Heute habe ich eine längere Onlinediskussion mit einigen deutschen Journalisten geführt. Ich erwähnte ja bereits, dass ich mal mit einer Reporterin zusammen war. Schwamm drüber, wir alle müssen unsere Erfahrungen machen. Aus Fehlern lernt man.
„DU, als Lesbe, Feministin und Grüne – wie kannst du nur …“
(… eine eigene Meinung haben? Ich nehme an, das meinte sie.)
Meine Ex war so „schockiert“ von meinen Einstellungen zum Thema Minoritätenrechte* im Allgemeinen und zum Gendern im Besonderen, dass sie mich zu diesem Gespräch „genötigt“ hatte. Als (Kurzzeit-)Ex konnte ich ihr das schlecht verweigern. Dass sie allerdings gleich eine Horde Kollegen mitbringen würde, konnte ich nicht ahnen.
Sei’s drum. Das Gespräch war wirklich spannend. Vor allem die Aggressivität, mit der diese Debatte – von ihr – geführt wurde, überraschte mich. Die Aussagen jedoch, die zu Tage kamen, waren sehr interessant und aufschlussreich.
Zum Beispiel die, dass meine Ex „sich schon immer benachteiligt gefühlt hat“. Dass sie sich z.B. vom generischen Maskulinum „schon immer nicht angesprochen gefühlt hat“. Dass sie sich „schon immer von der Gesellschaft ausgeschlossen gefühlt hat“, wenn die „männliche Form benutzt wurde“. Dass sie doch „kein Journalist“, sondern „eine Journalistin“ sei. Und „kein Student“, sondern „eine Studentin“ gewesen war. Und dass ihre Lehrer teilweise Lehrerinnen waren, und „dieses Bild in ihrem Kopf nie entstanden“ sei, wenn von „den Lehrern“ die Rede gewesen war.
Was für eine unsäglicher Unsinn und was für eine Erfindung!
Als ich mit ihr zusammen war, war sie eine Studentin wie jede andere auch, und wenn von „den Studenten“ die Rede war, wusste sie ganz genau, wer gemeint war, und hat nie – niemals – irgendetwas in die Richtung ihrer heutigen Überzeugungen geäußert!
Wann also ist dieses Bild in ihrem Kopf entstanden? Genau: als sie als Journalistin diesen Unsinn von Kollegen ins Hirn gepflanzt bekam! Denn genau das ist, was hier passiert: Die Damen und Herren der Mediengarde ejakulieren sich diesen Schwachsinn bei jeder gemeinschaftlichen Selbstbeweihräucherung – auch Redaktionskonferenz genannt – gegenseitig in den Kopf! Ausgelöst wird das von Kollegen, die bereits damit geschwängert durch die Gegend laufen, und zwar nicht, weil es richtig, sondern weil es modern und grün ist. (Dazu komme ich noch.)
Meine Ex derweilen, versteckt sich gerne hinter einer zweiten Linie der Verteidigung: Sie bemüht die Aussagen von Menschen, die sich den beiden biologischen Geschlechtern nicht zugehörig fühlen und führt asiatische Länder ins Feld, die unzählige Gender besitzen, weil sie diese aus dem Kalender, aus Teeblättern, Kaffeesatz oder was auch immer beziehen. Letzteres habe ich nicht genau mitbekommen, weil sich zu diesem Zeitpunkt meine letzten Gehirnwindungen verknotet haben. Auf meine Frage hin, ob denn nun auch Fußfetischisten, soziopathische Serienmörder und Pädophile das Recht auf einen eigenen Buchstaben besitzen – bzw. auf eine Inkludierung in die Schluckaufsprache – meine Ex ist eine von denen, die sich dem Stotterdoppelpunkt verschrieben haben – antwortete sie besonders interessant: „Wenn sich ein Fußfetischist von der bisherigen Sprache nicht angesprochen fühlt, dann gilt auch für ihn der Doppelpunkt.“ Und „das mit dem Serienmörder und dem Kinderschänder“ sei „ja wohl einfach idiotisch“. Interessant fand ich, dass sie sowohl beim Fußfetischist als auch beim Serienmörder und dem Pädophilen, den alle Menschen einbeziehenden Doppelpunkt vergessen hat und keinen Schluckauf bekam. Angesprochen darauf, reagierte sie verärgert und klärte mich auf, dass sie hier ja schließlich privat rede und nicht öffentlich.
Aha.
Und schließlich hätte ich es solchen Erkenntnissen zu verdanken, dass ich heute Flugzeuge fliegen könne.
Nochmal aha.
Ich wollte eigentlich fragen: „Ich fliege, weil du stotterst?“, doch das hielt ich dann für ein wenig kindisch und wenig zielführend.
Viel interessanter wurde es dann, als sie sagte, es könne ja schließlich jeder machen, wie er wolle. (Man beachte das generische Maskulinum beim „jeder“.)
Und nein: kann „er“ nicht.
Denn es stellte sich heraus, dass es eine Menge Redaktionen gab, die eine gemeinsame Linie verfolgten, an die sich jeder Journalist halten musste. In Folge einer selbstbeweihräucherischen Redaktionskonferenz natürlich, bei der die Kolleg:innen das gemeinsam entschieden haben. Und wer nicht damit einverstanden war?
Es wären demokratische Entscheidungen, erklärte sie.
Aha.
Die Kollegen, die meine Ex mitgebracht hatte, verhielten sich übrigens eher still. Sie überließen ihr meistens das Wort und nickten dann zustimmend. Interessant in diesem Zusammenhang: Es gab einen von den fünf, der sich auffallend zurückhielt und immer wieder mir stille Zustimmung signalisierte. Vermutlich ist er derjenige, der nicht machen darf, was er will.
Hier zeigt sich der Punkt, der mir eigentlich der wichtigste ist: Deutsche Journalisten sind grün. Waldmeister:innengrün. Und sie versuchen als solche, die Leser-, Hörer- und Zuschauerschaft zu beeinflussen. Wie ich darauf komme?
Ich komme gar nicht darauf. Ich zitiere lediglich eine Studie: „ Die Freie Universität Berlin verfasste im Jahr 2010 eine Studie im Auftrag des deutschen Fachjournalisten-Verbandes (DFJV). Dabei zeigte sich, dass es eine klare linke Mehrheit unter den Medienvertretern in Deutschland gibt. 26,9 Prozent fühlten sich den Grünen, 15,5 Prozent der SPD und 4,2 Prozent den Linken verbunden, während sich der CDU/CSU und der FDP nur 9 Prozent und 7,4 Prozent nahe sahen.“ (1)
Können diese Menschen ihre politische Überzeugung zu Hause lassen und objektiv berichten?
Also kann eben DOCH NICHT jeder Journalist für sich selbst entscheiden, wie er seine Meldungen an Mann und Frau und an wen auch immer noch bringt. (Wir sprechen hier von öffentlich-rechtlichen Medien, das nur nebenbei bemerkt.) Wenn die Mehrheit der deutschen Journalisten Anhänger der Grünen sind und gendern wollen – wieso müssen sich die Anderen dem beugen?
Wobei wir bei einem anderen spannenden Thema angelangt wären: der Beeinflussung der Bevölkerung durch die Medien. Ein Punkt, der mir besonders am Herzen liegt, weil ich als Autorin das „Gendern“ als besonders unerträglich empfinde und mir dadurch der Zugang zu deutschen Medien teils verwehrt wird, weil ich als Liebhaberin des Deutschen diesen Schwachsinn geradezu als Sprachterror und üble Indoktrination empfinde.
Natürlich wäre das nicht so, meint meine Ex: Die Medien würden nicht beeinflussen, sondern lediglich Strömungen in der Bevölkerung aufnehmen und diese umsetzen.
Aha. Und komplett falsch.
Laut einer Umfrage von Infratest Dimap (veröffentlicht unter anderem in der FAZ am 23.05.2021) lehnt eine große Mehrheit in der Bevölkerung jede Form des Genderns ab: „Fast zwei Drittel der Deutschen lehnen einer Umfrage zufolge eine gendergerechte Sprache ab. 65 Prozent der Bevölkerung halten nichts von einer stärkeren Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter, wie eine Befragung von Infratest Dimap für die „Welt am Sonntag“ ergab. Im vergangenen Jahr lag die Ablehnung noch bei 56 Prozent.“ (2)
Die Ablehnung NIMMT ZU?
Und noch interessanter (im gleichen Artikel): „Selbst bei den Anhängern der Grünen stellt sich demnach eine knappe Mehrheit (48 Prozent) gegen die Gendersprache; 47 Prozent sind dafür. Bei den Anhängern aller anderen Parteien überwiegt der Umfrage zufolge die Kritik: SPD-Anhänger sind zu 57 Prozent dagegen, die Anhänger der Union zu 68 Prozent; noch größer ist die Ablehnung bei Anhängern der Linken mit 72 Prozent, der FDP mit 77 und der AfD mit 83 Prozent.“
Das zeige lediglich, „wie neutral die Medien“ seien, denn die Zeitungen brächten ja hier die anderen Meinungen, meint sie.
Weil ein paar Zeitungen eine repräsentative Umfrage zitieren? Wie wäre es denn damit, DIESE Strömung aufzunehmen und in den Redaktionen umzusetzen?
Das Thema Gendern ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Medienmacher ihre eigene Meinung einbringen und versuchen, die Bevölkerung damit zu beeinflussen (oder zu terrorisieren, wie in meinem Fall). Ich betone jedoch AUSDRÜCKLICH, dass dies keine Sache ist, die vom Staat diktiert wird, sondern bei der grüne „progressive“ Journalisten oder Redaktionen versuchen die Menschen in Deutschland zu manipulieren.
Natürlich führten meine Argumente lediglich dazu, dass die Journalistin immer tiefer in ihre Gender-Schützengräben tauchte.
Da half ihr auch nicht das Zitat einer Wissenschaftsjournalistin, das in „Quarks“ veröffentlicht wurde: „Letztlich kann die Wissenschaft zwar die Effekte von Sprache untersuchen und daraus Empfehlungen ableiten. Was sich im Sprachgebrauch durchsetzen wird, entscheiden am Ende allerdings wir selbst – so ist es immer schon gewesen.“
„Mit ‚wir selbst‘ sind also die Medienschaffenden gemeint?“, frage ich.
„So ein Quatsch!“, antwortet sie.
Wirklich?
* Zum Thema „Minoritätenrechte“ komme ich in einem anderen Tagebuch(Blog)-Eintrag. Und dann dürfen wir uns auf einen wahren, grün-roten Shitstorm gefasst machen.
Quellenangaben:
(1) Satte Mehrheit für Grün-Rot-Rot https://www.nzz.ch/international/das-herz-des-deutschen-journalisten-schlaegt-links-ld.1434890
(2) Die Bürger wollen keine Gendersprache https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/grosse-mehrheit-laut-umfrage-gegen-gendersprache-17355174.html
(3) Was Gendern bringt und was nicht – Die Sprache ändert sich von unten https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/was-gendern-bringt-und-was-nicht/