mich) ist und bei den beiden Biologinnen ist es nur ein sehr starker Anfangsverdacht. Basierend jedoch auf ziemlich eindeutigen Indizien und auf dem ständigen Gepiepse meines Gaydars. Ich werde das noch genauer herausfinden.

Sollte sich das jedoch alles bewahrheiten, wären von derzeit acht Leuten an Bord lediglich zwei hetero.

Auch das nenne ich mal Quote!

Ich wäre gerne du

Ich finde es immer wieder herrlich, beim Dinner im Restaurant einer Frau gegenüber zu sitzen, die einen riesigen Strohut mit breiter Krempe und eine pechschwarze Sonnenbrille trägt.

„Ich wäre gerne du“, sagt Joana.

„Wärst du nicht, glaube mir“, entgegne ich: „Und im Übrigen hat jeder sein eigenes Kreuz zu tragen.“

„Ja, ich zum Beispiel dieses verkochte Gemüse hier“, schüttelt Joana den Kopf, knallt ihr Besteck auf den Teller und schiebt ihn von sich.

„Ich liebe dich“, sage ich.

„Das macht das vergammelte Gemüse auch nicht wieder lebendig“, antwortet sie.

Wie ich diese Frau liebe!

Warum habe ich eigentlich ständig Sex?

Eine Nacht. Wir haben eine Nacht zusammen.

Joana kommt aus London und fliegt direkt morgen Früh weiter nach LA.

Award season. Sie ist stinksauer, weil sie keine weitere Nominierung hat (wobei mir sowieso nicht so ganz klar ist, für was eigentlich).

Und die Oskars sind noch nicht bekanntgegeben. Egal. Ihre Sache. Sie stellt sich jedes Jahr so an.

Für eine Nacht muss ich ihr wenigstens nichts übersetzen. Von meinem neuen Roman, meine ich.

Sie will dann nach Miami oder Palm Beach kommen. Ausserdem für ein oder zwei Wochen in die Karibik. Klingt gut. Und sie hat dann noch eine Überraschung für mich. Wird aber noch nicht verraten. Sowas kann ich leiden wie Bauchweh.

Whatever…

Wir machen jetzt einen Einkaufsbummel durch Hamilton. Irgendwie cool.

Sie freut sich auf Chris, sagt sie. Ich freue mich auf Joana. Verkehrte Welt, irgendwie.

Warum habe ich eigentlich ständig Sex?

Die wichtigste Person – ever!

Problem gelöst.

Joana kommt! Yeah!!!

Sie hat gerade geschrieben, dass sie in zwei Stunden landet. Typisch! Frau muss ja nicht ein wenig vorher Bescheid geben, neeeeiiiin…

Oder wenigstens von unterwegs mal schnell eine Message schicken…

Sie ist ja die wichtigste Person ever und… Grrrrr…!

Gut, ich lasse alles stehen und liegen und setze mich ins Beiboot um sie vom Flugplatz abzuholen.

Das Rennboot bleibt ganz alleine für Chris. Ist mir sowieso lieber. Ich habe es auf dem Wasser lieber gemütlich. Es mag ja sein, dass so ein Formel-1-Segler Bermuda – Palm Beach in 2 Tagen schafft, doch damit klaut das Ding mir doch nur 4 Segeltage. Und es mag ja sein, dass so ein Teil spannend aussieht und soviel wie eine ganze Herde Lamborghinis kostet, doch dafür ist so ein Rennsegler auch genauso bequem.

Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass ich 48 Stunden ohne Unterbrechung bei Höchstgeschwindigkeit in einem Supersportwagen eingezwängt sitzen soll, dann bevorzuge ich doch 6 bequeme Tage auf meinem Zweimaster.

Mit Joana vielleicht?

Sklave David

Auf Twitter fragt mich ein „sklave_david“…

zu einem Tweet mit Hinweis auf meine Tagebücher: „und was soll das bringen?“

Hmh? Zwanzig Stockschläge auf den nackten Arsch?

Sie macht Dinge, die mich wach werden lassen

Sie wirft mich tatsächlich MORGENS um VIER aus meinem eigenen Bett!

Na ja, sie „wirft“ mich nicht wirklich; sie macht Dinge mit mir, die mich wach werden lasse. Aber trotzdem…

VIER!

Und warum? Sie wird mir die Freundschaft – oder zumindest die Finger – kündigen, wenn wir nicht vor Morgengrauen auf der anderen Seite der Insel und an Bord dieser Rennmaschine sind!

Ich wäge ab: in Zukunft kein Sex mehr mit Chris oder aufstehen?

FUCK!

Interesse an Sex? Wohl kaum!

Ich entschuldige mich dafür, dass…

ich momentan meist über diese Seglerei schreibe. Aber ich mache ja derzeit auch kaum etwas anderes.

Solange ich niemanden mit einem Buch darüber traktiere, oder?

Ausserdem ist das ja schließlich mein Tagebuch. Nichts weiter.

Und wer will schon etwas darüber wissen, wann und wo und wie Chris und ich es getrieben haben?

Oder welche meine Lieblingsvibratoren sind?

Oder warum ich was in welchem Buch geschrieben habe?

Oder dass ich darüber nachdenke, wie ich diesen kleinen Mikroskop-Punk ins Bett bekomme, weil mich das ganze Metall in ihrem Gesicht so anmacht?

Oder an was ich beim Masturbieren denke?

Oder wie Joana von der besten Freundin zur Geliebten wurde?

Und, und, und…

Seht ihr: niemand.

Also kann ich auch in Ruhe mein Tagebuch weiterschreiben.

Jetzt oder nie?

Chris möchte morgen unbedingt mit mir auf diese Rennyacht.

Alles was ich will, ist in diesem Städtchen rumgammeln, mich vollfressen und faulenzen. Ist so eine Pause zuviel verlangt? Werde ich alt?

Jetzt oder nie, sagt sie, weil dieses Boot in den kommenden Tagen in die Karibik ausläuft (aber ganz bestimmt nicht mit mir als Captain).

ICH WILL DOCH NICHTS ANDERES ALS EINFACH MAL MEINE RUHE, VERDAMMT!

Unter meiner Decke

Seitdem ich mit Joana zusammen bin, habe ich mehr Sex mit Chris denn je!

Ich muss wirklich aufpassen, dass ich noch Zeit für andere Dinge finde.

Okay, ist natürlich Unsinn: Chris ist mehr mit Werkzeug in der Hand anzutreffen als dass sie sich bei mir unter der Decke herumtreiben würde. Wobei… Das erinnert mich an etwas…

Ich muss jedoch auch zugeben, dass ich weder Chris noch Joana missen möchte.

Und apropos Joana: Sie hat sich immer noch nicht gemeldet. Langsam fange ich an mir Sorgen zu machen. Wenn sie sich bis morgen früh nicht gemeldet hat, werde ich mal ihr Personal ausquetschen.