Vor zwei Stunden haben wir im Dunkeln die Bucht von Frognerkilen/Oslo verlassen und langsam graut der Morgen. Da ich prinzipiell keine Motoren mag – jedenfalls nicht an Segelbooten – haben wir ihn schon nach zehn Minuten abgeschaltet und kreuzen seitdem bei lächerlichem 5 Knoten südlichem Wind nach Süden, um vielleicht in vier Wochen (lol) die Nordsee zu erreichen. Das fühlt sich an, als würden wir von einem altersschwachen Ochsen gezogen werden! Selten so gelangweilt.
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Ich stelle fest, dass ich nicht mehr ganz so scharf auf das Meer bin wie früher. Nur noch ein bißchen. Und das Boot ist irgendwie - langweilig. Zu modern, zu funktionierend, glaube ich.
So etwas Ähnliches habe ich mir gedacht: Mazikeen hat für uns mehr als eine Übernachtung in Oslo geplant! Sie will mir mit der Aussicht auf eine fast neue, wintertaugliche Amel Yacht den Mund wässrig machen! Miststück!
Da sie das Boot bereits gechartert hat und – Überraschung – auch Ken dabei ist, kann ich schlecht nein sagen. Nein, ich habe keine Weltreise vor, doch schließlich habe ich zugesagt, mit ihr ein Stück die Küste entlang zu segeln. (Ich bin mir sicher, sie hat längst eine Kaufoption! Sie wird mich damit erpressen, denn wenn sie die Amel kauft, werden die Charterkosten vom Preis abgezogen.)
Eigentlich ist mein Urlaub vorbei. Aber was soll’s, hänge ich eben ein paar Tage dran, bevor mein Dämon gänzlich aus meinem Leben segelt, weil alles immer nur nach meinem Kopf geht. Und es ist ja nicht so, dass ich keine Lust habe, mal wieder ein Boot zu steuern und Wintersegeln hat einen ganz besonderen Reiz. Vor allem in Skandinavien.
Maze ist mit dem Auto nach Notodden gefahren um unsere Segelausrüstung zu holen. Ken besorgt währenddessen den Proviant, während ich mir das Boot erklären lasse. Ich schätze, die Einführung wird noch bis morgen Abend dauern, das heißt, wir sind vermutlich übermorgen unterwegs.
So, und jetzt werde ich mir wohl oder übel das Gezeter meiner Chefin anhören müssen. Bis die Funkverbindung zu schlecht wird …

Wir bleiben für eine Nacht in Oslo, da Mazikeen mir ja unbedingt dieses Boot zeigen muss. Was sonst... Sie hüllt sich in Schweigen um was genau es sich handelt.Und wenn Maze schweigt, dann schweigt sie. Muss so eine Dämonensache sein. Ausserdem haben wir morgen die Chance von meiner Teilzeitchefin in der Diamond mitgenommen zu werden. Ich bin sowieso gespannt, wie ihre Hauptpilotin so ist. Und diese elenden 2-Stunden-Autofahrten nach Notodden hasse ich wie Fusspilz auf Brötchen!
Ich hoffe und bete allerdings, dass Zoe heute Nacht nicht auftaucht, in Metropolen ist diese Gefahr ja am größten. Aber ich habe meine Dämonin schon instruiert, in den vergangenen Monaten hat sie bereits mehrfach Schlimmeres verhindert. Aber selbst Dämonen können nicht überall gleichzeitig sein. Immerhin können sie es besser als menschliche Aufpasser. Allerdings ist es schon Monate her, dass Zoe das letzte Mal aufgetaucht ist. Selbst bei meinen Übernachtungen in Toronto, Chicago, New York und jetzt gerade in LA war nichts von ihr zu sehen. Warum sollte sie mir gerade in Oslo über den Weg laufen? Aber sie ist unberechenbar, das weiß ich inzwischen, und ihre Gesellschaft würde mir die ganze Freude über meine Rückkehr ins zivilisierte Europa ruinieren!

Wie dem auch sei...
Ich bin gespannt auf Mazikeens geheimnisvolles Boot und freue mich riesig morgen wieder in unserem eigenen norwegischen Bett schlafen (etc.) zu können!
Noch eine Übernachtung in Joanas Traumvilla in Bel Air, dann geht es zurück in unser kleines Häuschen in Norwegen.
Ich kann nicht sagen, dass ich sie vermissen werde. Joanas Villa, meine ich. Joana schon. Und zwar gewaltig. Ich gebe zu, dass ich in sie verliebt bin. Hoffnungslos verliebt – und das seit Jahrzehnten. Nicht mehr mit ihr zusammen sein zu können, hat mir einen üblen Schlag versetzt. Ich lebe jedoch nach dem Motto: Was mich nicht umbringt, macht mich stärker. Und immerhin weiß ich, dass wir uns immer mal wieder sehen (und lieben) werden. Das hilft.
Und jetzt: Ab in ihr Bett!
Mazikeen will SCHNELLSTENS nach Norwegen zurück: "Sonst fliege ich alleine!" Grund: Sie hat ein Boot gesehen, dass sie sich unbedingt anschauen möchte.
Sie wird in letzter Zeit immer versessener auf dieses Thema. Ich fürchte, wenn sich nicht bald etwas ändert, geht sie alleine zurück auf Weltreise.
Sie hat auch schon mit Ken telefoniert, der sofort wieder dabei wäre. Sie übt ziemlichen Druck auf mich aus. Darf ich wirklich der Grund sein, dass sie nicht zurück in ihr Element kommt?
"Was hält dich noch an Land", fragt sie: "Jetzt wo Gabby verheiratet ist und Nachwuchs produziert? Und Joana ebenfalls nicht mehr deine Geliebte ist?"
"Flugzeuge", ist meine Antwort und ich weiß selbst, dass es nicht wirklich fair ist. Allerdings ist sie mein Dämon und gemacht, um mir zu gehorchen.
Ist doch wahr, verdammt!

Halb Sechs am Morgen in einem Hotel in NYC. Eigentlich hatte ich bei Gabby übernachten wollen, doch ihr Mann ist überraschend zu Hause, und ihn wollte ich mir dann doch nicht antun. Es ist zwar schade, aber vielleicht ein anderes Mal. Wenigstes habe ich Eva gestern kurz gesehen. Für eine Übernachtung bei meiner Schwester reicht die Zeit leider nicht, das ist dann doch zu weit weg, weil wir in ein paar Stunden schon nach Houston weiterfliegen.
Also habe ich mir die Zeit genommen, um an meinem Kurzgeschichtenbuch zu arbeiten. Jessi und Lisa ist bereits fertig, ebenso Vicky sowie Alisha und Elena. Zur Zeit überarbeite ich Bella. Sobald das Buch druckfertig ist, geht es wieder an den bereits angekündigten neuen Roman, bei dem ich den kompletten Ausgang nach heftigen Protesten neu schreiben muss. Ich hatte ein heftiges, blutiges Ende geschrieben, doch das stieß auf wenig Gegenliebe beim Editor und den Korrekturlesern. Offensichtlich muss ich bei diesem Thema besser werden, also schreibe ich es um und es wird ein Happy End (*würg). Ich lerne ja gerne dazu.
Währenddessen hat auch Mazikeen mich verlassen und besichtigt (SCHON WIEDER!) irgendwelche Boote in LA. Ausserdem renoviert sie mein Apartment dort. Wir sehen uns dann bei meiner Rückkehr nächste Woche wieder. Also sind es für ein paar Tage wieder nur ich und ein paar Dildos. Und Pornos aus dem Netz.
Und jetzt will ich Kaffee!
Eine schwierige Woche
Sie hat mit einer Übernachtung in Joanas Bett eigentlich verdammt gut angefangen. Leider musste ich dann erfahren, dass Corona nun auch unsere Firma eiskalt erwischt hat. Eiskalt vor allem, weil zwei unserer Dash 8 in Toronto bei fast zweistelligen Minusgraden die Piloten verloren haben.
Obwohl unsere Covid19-Politik ziemlich rigide ist, sind auch wir nicht vor Omikron gefeit. Zwei unserer Crews hat es in Canada erwischt. Drei unserer Piloten sind in Quarantäne geraten, weil zwei unserer hochkarätigen (infizierten) Passagieren ein Blick ins Cockpit erlaubt wurde, was nach unseren Regeln zur Zeit für jeden Fluggast strikt verboten ist. Aber manche Piloten können es vor lauter Schauspieler-Ehrfurcht eben leider nicht lassen… Was wiederum dazu geführt hat, dass zwei Filmteams in Toronto gestrandet sind.
Nach einer Stunde Betteln von Miranda habe ich mich breitschlagen lassen und bin mit unserem letzten freien Dash8-FO (First Officer = Copilot), der ebenfalls aus dem Urlaub geholt wurde, nach Toronto geflogen worden, um eine der beiden Maschinen für begrenzte Zeit zu übernehmen.
Also ging es gestern mit einem Teil der Filmtruppe nach Chicago und übermorgen weiter nach Memphis, danach nach NYC, während die Passagiere der anderen Maschine von uns Linienflüge bezahlt bekommt. (Was das kostet!!!) Wenigstens bin ich mit der Bombardier fast schon intim vertraut, dass es keine Umstellungsprobleme gab. Mein Rückflug nach Norwegen verzögert sich allerdings um mindestens eine Woche.
Der Grund für meine reduzierten Social-Media-Auftritte ist, dass ich per Videoschalte unseren übrigen Piloten und Mitarbeitern nach und nach erneut unsere Coronamaßnahmen erklären und mit Rauswurf drohen muss. (Womit wir uns natürlich ins eigene Fleisch schneiden würden, doch manche Dinge sind einfach wichtiger als Selbstsucht. Man nennt das „gesamtgesellschafliche Verantwortung“. Ja, die gibt es sogar hier. Das Wort scheinen aber nicht nur amerikanische Republikaner nicht zu kennen, sondern auch deutsche „Querdenker“. So etwas ist übrigens auch wichtiger als lächerliche, überkorrekte Alibi-Sprachveränderung. Aber ich will an dieser Stelle gar nicht politisch werden.)
In diesem Sinne: Gute Nacht.

Das war ein toller Abend mit Joana und Maze gewesen. Joana hat uns sogar am Flugplatz abgeholt. Jetzt in ihren Armen einschlafen ... Leider nur einmal. *seufz
In vier Stunden aufstehen, dann Flug nach LAX. Soviel zum Thema „Nicht übermüdet fliegen“. 🙈
Wo ich mich herumtreibe
Endlich mal wieder zu Hause. In meinem Orcas-Zuhause. Bei mir weiß man ja nie so genau wovon ich eigentlich rede, stimmt's? Tatsächlich ist Orcas Island schon seit einigen Jahren mein Zuhause. Alles Andere ist und war ein Zwischenspiel. Das Haus - die Häuser - hier gehören schon mindestens 10 oder 15 Jahre Mazikeen. Ich habe vergessen wie lange. Aber seit wir das erste Mal zusammen waren, gehört es angeblich auch mir. Forever, wie sie behauptet. Natürlich nicht auf dem Papier. Nur per Ring quasi. Ich muss jedoch zugeben, dass, selbst als ich mich von ihr getrennt hatte, sie es nie in Frage gestellt hat. Außerdem bietet sie mir immer wieder an, es per Notar auf uns beide zu schreiben. Mache ich nicht. Was ich besitzen will, das kaufe ich selbst. (Zumindest meistens.) Außerdem: Es ist zwar wunderschön hier, doch Orcas liegt - gerade noch so eben - in den USA. Und hier will ich nicht dauerhaft wohnen, jedenfalls nicht, wenn ich es vermeiden kann. Als die Sache mit Joana noch intimer war - das war etwas Anderes. Aus der Zeit stammt ja noch mein Apartment in LA, das ich vermietet habe. Außerdem habe ich in Palm Springs Miete bezahlt, als wir noch diese Großfamilie waren, die sich dann ja leider in Hetero-Beziehungen aufgelöst hat. Ich habe mich noch eine Weile daran geklammert, weil unsere Airline dort ihre Büros hat. Seit ich einen anderen Vertrag habe, ist das nicht mehr wirklich nötig. Für die paar Monate im Jahr ist es nicht nötig, dort ein Riesenhaus zu besitzen oder zu mieten. Da tut es dann auch das Apartment in LA habe ich entschieden. Meine Mieterin dort zieht ohnehin in einem Monat aus. Praktisch. Für das restliche Jahr wird mein Domizil aber tatsächlich Norwegen werden. Ich mag Land und Leute und mit Englisch kommt man dort wunderbar zurecht. Außerdem möchte ich in der Nähe von Daddy bleiben. Und so wie sich die Sache momentan entwickelt, scheint meine Firma ja tatsächlich ein oder zwei Flugzeuge hier zu stationieren, um kleinere europäische Drehorte direkt anfliegen zu können. Mein Dämon ist natürlich dabei. Sie muss ja nicht arbeiten. Außerdem haben es ihr die norwegischen Fjorde angetan und hier gibt es auch genug Bootsfirmen, die einen guten Ingenieur gebrauchen können. Daddy hat vor einigen Jahren das Nachbargrundstück gekauft und in weiser Voraussicht ein kleines Haus darauf gebaut. Für mich, wie er behauptet. Ich bin mir dessen nicht sicher, doch Mazikeen und ich sind froh, dass es da ist und wir es nutzen können so lange wir wollen. Das ist also die Lage zur Zeit. Maze und ich bleiben noch ein paar Tage hier auf der Insel - sie will noch ein paar Sachen auf ihrem Boot fertigstellen - dann geht es zurück nach Europa. Wird auch Zeit. Seitdem die Republikaner in diesem Land immer mehr am Rad drehen und der Größenwahnsinn der Menschen immer größer wird, ist es kaum noch zu ertragen. Auf dem Rückweg werde ich noch kurz bei Joana in Bel Air vorbeischauen und mich bei meiner Mieterin in LA bedanken, die sich wirklich toll um das Apartment gekümmert hat. Was ich dann mit dem Apartment anfangen werde, muss ich mir noch überlegen. Es hängt auch davon ab, wieviel Zeit ich demnächst in den Staaten verbringen muss. Eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Verkaufen kann ich es leider vorerst nicht. (Das ist ein anderes Thema und betrifft Joana und die IRS. *seufz) Das war also der Rundumschlag für alle, die sich dafür interessieren, wo ich mich herumtreibe. Ich weiß ja, dass es Menschen gibt, die es interessiert. Alle Anderen können ja weglesen. Zu meiner Arbeitssituation äußere ich mich ein anderes Mal.

Nach einem zweiten Flug mit der Triple Seven bin ich jetzt zurück in Singapore. Heute ist der letzte Tag hier, dann geht es für ein kurzes Zwischenspiel nach Hause nach Orcas. Anschließend fliegen mein Dämon und ich zurück nach Norwegen. Es wird auch Zeit!
Was diese Asiatin angeht: Es wurde nichts. Nach einem beherzten Griff in ihre Hose und in eine Buschlandschaft, habe ich die Sache ad akta gelegt. Auf Haare im Mund stehe ich ganz und gar nicht.
Morgen hat meine Trockenzeit immerhin ein Ende. Happy!
Gerade vom zweiten Flug zurück. Diesmal als PIC beim Linecheck. Es war ein Pass, alles Anders hätte mich aber auch schwer irritiert. Ich weiß, es klingt wie Angabe, doch ein Fail wäre etwas, das mich an mir zweifeln lassen würde. Ausserdem kann ich nach wie vor nicht verstehen, wie man Piloten, die nicht jeden praktischen Test mit fliegenden Fahnen bestehen, überhaupt das Leben von so vielen Menschen anvertrauen kann. Wenn mir das passieren würde, käme für mich nur noch mein eigener Flieger in Frage. Es ist eine Sache, einen Test in der Schule zu versauen, eine andere eine Prüfung im Cockpit. Bei unserer Airline ist das anders: Wenn das einem Pilot passiert, den ich teste, trennen wir uns sofort von ihm. Pilotenmangel hin oder her.
So, jetzt fertigmachen zum Date. Ich will endlich diese Asiatin flachlegen!
Dieser Tag wollte überhaupt nicht enden! Und jetzt bekomme ich auch noch eine Einladung ins Personalbüro. Ob die wohl meine Texte lesen? Oder wollen die mir, wie damals in Dubai, sagen, ich soll nicht so lesbisch aussehen?
Videotelefonat mit meiner Dämonin. Zwei blutrote Augen funkeln mich an. In einer Hand hält sie ein Messer, ein zweites steckt in ihrem Gürtel.
„Du gehst zur Arbeit?“, frage ich.
Örtliche Spezialitäten
Langsam geht mir der Simulator auf die Nerven. Ich will wieder in ein richtiges Flugzeug. Nicht, dass ich solche Ausbildungswochen nicht kennen würde, die gibt es ja mehr oder weniger regelmäßig, doch irgendwann ist es eben auch mal genug. Aber leider geht kein Weg daran vorbei, wenn ich auf dem Laufenden bleiben will. Und dabei ist es nicht so wichtig, welches Flugzeug ich trainiere, denn man erfährt und lernt so oder so immer wieder neue Dinge. Das besonders Irritierende jedoch diesmal ist, dass ich mich eigentlich schon mehr oder weniger dafür entschieden habe, keine Triple Seven mehr zu fliegen.
Warum? Keine Ahnung. Es fühlt sich einfach naicht richtig an. (Und langweilige Interkontinentalflüge warum noch nie mein Ding.) Wobei ich das kostenlose Training trotzdem mitnehmen will. Man weiß ja nie. Und wer weiß, vielleicht werde ich ja doch mal das eine oder andere Aushilfsangebot annehmen.
Vermutlich liegt es auch ein wenig daran, dass meine Schwester mich mit Vorwürfen und meine Chefin mich mit Drohungen bombadiert. Ausserdem macht unsere Expansion nach Europa Fortschritte. Wenn man das wirklich Expansion nennen will. Miranda übertreibt da ein wenig, finde ich. Zwei Flieger für innereuropäische Operationen kann man schlecht "Expansion" nennen, finde ich. Trotzdem bietet es für mich eine Möglichkeit hier auf dem Kontinent zu bleiben. Zumindest zeitweise. Zumal mein Urlaub am 1. März vorbei ist.
Eine ganz andere Schiene verfolgt mein Dämon. Mazikeen hat ihre Schiffsbombardements verstärkt. Sie kennt mich: So gerne ich auch fliege: Meine zweite Leidenschaft gilt dem Segeln, respektive dem Meer, und ich gebe zu, dass es mir fehlt. Maze nutzt diesen Umstand mir nahezu täglich unter die Nase zu halten, dass wir die geplante Weltumseglung nie beendet haben. Wobei auch sie nicht vorhat, es während der Scheißpandemie zu tun. Aber "wer rastet der rostet" sagt sie und liegt damit ja auch nicht falsch: Ein wenig Segeln zwischendurch kann nicht schaden. Aber mal ehrlich: Was soll ich denn noch alles machen? Und auf irgendwas möchte ich mich schließlich auch noch freuen können, wenn meine aktive Fliegerei beendet ist. Und wir alle wissen, dass das aufgrund meiner Krankheit über Nacht passieren kann.
Trotzdem versucht Mazikeen mir mit immer neuen Booten den Mund wässrig zu machen. Mittlerweile schlägt sie mir sogar Motorkatamarane vor. "Am Geld liegt es nicht", betont sie immer wieder. Das weiß ich. Ihr Job ist nicht mehr als ein Hobby, eine Leidenschaft, wenn man es genau nehmen will, wobei sie momentan ja zuhause in Orcas ist und ihr eigenes Boot renoviert. Bis wir uns nach meinem Auffrischungskurs in Norwegen wiedertreffen. Die Geschichte mit den Motorbooten zielt übrigens auf Joana ab, weil meine Dämonin weiß, dass ich ohne Segel und mit mehr Luxus mehr Chancen habe, meine Geliebte aufs Wasser zu locken. Joana ist nun einmal kein großer Segelfan.
Anderes Thema: Ich bin nachher tatsächlich mit einer Stewardess aus Singapore verabredet. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie weiß, dass ich ihr an die Wäsche will (und einen Rasierer zum Date mitbringen werde). Ich habe zu lange keine Frau mehr vor die Finger bekommen. Das muss sich ändern. Außerdem kann es ja wohl nicht sein, dass ich ein fremdes Land besuche, ohne dass ich die örtlichen Delikatessen ausprobiere!
Fragen
Endlich Feierabend! Und morgen frei. Eigentlich müsste ich das ja feiern, doch vor meinem geistigen Auge schwirren die Knöpfchen…
Außerdem leide ich unter chronischem Sexentzug. Soll ich mir vielleicht doch eine Stewardess suchen und ihr einen Rasierer schenken? Oder einfach die Masturbationsfrequenz erhöhen? Wie oft darf frau am Tag ohne in die Hölle zu kommen? Fragen über Fragen…
Ich stelle fest, dass es hier nur Professionelle gibt. Oder war das jetzt falsch ausgedrückt?
Und nein: Fliegen ist mehr als Knöpfchendrehen! 🙄
Morgen Situation-Awareness-Tests. Nochmal gähn. Ich bin schon jetzt wieder fit fürs Cockpit. Aber ich weiß ja, dass der ganze Scheiß notwendig ist. Also Augen zu und durch. Sozusagen.
Heute brauche ich starken Kaffee und gute Nerven: CRM-Training und Bewertung. Danach Company- spezifisches Aircrew-Training. Erschießt mich!
Da hat doch tatsächlich eine Tussi angekreuzt, dass sie nicht mit mir gepaart werden will. Weil ich eine Lesbe bin! Komische Sache. Die Dumpfbacke soll sich ja auch nicht mit mir paaren – aber im selben Cockpit sitzen, sollte ja wohl drin sein!
„Euer Scheißsimulator ist kaputt!“
(Tammy in Singapore)
Gewissen?
Kaum angekommen und schon im Simulator: Omikron trifft die Airlines ziemlich hart. Ich bin nicht sicher, ob es das Richtige ist, die eigene Airline "im Stich zu lassen", wie Miranda es ausdrückt. Aber meiner Ansicht nach ist es nicht die Aufgabe einer Chefin zu versuchen, den eigenen Mitarbeitern ein schlechtes Gewissen zu machen, sondern auf professionelle Weise dafür zu sorgen, dass der Laden läuft. Ich will damit nicht sagen, dass ich so etwas wie ein Gewissen hätte, geschweige denn ein schlechtes; ich war und bin mir grundsätzlich selbst die Nächste. Die Chance noch einmal, wenn auch nur kurzzeitig, eine 777 zu fliegen, lasse ich mir garantiert nicht entgehen. Außerdem habe ich frei.
Gähn. Frühstück. Und schon wieder völlig messed up dank der idiotischen Zeitzonen!
Und dann auch noch in Eile. Der Flieger nach Singapore wartet nicht!
Ich habe Kopfschmerzen und bin kein bisschen ausgeruht. Joana hat sich am Flughafen abholen lassen und nun sitzen wir alle in einer Limo nach Bel Air. Dort werden wir versuchen ein wenig zu schlafen, bevor sich unsere Wege trennen.
Nach einem gemeinsamen Frühstück trifft sich Joana mit ihrem neuen Stecher, Mazikeen macht sich auf den komplizierten Weg nach Orcas und ich fliege nach Singapore für ein erneutes line training in der 777. (Miranda tobte ein wenig, als sie davon gehört hat. Aber was will sie tun? Ich habe Urlaub und kann machen was ich will. Wenigstens hält sich Anik inzwischen aus meinem Leben raus.)
Allerdings habe ich noch niemanden zugesagt, dass ich tatsächlich eine Triple Seven fliegen werde. Aber - hey - wenn ich schon ein kostenloses Training bekommen kann... Lust hätte ich schon, doch gleich drei verschiedene Jettypen zu fliegen, ist nicht nur unüblich, sondern mir tatsächlich auch ein wenig zu gefährlich. Zwei sind eigentlich schon zuviel. Auf jeden Fall habe ich mir fest vorgenommen herauszufinden, ob die Stewardessen in Singapore rasiert sind!
Währenddessen hat Konny angefragt, ob ich keinen Lust hätte dauerhaft als 2. Pilotin für sie zu arbeiten. Leider kann ich das nicht, es gibt einfach zu viel Anderes, das mir wichtiger ist. Allerdings habe ich versprochen, mich jedes Mal zu melden, wenn ich in Norwegen bin. Was vermutlich sehr bald wieder der Fall sein wird, wenn ich mir die Entwicklung in unserer eigenen Firma anschaue, denn die Zeichen stehen tatsächlich auf Expansion nach Europa. Und die Chance wieder dauerhaft in der Zivilisation zu wohnen, werde ich mir nicht entgehen lassen. Joana hin, Joana her - immerhin habe ich auch noch ein eigenes Leben.
Feiern bis der Computer wackelt
Was für eine Nacht! Zweimal neues Jahr feiern, Sex mit Joana UND Maze und ein Mammutflug nach LA. Dreimal schwarzer Kaffee und in zwei Stunden geht es für mich los: DJ im Wohnzimmer für die Promiparty. Zwei Stunden lang. Wie soll ich es danach noch nach Oslo schaffen? Wenigstens bezahlt Joana die First-Class-Tickets. Den Schlaf im Flieger haben wir alle nötig.
Und jetzt: Wünscht mir Glück!
Pilotenmangel
Spannend: Gleich zwei Airlines fragen bei mir an, ob ich nicht - zumindest als Aushilfe - für kranke Piloten einspringen könne. Und das, obwohl ich erst einmal erneut eine Menge Simulatorhürden überwinden müsste, um wieder in einem Triple-Seven-Cockpit sitzen zu können.
Dann schreit auch noch Miranda um Hilfe...
Und das, obwohl ich doch einfach nur meine Ruhe haben will!
Ich bin damit beschäftigt, eine Vorauswahl der Musik für meinen music stint an Sylvester zu treffen. Wie üblich ist es gar nicht mal so einfach. Mein Vorteil: Nacktheit überdeckt mangelnde Erfahrung. 😂