Ich frage mich immer wieder wie es sein kann, dass sie so schnell Wind davon bekommt. Dass sie so schnell ihre Chancen wittert. Diesmal nicht, Baby, diesmal nicht! Maze ist bei mir. Jede Sekunde, kapierst du das nicht?
Maze? Wach auf! Hilf mir! Du kannst jetzt nicht schlafen! Wozu sind Dämonen denn da?
Nicht die relativ teure, 1 Jahr alte 41“, sondern eine 10 Jahre alte umgebaute 50“, die keiner haben will. Ein ehemaliges Rennboot, aggressives Handling (Öm…), 4.20 Tiefgang (Heul!) aber verdammt schnell. Das Cockpit lässt ein wenig zu wünschen übrig, überhaupt das ganze Deck, aber da wird Maze so gut es geht dran arbeiten. Auf der Atlantiküberfahrt auf die Bahamas werde ich – in Ermangelung eines Cabrioverdecks erfrieren, aber sie hat ein großzügiges Luxuslayout unter Deck, ausgelegt auf ocean crossings. Work in progress, meint der Agent (und Maze auch). Aaaaber bezahlbar und ready to go.
Jetzt wird Joana unsere Ketsch bezahlen (und dann kann sie mit ihr machen was sie will, z.B. verkaufen lassen). Schließlich wollte sie ein neues Boot. Ich freue mich jetzt schon auf ihr verzogenes Gesicht. *grins
Immerhin kann ich mir dieses hier dann einigermaßen leisten. Und für die Umbauten wird Maze an ihr Erspartes gehen. Die erste Arbeit wird ein Verdeck werden, nicht wahr, Mazikeen?
Warum habe ich eigentlich jedes Mal, wenn ich ein neues Boot kaufe, das Gefühl habe hochgradig schwanger zu sein? Ist ja eklig!
So, anschnallen und den Sitz aufrecht stellen. Immerhin kann ich mich – was Flüge angeht – scheinbar wirklich auf Anik verlassen!
…und wenn ich jetzt schon wüsste, wie ich das neue Boot bezahlen soll…
Na ja, kommt Zeit kommt Geld, richtig?
Zuerst einmal habe ich ja Joanas Kreditkarte. Den Rest kläre ich später.
UK ist angesagt. Und es war doch so schön hier… 😭 Na ja, zwei oder drei Wochen, dann bin ich wieder hier. Falls nichts dazwischenkommt.
Den Rest kläre ich später
Ken war ganz schön erleichtert, dass er dabeibleibt (ich hatte einfach ein zu schlechtes Gewissen) während Maze ziemlich stinkig war/ist, nachdem sie diese ganze Arbeit in die Anny gesteckt hat. Genaugenommen war es ganz gut, dass Joanna nicht in der Nähe war.
Ich könnte mal eine Pause gebrauchen. Ich vertrage es überhaupt nicht, wenn so viele Dinge gleichzeitig passieren.
Maze seufzt dann immer, fragt mich, warum ich ständig so ein Chaos verursachen würde und nimmt mir dann fast die ganze Arbeit ab: „Wie wäre es, wenn du dich auf die Überfahrt konzentrieren und mir den Rest überlassen würdest?“
Tief drinnen weiß ich ja, dass Joanas Kosmetikerin recht hat:
Meine Anny X taugt für die gelegentliche Blauwassertour, wenn sie nicht länger als eine Woche dauert, und ist mit ihren 1.60m Tiefgang ein ganz netter Bahama-Kompromiss – aber für die große Tour, ganz ehrlich, gibt’s heute Besseres.
Ich mag sie halt, ich mag das ganze Tuch und dass vieles noch von Hand erledigt wird, ich mag das Knarren der Planken, die Enge unter Deck, das dunkle Holz und… Na ja – alles eben.
Aber die 4 Tonnen drei Meter unter Wasser geben einem auf so einer hochseetauglichen modernen Yacht dann für den Atlantik schon ein viel besseres Stehauf-Männchen-Gefühl.
Und für die Bahamas? Wofür gibt es anständige Dinghis?
Jaja, ich weiß das alles.
Manchmal will man Dinge einfach nicht wahrhaben. Aber nachdem Joana so darauf beharrt hatte, war mir tief drinnen schon klar gewesen, dass ich das nicht mehr machen konnte: Sie auf Reisen mitschleppen, die sie eigentlich nicht wollte und das noch – ganz ehrlich – wider besseren Wissens.
Es war nur wichtig gewesen, dass ich diejenige war, die das Sagen behielt. Gerade bei jemandem wie Joana, die es gewohnt war, dass jeder das tat, was sie verlangte.
Ausser mir. Dieser Status Quo musste bleiben.
Ausserdem: Hätte ich nicht mehr das Gefühl, dass Joana und ich in unserer Beziehung MINDESTENS gleichberechtigt wären, würde ich sie beenden. Ich mag ein Groupie sein, doch werde ich mich nie komplett wie eines verhalten!
Apropos Groupie:
Ich sehe sie schon ziemlich oft in ihren Filmrollen, wenn wir Sex haben und weil sie das weiß, spielen wir das schlicht und einfach immer mal wieder. Spielen kann sie ja. 😂
Sie hat nicht das Geringste dagegen, Schauspielern macht ihr ja Spaß und sie sagt, so könne sie die Rollen tatsächlich auch mal weiterspielen ohne beim Küssen aufhören zu müssen.
Das Wichtigste ist nur, dass es auch manchmal nur um sie geht und nicht um die Rollen. Ich weiß nicht, welches von beiden den Groupie ausmacht – ich jedenfalls sehe sie als beides: als ihre Filmrollen und den Mensch Joana. Wobei der Mensch Joana ein etwas melancholischer, trauriger ist. Etwas, das sie nach draußen hin niemals (mehr) zeigt. Jedenfalls nicht in vollem Umfang.
Wir wissen im Endeffekt doch gar nicht so genau was wir eigentlich wollen.
Oder wissen wir es?
Was mich betrifft: Ich möchte mein Boot behalten, Cornelia soll weiter kochen (aber vegetarisch bitte), Joana soll zu mir aufs Boot ziehen und ich will Sex mit halb Hollywood. Der weiblichen Hälfte, bitteschön.
Und Maze hat auf alles aufzupassen.
Nicht zuviel verlangt, oder?
Na gut, ich werde also Abstriche machen. Ich werde mein Boot verkaufen, ich werde Cornelia kündigen und ich werde – mal wieder – Ken suspendieren. Oder nicht?
Ken hat sich das sowieso schon gedacht. Spätestens als ich mit Schweden telefoniert hatte, war ihm das klar geworden. Andererseits tue ich mich bei dem Thema immer noch schwer. Von der Freundschaft einmal abgesehen – will ich wirklich auf seine Erfahrung verzichten, gerade auch wenn ich vorhabe um das Kap zu segeln?
Ich muss darüber noch einmal nachdenken.
Mal sehen.
Offen gesagt, seit meiner Jugend habe ich immer nur drei Dinge genau gewusst: Ich wollte fliegen, segeln und ich wollte Joana. Hat funktioniert. Der Rest hat sich ergeben. Das Schreiben auch.
Schreiben war immer dabei, d.h. geschrieben habe ich immer irgendwas, doch das ich jetzt unbedingt Bücher schreiben wollte – nein, das war und das ist nicht so.
Ich mache es eben. Es macht Spaß. Das ist alles.
Manchmal glaube ich, dass ich das, was ich erreicht habe, mit meinen Krankheiten bezahlt habe. Komischer Gedanke und natürlich barer Unsinn. Aber manchmal kommt einem sowas in den Sinn, wenn man sich gerade mal wieder damit herumschlagen muss. Vor allem, wenn man sich umschaut und feststellen muss, dass von den Reichen und Schönen keiner tatsächlich zufrieden und glücklich ist. Sie tun alle nur so. Für die Öffentlichkeit.
Von Reichen und Schönen
Und dann stellt man fest, dass offenbar diejenigen von uns, die nicht so hoch klettern, tatsächlich in der Regel nicht so tief fallen. Und wenn sie fallen, stehen sie leichter wieder auf. Von Ausnahmen abgesehen. Gut, Vergleiche hinken und Verallgemeinerungen sitzen in Rollstühlen. Trotzdem: Geld und Ruhm und Schönheit machen nicht glücklich.
Joana ist vielleicht nicht das Musterbeispiel, ihr geht es – wieder – relativ gut, doch von glücklich kann auch bei ihr keine Rede sein.
Ich bin vom Thema abgeschweift. Was war eigentlich mein Thema?
Ach, egal: es ist ja mein Tagebuch und ich kann schreiben was ich will. Wie schön!
Also wie jetzt weiter? Ich werde mich wohl erst einmal mit Maze besprechen. Aber die weiß sowieso schon wieder, was ich vorhabe. Das weiß sie immer. Wie macht sie das?
„Weil dann ICH Angst habe, dass das Haus über mir zusammenbricht.“
„Lustig, Tammy, wirklich lustig!“
„Ich lebe jetzt auf diesem Boot, Joana, und du hast das akzeptiert und wolltest dabei sein, so oft du kannst. Warum stellst du dich plötzlich so an? Ist deine Kosmetikerin sauer, weil du sie nicht mitnimmst – und so ganz nebenbei: diese Schmarotzerin kommt mir nicht auf die Planken!“
„Welche Kosmetikerin?“
„Vergiß es.“
„Und du kannst mir versprechen, dass es wirklich sicher ist?“
„So sicher wie ein Formel-1-Rennwagen.“
„Du willst nicht, dass ich komme, oder?“
„Wieso? Formel-1-Autos sind die sichersten Rennwagen der Welt.“
„Du hast für alles ein Argument, oder?“
„Ja.“
„Das nervt!“
„Das glaube ich.“
„Und was würdest du tun, wenn ich nicht komme?“
„Videosex.“
„Du würdest mich wirklich für das Boot aufgeben?“
„Ich segle. Ob dir das passt oder nicht, Joana. Schaff deinen Promiarsch hierher oder lass es. Bring deine Freunde mit oder lass es.“
„Du würdest… Du würdest wirklich das Boot mir vorziehen! Unfassbar! Du bist so ein unglaublich unverschämtes, kleines Luder, dass…“
„Joana?“
„Ja?“
„Treib’s nicht zu weit! Du sprichst hier weder mit einem Produzenten, noch mit einem Kameramann oder einem Fan!“
„Heißt?“
„Ich habe dich schon einmal rausgeworfen. Das kann ich auch nochmal machen! Du hast keinen Promibonus bei mir.“
„Den habe ich sehr wohl!“
„Beim Orgasmus zählt nicht.“
„Und im Übrigen hast du dich von mir getrennt, weil ich keinen Sex mit dir haben wollte.“
„…und ich kann mich auch von dir trennen, weil du nicht mit mir segeln willst.“
„DAS bringst du auch noch fertig!“
„Allerdings. Die Frage ist doch nur: Ist dir unsere Beziehung nicht das bisschen Angst wert?“
Stille.
Stille.
Stille.
„Und wir können wirklich kein anderes Boot…“
„NEIN!“
Stille.
Stille.
Stille.
„Und du versprichst mir, dass wir nicht untergehen?“
„Aber nur weil ich deinen Promiarsch noch brauche!“
„Ich kann dir aber nicht versprechen, ob ich andere auf deinen Seelenver… äh, auf dein Boot bringen kann…“
„Solange du dich bringen kannst…“
„Okay.“
„Okay was?“
„Du bekommst deinen Willen.“
„Gut. Bring Bikinis mit.“
„Tammy?“
„Ja?“
„Ich liebe dich.“
„Ich deinen Arsch auch.“
„Ich könnte jetzt mal was Nettes von dir gebrauchen, Tammy…“
Ich finde, das, was zum Tequila dazugehört, immer noch am Besten.
Vor allem, weil sich dann auch gleich die Möpse verdoppeln.
Maze sagt, ich hätte Joana nochmal angerufen und ihr vorgeschlagen, sich eine Pauschalreise zu buchen, wenn ihr unser Boot nicht passt. Die Türkei wäre noch ganz akzeptabel um die Jahreszeit.
Sowas soll ich gesagt haben?
N. I. E. M. A. L. S!
Erstens ist die Türkei zu keiner Zeit akzeptabel, noch nicht mal betrunken und zweitens ist Joana Amerikanerin und wüsste nicht, was die Türkei eigentlich ist.
Wahrscheinlich würde sie ihre Kosmetikerin fragen, ob das wohl Türkei/Alabama oder Türkei/Montana sei.
Für die Amis gibt es nämlich nur die USA (inklusive dem Bundesstaat Kanada), den Mond und seit Trump auch noch Mexiko hinter der Mauer und den Zwergstaat China zwei Meilen westlich von Apple.
Der Rest ist – well, Saudi Arabien mit dem Öl und den Kamelen, mit dieser Terror-Provinz Iran mit Mister Ferdogan und seiner Frau Putin. So hieß die doch, oder? Die, die immer die Raketen in diesen Gala-Streifen schießt?
Und Neuschwanstein direkt an dem Turmdings in Paris, wer kennt das nicht, right? Da gibts Schnitzel! Mmh!
Neuschwanstein, direkt an dem Turmdings
Berlin? Was ist Berlin? Wohnt da nicht dieser Hitler?
Anyway…
Maze sagt, Joana hätte mich „Fuckyou“ genannt. Das Thema sollten wir weiterverfolgen.
Ich bin explodiert. Aber sowas von. Und das Joana gegenüber.
Erstaunlich wieviel Flüssigkeit so ein Surface aushält! DAMIT sollte Microsoft Werbung machen: „Mit dem Surface können Sie Ihrer Partnerin auch über tausend Meilen Entfernung ein Glas Wasser ins Gesicht schütten!“
Sie hat mich in eine unsägliche Diskussion „Einzelrumpfboot gegen Katamaran und wie unser alter Zweimaster das Schlechteste beider Welten in sich vereint“ genötigt. Mit zwei erfahrenen Yachting-Fachredakteuren.
Während es mich ja auf der einen Seite durchaus anmacht, wie sie solche Leute immer wieder aus dem Handtäschchen zaubert, so bringt es mich andererseits zur Weißglut, dass sie die Menschen dafür bezahlt, genau das zu sagen, was sie hören will. WIR SIND DOCH HIER NICHT VOR GERICHT!
Abgesehen davon, dass diese Typen es einen Scheißdreck angeht, wo ich mit was herumsegele…
Und jetzt haben die ihr auch noch diesen Katamaran-Floh ins Ohr gesetzt, „weil die Bahamas zu flach für herkömmliche Segler sind“.
Sie hat mir die Typen wohlweißlich nicht persönlich auf den Hals gehetzt (sowas hat sie nämlich auch schon fertig gebracht). Wahrscheinlich war ihr klar gewesen, dass sie im Wasser gelandet wären.
Ich glaube, jetzt ist sie angepisst.
Wegen mir. Ich bin hier doch nicht der Clown! Ich mache ja viele von ihren exzentrischen Anwandlungen mit, aber was zu weit geht, geht zu weit!
Und jetzt brauche ich eine Flasche Tequila und was dazugehört.
Ich muss zugeben, dass ich mich als neugeborene Vegetarierin schwertuen werde das „Hinkelche“ zu ignorieren und mich nur an den Reis, die Äpfel und die Zucchini zu halten.
Aber immerhin schwimmt das Zeug in Ebbelwoi, Mehlbutter und Sahne. Leider auch in Speckwürfelcher…
Der Ebbelwoi wird ausserdem zusätzlich optisch ansprechend neben den Tellern angerichtet.
Äh ja… „Sexspielchen ausgeartet“, würde ich mal sagen!
Und das auf dem Boot!
Das war kein „Spielchen“ mehr, das war schon eine ausgewachsene Endrunde! Teufel nochmal! Ich bin nicht sicher, ob ich es schaffe, in den nächsten 14 Tagen nochmal etwas in meine Möse zu bekommen! Oder in meinen Arsch. (Keine dummen Witze jetzt, das ist eklig!)
Es ist – WIEVIEL Uhr? HALB SECHS? Ich. Habe. Nicht. Ge. Schla. Fen! Und wir legen nachher ab!
Egal. Es gibt Wichtigeres als Schlafen.
Zum Beispiel, diese GEILEN weißen Puma-Turnschuhe mit der schwarzen Front, die sich Anik gekauft hat. Was mich daran erinnert, dass ich UNBEDINGT wieder shoppen gehen muss, sobald sich eine Gelegenheit bietet.
Anyway…
Es heißt, Abaco sei unter Wasser viel schöner als über Wasser. Mmh? Kann ich nicht beurteilen. Unter Wasser bekommt man mich nur unter der Dusche und dann auch nur weil Waschen am Waschbecken so retro ist. Und so kompliziert.
Schwimmen ist okay, aber auch nur wenn keine Viecher an meinen Zehen herumknabbern. Oder überhaupt irgendwo im Umkreis von 5 Meilen existieren.
Wer mich bereits kennt, weiß um meine Abneigung gegen alles was Fühler oder mehr als 4 Beine hat. Oder gar keine.
Ich jedenfalls finde es hier gar nicht so schlecht. Es gibt sicherlich schönere Fleckchen in der Karibik, doch wir haben ja auch keinen vierwöchigen Urlaub hier gemacht, sondern einen Tag in der Jerry Bay festgemacht um uns ganz brav einen von Joanas dämlichen Vorschlägen anzuschauen. Und abzulehnen. Und in Ruhe Sex zu haben.
(Palmen, Sandstrände, Riffe, Sonnenauf- und untergänge und sowas gibt es hier auch. Nur so als Ehrenrettung für Abaco.)
Und ich werde hier in der Karibik schon ganz bestimmt kein Boot mit über 3 Meter Tiefgang fahren, wenn es die Hälfte auch tut! Was ist daran eigentlich nicht zu kapieren?
Soll sie doch ihre Kosmetikerin fragen, was der Unterschied ist!
Bei unseren Spielen ist Mazikeen meistens die Dominante.
Wen wundert’s, das ist sie ja auch im Leben.
Nicht so, dass sie mir etwas zu sagen hätte, bewahre. Seit unserer Trennung hat sich das komplett gedreht. Früher war sie die Starke, die Beschützerin, die Führende, zu der ich aufgeschaut habe. Heute ist sie nur noch die Starke, die Beschützerin. Die Führende bin ich.
Ich liebe solche Regeln. Ich brauche solche Regeln. Mit Gleichberechtigung in einer Partnerschaft habe ich es nicht so.
Also schon… Irgendwie… In gewisser Weise… In gewisser aber auch nicht…
Für mich gab und gibt es immer Bereiche in denen einer führt und der andere folgt. Nicht willkürlich gesetzt oder beschlossen sondern Bereiche, die sich ganz natürlich ergeben haben.
Die allgemeine Führung in meinem Leben hat Maze verloren, als sie nach unserer Trennung nicht ihr eigenes Ding gemacht, sondern ihr Leben von meinem abhängig gemacht hat und bis in alle Ewigkeit auf mich gewartet hätte. Das ist nicht süß, das ist armselig. Wie soll ich so jemandem die Führung überlassen?
Andererseits hat sie damit gezeigt, was sie bereit ist für mich aufzugeben. Was kann man von einer Beschützerin mehr erwarten? Sie ist im Hintergrund geblieben, hat sich nicht eingemischt und niemals eine meiner Entscheidungen bezüglich Joana kritisiert. Natürlich war das auch Masche: Hätte sie jemals etwas anderes getan, wäre es das gewesen zwischen Maze (damals noch Chris) und mir. Trotzdem…
Dass sie bereit war sich schützend vor mich zu stellen – das war schon immer so.
Sex zum Beispiel.
Natürlich ist sie für gewöhnlich die dominante (wenn es um uns beide geht). Ausser vielleicht bei irgendwelchen Spielchen, aber das ist ein anderes Thema.
Da gibt es allerdings eine gewichtige Ausnahme: Wann und wieviel Sex wir haben, bestimme ich. Da hat sie kein Mitspracherecht, aber auch gar keines. Das war schon immer so und da lasse ich mir nicht reinreden. Es reicht gerade, dass ich bei dem Thema von Joanas Launen abhängig bin. Oder von Frauen, mit denen ich so nebenbei Sex haben möchte. Maze ist die feste Größe, auf die ich zurückgreifen kann.
Ich hätte jetzt gesagt, so eine Art dämonischer Vibrator, doch damit würde ich ihr Unrecht tun, weil sie natürlich tausendmal mehr ist als das.
Kompliziertes Thema.
Joana und ich – fast noch komplizierter. Aber dann doch wieder einfacher.
Sie ist dominant, weil sie ist wer sie ist, ich bin dominant, weil ich bin wie ich bin. Das erzeugt Reibung. Reibung, nach der sie sich sehnt, Reibung die mir auf die Nerven geht, die jedoch zwangsläufig entstehen muss, wenn Menschen wie sie und ich aufeinander treffen.
Ich würde es als einen ständigen Machkampf bezeichnen. Wobei sie ständig glaubt in meinem Interesse handeln zu müssen und ich ständig versuchen muss, ihrem Schwachsinn aus dem Weg zu gehen.
Und was sie und ihr übriges Leben angeht: das geht mich nichts an. Das hat sie mehr als einmal klargemacht. Heute beschränke ich mich darauf für sie da zu sein und mit ihr zu heulen, wenn mal wieder was schiefgegangen ist.
Für gute Ratschläge verweise ich sie an ihre Kosmetikerin. Die weiß sowieso alles besser.
„Musste wohl so eine Art US-amerikanischer Gruß sein. Ein bakteriophobes Händeschütteln sozusagen.“
Ein Auszug aus meinem neuen Roman. Ich blättere mal wieder darin herum. Ich frage mich manchmal ob und wenn ja welche Zusammenhänge die Leser darin erkennen.
Falsche Zielgruppe, denke ich. Oder? Stört es mich? Ich weiß es nicht.
Wie dem auch sei…
Ich schlage mich auf jeden Fall wieder mit den Nebenwirkungen herum, für die Drogensüchtige unglaublich viel Geld ausgeben. Ich frage mich ernsthaft, wie man sowas mögen kann! Immer wieder frage ich mich das! Ich jedenfalls würde unglaublich viel Geld ausgeben um das nicht mehr haben zu müssen. So ist eben jeder anders.
Manchmal muss ich selbst beim Tagebuch zur Spracherkennung wechseln. Nervt.
Für heute haben Maze und ich wieder eines unserer „perversen“ (hihi) Sexspielchen geplant, die so oft Basis für neue, kleine Geschichten werden, von denen ich aber bis heute noch keine veröffentlicht habe. Schade, dass es keine Frau gibt, die mich dazu drängt, weil es in meinem direkten Umfeld niemanden ausser meiner Schwester gibt, der Deutsch spricht. Und die sagt nur: „Lass mich mit deinen Storys in Ruhe!“
Seltsamerweise sind die Sachen sogar oft – in gewisser Weise – hetero. Nicht so richtig meistens, doch ein bisschen schon. Nicht die meisten Storys, aber doch schon einige. Ich nehme an, dass da Zoe im Spiel ist. Wie sonst könnte das sein?
Whatever…
Das heute kann wohl kaum hetero sein. Mal vom Strap-on abgesehen…
Das ist es, sagt meine Schwester, was verhindert, dass deine Leserinnen mit dir kommunizieren, obwohl sie deine Bücher verschlingen: Du bist zu offen, du stellst dich nicht auf dieses intellektuelle Podest. Und damit können sie nicht umgehen. Du verlierst dadurch die intellektuelle Glaubwürdigkeit. Leser wollen aufschauen, nicht anschauen.
Intellektuelle Glaubwürdigkeit? AM ARSCH! Wenn sie mich nicht anschauen wollen, sollen sie eben wegschauen!
Nur weil ich Bücher schreibe, soll ich ständig auf Podeste klettern, nur damit jemand AUFschauen kann? Soll er sich doch hinknien!
Der Punkt ist, dass ich ein Mensch bin, der Bücher schreibt. Ein bisschen verrückt, zugegeben, aber ansonsten ein Mensch.
Ich mache verrückte Sachen, weil ich eben nicht so ganz dicht bin, manchmal. Aber das tun eine Menge Leute. Die einen mehr, die anderen weniger.
WARUM sie und ich das tun hat unterschiedliche Gründe. Meine liegen in der Vergangenheit und damit in meinem Kopf, andere haben gelitten, leiden immer noch oder sind ganz einfach schon nicht ganz sauber geboren worden.
Das Ergebnis ist immer das Gleiche: Sie und ich sind in verschiedenen Graden bescheuert. Ob wir uns die Arme aufritzen, wir uns prügeln, Leuten den nackten Arsch zeigen, uns durch die Landschaft vögeln, Geld verzocken, Stars nachsabbern, uns auspeitschen lassen, auf Männer pissen oder gar – Göttin bewahre – konservative Politiker werden: Wir sind alle nicht ganz dicht.
Die Ursachen sind unterschiedlich, das Ergebnis ist das Gleiche.
Ich schreibe darüber. Was ich davon selbst tue – manchmal steht’s drin. Oft steht es drin. Im letzten Buch stand sogar die Ursache. Meine.
Aber um zurück zum Podest zu kommen: Ich mache ja vieles – sehr vieles – da hoch bekommt mich allerdings niemand.
Auch nicht, wenn meine Leser nicht mit mir reden wollen wenn ich nicht da oben stehe.
Sie sehen mich nicht weil ich mitten unter ihnen stehe.
Es ist mir wirklich nicht klar, was ich mit Joana und ihren kleinen Machtspielchen machen soll.
Momentan ist alles krumm und schief und falsch.
Aber ich werde mir etwas einfallen lassen müssen. Was bleibt mir übrig?
Maze ist nicht wirklich eine große Hilfe, doch wenn es zu Joana kommt ist sie das eigentlich nie. Sie hält sich dann immer geflissentlich raus. „Alles, was ich dann sage, kann nur falsch sein“, behauptet sie.
Vermutlich hat sie recht. Obwohl ich ihr höchstwahrscheinlich gewaltig Unrecht tun würde, könnte es doch sein, dass ich annehmen würde, dass sie mit dem, was sie sagt, bestimmte Absichten verfolgt. Und natürlich weiß sie das. Nein, nein: Sich rauszuhalten ist das beste was sie tun kann und trotzdem bin ich die Dumme dabei. Denn meine treueste Beschützerin und Beraterin geht mir dadurch, wenn es um Joana geht, verloren.
Andererseits – bin ich wirklich so dumm zu glauben, dass mich Maze ganz für sich alleine haben wollte? Sie weiß ganz genau, dass das nicht geht! Nein, so dumm ist sie nicht und ich glaube, dieses Arrangement mit Joana kommt ihr ganz gelegen.
Was mir immer noch nicht weiterhilft…
Wieso mache ich mich eigentlich so abhängig von dem was andere wollen, statt einfach das zu machen was ich will? So wie früher?
Weil das schon früher eine Illusion war. Leben sind nie autark. Und meines schon gar nicht.
Weil ich mich schon vor so langer Zeit von meiner besten Freundin abhängig gemacht habe. Von ihrer Berühmtheit. Weil ich schon vor so langer Zeit mehr Teil ihres Lebens sein zu wollen als mein eigenes zu führen. Laaaange bevor wir wirklich lover geworden sind.
Bereue ich das? NEIN!
Ich würde alles noch einmal machen. Genau so!
Alleine für die erste Liebesnacht mit ihr würde ich alles nochmal machen. Aber auch für alles andere davor.
Und jetzt möchte sie, dass wir, dass ich, dass wir… Wie auch immer… Diese Frau ist entweder fürchterlich gelangweilt oder der helle Wahnsinn! Und da ich weiß, dass sie NIE gelangweilt ist…
Alleine schon mit ihren ganzen Cremes und Gesundheitswässerchen… Immerhin hat sie schon vor langer Zeit aufgehört zu versuchen mir das ganze Zeug anzudrehen! Yuck!
Mal von all dem abgesehen: Eigentlich müsste ich doch einfach nur alles tun was sie möchte und alles wäre gut. Ich bezweifle jedoch, dass das funktionieren würde. Sie liebt das was ich bin – und ich bin alles, nur kein Ja-Sager. Von denen hat sie genug um sich herum.
Um mich muss sie jeden Tag erneut kämpfen, mich bekommt sie nicht mit einem Fingerschnippen.
Vielleicht heiraten diese Weiber auch deshalb so gerne ihre Kollegen: Weil die ihnen so gerne aufs Maul hauen und eben nicht das kleine Hündchen spielen, das Mama hinterher dackelt.
Nun, ich dackele auch nicht. Und gelangt habe ich ihr auch schon ein paar Mal eine. Ich bin nicht so der dauerhaft verbale Typ.
Ihre große Liebe damals – oh ja, der hat weiß Gott auch nicht mit Argumenten gespart – doch verloren hat sie ihn aus einem ganz anderen Grund und wir haben Wochen und Monate deswegen zusammen geheult.
Nein, natürlich lässt sie sich nicht verprügeln, das kommt vielleicht etwas falsch rüber. Weder von einem Typ noch von mir. Nichts würde mir ferner liegen (eine Ohrfeige hat nichts mit Verprügeln zu tun, wir sind doch hier nicht im schwedischen Hinterland).
Was ich damit sage ist, dass sie Menschen um sich braucht, die ihr ebenbürtig sind, die sie und ihr Geld auslachen können – selbst wenn sie lange nicht so viel besitzen. Wobei ihre große Liebe allerdings nicht in diese Kategorie gepasst hat. Finanztechnisch. Der hat so viel wie der Staatshaushalt von Burundi verdient.
(Das war doch Burundi, oder?)
Jetzt weiß ich nicht mehr was ich eigentlich sagen wollte…
Wie auch immer. Es geht jedenfalls gar nicht, dass mir dieses Weib aufdiktiert was ich zu machen und welches Boot ich zu fahren habe.
Richtig: DAS geht immer. So mancher Mann würde mich darum beneiden. Darum, dass es immer geht, meine ich. Na ja nicht immer, aber meistens.
Dass ich hingegen so gut wie immer möchte – DAS sei dann schon eher ungewöhnlich, meinen Joana und Maze in schönen Einvernehmen. Ungewöhnlich – wir vermeiden Wörter wie nicht normal oder pervers wo es nur geht. Jeder ist eben anders. Es kann ja auch nicht jeder Bücher schreiben.
Dass ich so gut wie immer möchte, beschert mir den großen Vorteil, dass ich meinen Lesern ständig etwas zum Thema Sex präsentieren kann. Wenn ich mir vorstelle nicht dauergeil zu sein – wie langweilig wäre das?
Immerhin sind meine Leserinnen allesamt selbst kleine Schlampen. Oder warum lesen sie sonst die Sachen, die ich schreibe?
Es kann ja wohl nicht sein, dass sie das brauchen, damit sie selbst Sex haben können…?
Whatever…
Wo war ich? Ach ja: Schlampe!
Schlampe sein ist cool. Genauso wie Frauenheld. Die Wörter klingen zwar leicht unterschiedlich, doch im Endeffekt besagen sie das Gleiche. Wir sind cool, jede will uns und wir wollen immer.
Und man stelle sich mal nur die ganzen Orgasmen vor! Sie verschleissen zwar Frauen, kosten Batterien und man muss darauf achten, immer ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, doch sie machen mehr Spaß als eine Nacht mit den besten Freundinnen, Eis, Crackers und F.R.I.E.N.D.S.
Und was machen Schlampen, wenn sie mit dem Tagebucheintrag fertig sind? Genau: Sie gehen an Deck und segeln weiter.
Wenn alles gutgeht, erreichen wir morgen Früh die Südspitze der Insel Abaco.
Das ist eines der schönen Dinge der Karibik: Es gibt viele kleine und größere Inseln, von denen die meisten in ein oder zwei Segeltagen erreichbar sind.
Ich habe schon vorgeschlagen, dass wir morgen mal wieder alle zusammen frühstücken. Dann kann ich Harakiri aus ihrem Elend befreien. Es fällt mir ja schwer, doch es muss wohl sein. Gute Taten sind eben oft nicht einfach.
Mit Joana gibt es nachher wieder Videosex. Auf ihren Wunsch einen Dreier mit Maze. Sachen gibt es…
Maze meinte, ich solle unbedingt aufpassen, dass ich nicht anfange zu zwitschern…
Wir kreuzen mit 4 Knoten mit Genua II und Besan am Wind.
Das Großsegel ist komplett gerefft, damit es uns nicht unter Wasser fegt, denn der echte Wind bläst immer noch mit bis zu 30 Knoten. Unsere Ketsch ist schon ein wenig special.
(Randbemerkung: Wem die Segelrederei nicht passt – das hier ist mein Tagebuch und ich schreibe was ich will! Außerdem: Wo Kür ist, ist auch Pflicht! Hehe!)
Joana meinte, es sei schade, dass wir schon ausgelaufen seien, denn sie hätte sich extra umgeschaut und in Nassau stünden „ein paar wirklich schöne Alternativen zu unserem Boot zur Verfügung“.
Sie kapiert’s nicht, oder? Wie gerne hätte ich ihr gesagt, sie solle sich eine schlanke 50-Fuß-Luxusyacht nehmen und sie sich dahin schieben, wo sie’s am liebsten hat. Aber das sagt man nicht zu einer Diva. Sie würde es glatt fertigbringen eine Woche lang nicht mehr mit mir zu reden. Und dann müsste ich mir eine Woche lang jeden Tag heulend etwas langes, dickes, vorgeheiztes, vibrierendes dahin schieben, wo ich’s am liebsten habe weil sie mir so fehlen würde. Vermutlich mehrfach.
Auch Scheiße.
Also habe ich einfach nichts dazu gesagt. Beziehungsweise habe es auf das Wetter geschoben. Und auf Zoe. Letzteres versteht sie natürlich. Irgendeinen Vorteil muss diese ganze Zoe-Katastrophe ja haben. So habe ich wenigstens hin und wieder eine Ausrede: „Wenn ich auch nur einen Tag länger in Nassau geblieben wäre, wäre das Miststück wieder aufgekreuzt und du weißt ja, was dann passiert wäre.“ Da hat sie sich seufzend ihrem Schicksal ergeben.
Tammy-Diva 1:0.
Ach ja: Wenn wir es schaffen, wollen Maze, Ken und ich am Wochenende in ein Hotel gehen und ein kleines Spiel spielen. Sowas ist ja hier an Bord fast unmöglich, weil es so eng ist und hier so viele Leute herumhängen. Ich soll mir überlegen, wie ich es gerne haben möchte. Weil diesmal ich die Hauptperson bin. Ich freue mich sehr drauf.
Als ich Joana vor einigen Jahren mal von unseren Spielchen erzählt habe – Chris/Maze und ich machten das schon damals ziemlich regelmäßig – meinte sie nur, es sei „ein verdammter Mist, dass ich nicht lesbisch bin und keine Lust habe mit dir zu vögeln“.
Tja, dein Pech, liebste beste Freundin. Ich hätte dich schon damals an jede Wand genagelt!
„Ich hoffe, da gibt es auch Hotels ohne Kakerlaken“, grummelte Ken. Er hat irgendwie schlechte Laune, seit er von Joanas Versuchen erfahren hat, uns ein anderes Boot anzudrehen – und die Besatzung auf sich selbst, Maze und mich zu reduzieren. Er hatte natürlich sofort kapiert, dass „das Weib mich nicht an Bord haben will, wenn sie ihre Startitten auspackt“.
So ähnlich stimmt das ja wohl auch.
Ich habe dazu nichts gesagt. Ich muss ja nicht zu allem etwas sagen. Ich bevorzuge es Probleme dann anzugehen wenn sie anstehen und nicht hundert Jahre vorher. Gibt weniger graue Haare.
Ich habe übrigens gehört, wie Ken Maze zugeflüstert hat, ob sie mich nicht davon abhalten könne, Harakiri bloßzustellen. Maze hat ihn gefragt, ob er nicht dem Wind befehlen könne aufzuhören zu blasen.
Wir sind am ganz frühen Morgen Richtung Great Abaco ausgelaufen. Wir nutzen den letzten Wind aus, denn am Freitag erwarten wir eine Flaute.
Vor dem 10. oder 11. Februar wird Joana sowieso nicht hier sein, das ist jedes Jahr das Gleiche. Und dann kommt es noch darauf an, ob direkt nach den Oscars Drehs angesetzt sind. Was öfter als nicht vorkommt, da diese elende Award Season der gesamten Industrie ein enormes Loch in den Kalender schlägt.
In meinen auch. In den für mein Schlafzimmer.
Tittentechnisch.
Wenn es Maze nicht gäbe, hätte ich hier auf dem Boot ein echtes Problem. Ich habe mich nämlich entschlossen, diese Harakiri-Sache nicht weiter zu verfolgen.
Die quietscht nämlich beim Sex immer so komisch.
Muss ich nicht haben. Ist vielleicht so ein Japanding. Klingt so ein bisschen als würde man einem Vögelchen die Flügel ausreißen.
Da heule ich doch lieber wie ein Wolf. Das klingt wenigsten erwachsen.
Ich werde es ihr mal sagen. Irgendwer muss es ja tun. Ich bin natürlich, wie üblich, diejenige, die sich opfern muss. Aber sonst piepst die noch ihr Leben lang.
Ich muss nur den passenden Moment abwarten. Am besten wenn wir alle zusammensitzen, da bekommt sie die meisten Tips wie sie das Gezwitscher abstellen kann.
Wie war das noch gleich:
Ein Tag ohne gute Tat ist ein verlorener Tag für mich!
So einen zerstörten Orgasmus kann man, durch geschicktes Berühren, bis zu einer Minute ausdehnen.
Hat Maze gesagt. Ich schaue dabei nicht auf die Uhr, weil ich in dem Moment dabei bin, die Krämpfe und die Verzweiflung auszuatmen. Und mich irgendwo festzukrallen.
Sie macht das immer so lange wie ich es gerade verdient habe. Sagt sie.
Sie behauptet, ich würde dabei so ein wolfsähnliches Heulen von mir geben. Mit weit geöffnetem Mund und aufgerissenen Augen.
Dämonen quälen.
Wenn es dann endlich vorbei ist, gibt es für mich immer die gleichen drei Möglichkeiten: Zu heulen, sie zu beschimpfen oder sie zu würgen.
In der Regel fange ich mit Würgen an, gehe dann zu beschimpfen über, weil sie mich beim Würgen auslacht und fange schließlich an zu heulen, weil mein Körper die Tortur immer noch nicht überstanden hat.
„Wir machen das ganz einfach, mein Schatz“, meint Joana vorhin: „Ich komme auf euren alten Fischkutter. Was bleibt mir übrig…“
„DAS IST KEIN FISCHKUTTER!“
„Ist doch egal. Ich komme also auf dieses Ding was kein Fischkutter ist. Was soll ich sonst machen, da du beschlossen hast uns in irgendeinem Ozean zu versenken. Dann gehe ich wenigstens spektakulär. Die Zeitungen werden einen field day haben.“
„Die übliche Dramaqueen… Und wo ist der Haken?“
„Was für ein Haken?“
„Wenn die Diva nachgibt, ist da immer irgendwo ein Haken!“ Ich bin doch nicht von gestern. Wir reden hier von Joana! Die gibt nicht nach. Die kennt das Wort gar nicht!
„Kein Haken. Nur dass…“
„Aha! Jetzt kommt’s…“
„Nur dass die anderen wohl kaum…“
„Welche anderen?“ Nachtigall ick hör dir trapsen!
„Na, SJ und so weiter. Meine Kolleginnen. Auf die du so scharf bist! Die wollen wenn, dann Urlaub machen. Und das tun sie ganz bestimmt nicht auf so einem alten…“
„…FISCHKUTTER.“ DAS KANN JA WOHL NICHT WAHR SEIN!
„Das hast jetzt du gesagt.“ Joana verzieht keine Miene. Scheiß-Schauspielerinnen!
„Das heißt übersetzt: Du sorgst dafür, dass keine kommt, wenn ich nicht nachgebe!“
Joana ist sauer, weil sie endlich meine Bücher kennenlernen will und sich nicht auf unser Boot traut. Manchmal glaube ich, dass es weniger mit dem Fakt zu tun hat, dass die Anny schon so alt ist, sondern damit, dass sie Maze und mir gehört. Wobei das auch wieder nicht passen würde, weil sie ja diejenige war, die wollte, dass Maze und ich wieder…
Wie auch immer…
Auf jeden Fall werde ich langsam sauer, weil ich weder vorhabe wieder eine 50ft-Luxusyacht mit Einhandbedienung zu segeln, noch mit 30ft durch die Weltmeere zu ballern. Noch nicht mal durch die Karibik.
Was die Luxusyacht betrifft: Hatte ich schon, brauche ich nicht mehr, ausserdem ist das kein Segeln. Das ist, als würde man behaupten, auf einer Gold Wing zu sitzen wäre Motorradfahren. Und was die kleinen Boote betrifft – bin ich lebensmüde? Ich versuche so schon jedem Wetter aus dem Weg zu gehen (Wer tut das nicht?), doch wenn ich mir vorstelle, dass uns auf sowas ein Hurrikan erwischt…
Und jetzt ist sie mir mit einem Rennboot gekommen! Zum Thema „abwettern“! „Abwettern“ bedeutet NICHT, my love, sich gar nicht erst von einem Sturm erwischen zu lassen, sondern ihn irgendwie zu überleben. Aber versuch das mal jemand einer störrischen Diva zu erklären!
Whatever…
Auf jeden Fall will sie unbedingt ein anderes Boot kaufen, damit wir „eine schöne Zeit haben können“.
Ein Rennboot! Göttin!
Nochmal: Wer „berät“ diese Frau? EIN RENNBOOT! Sie wäre schon beim ersten Luftzug im Wasser! Himmelkreuzdonnerwetternochmal!
Wie auch immer. Maze jedenfalls hält sich mittlerweile raus, schaut sich das alles aus dem Hintergrund an und fragt, wenn wir aufgelegt haben schelmisch, ob sie mich ficken soll.
NATÜRLICH SOLL SIE! Was denn sonst?
Das brauche ich um mich abzuregen. Wobei ich mich währenddessen immer wieder erneut aufrege. Maze hat dann ihre liebe Not mit mir.
Aber ich brauche das. Das einzige, was in so einer Situation bei mir hilft ist Sex. Entweder mit einer Frau oder einem Vibrator. Oder mit beidem.
Zornsex.
Ich meine – klar – ich verstehe ja, dass das Weib endlich mal irgendwo genauso wie wir anderen sein möchte, was in diesem Fall unter anderem bedeutet sich an- und auszuziehen wann SIE will und zwar ohne nach Paparazzi oder Smartphones Ausschau halten zu müssen. Und auf so einem Boot geht das eigentlich recht gut.
Aber mal ehrlich: Ihre Möpse sind ja ganz nett, aber…
Nicht nett, ich weiß. Aber seit wann bin ich nett?
Momentan weiß ich nicht so genau was ich machen soll, außer die Zunge von Maze zu genießen und mir vorzustellen, ich würde gleichzeitig Joana küssen.
Alle Welt redet von Versöhnungssex. Ich finde Zornsex viel geiler, denke ich, als Maze mir einen Dildo in den Hintern rammt und ich tausend Tode sterbe.
Ich glaube, Joana hat verstanden, dass sie sich mit Maze gut stellen muss.
… dass Maze gefährlich ist.
Ob sie gewusst hat, welche Geister sie gerufen hat?
Jedenfalls macht sie nicht den Eindruck als habe sie Angst. Aber so etwas kann man auch überspielen. Immerhin ist sie Schauspielerin und zwar eine der besten.
Ich werde sie fragen.
Ich werde Joana fragen ob sie Angst vor Maze hat und sie wird mich unverständlich anschauen und wird zurückfragen warum. Und ich werde keine Antwort wissen. Und einen Moment später wird sie fragen ob sie Angst haben sollte. Und ich werde überlegen müssen.
Es gibt keine ehrliche Antwort, die nicht als Drohung missverstanden werden kann.
Also werde ich erst gar nicht fragen. Warum auch? Sie hat es doch sowieso verstanden. Ich hätte eben nur gern die Bestätigung gehabt, um sie Maze um die Ohren zu hauen.
Chris hat nicht umsonst diesen Dämonennamen gewählt. Mazikeen. Maze. Sie WILL gefährlich sein. Sie ist gelangweilt – zum einen. Zum anderen will sie mehr tun um unsere Allianz am Leben zu halten. Die zwischen ihr und mir. Ich glaube, sie sieht unsere Beziehung neuerdings tatsächlich ein wenig wie eine Allianz. Eine Allianz gegen – alles irgendwie.
Und wie passt Joana hinein?
Joana hat den Dämon beschworen. Sie beherrscht ihn. Solange sie versteht, dass Maze sich als mein Dämon sieht. Nicht als unseren.
Sicher habe ich gewusst, was auf mich zukommen würde.
Ich kannte sie ja schon und habe sie doch wieder mit allem Drum und Dran in mein Leben geholt. Auch wenn ich das in erster Linie auf Wunsch Joanas gemacht habe.
Nun, nicht nur natürlich. Ich habe sie vermisst. Immer. Es war nur diese Entscheidungssache gewesen, von der ich geglaubt hatte, dass sie sein musste.
Maze war nie im Zweifel gewesen. Sie hatte sich für mich entschieden und hatte nie auch nur eine Sekunde an etwas anderes oder eine andere gedacht.
Ich hingegen musste mich meiner Sehnsucht nach dieser Frau, dieser anderen, ergeben. Was sollte ich tun, wenn plötzlich der Jugendschwarm vor der Tür stand und der Traum wahr werden konnte?
Genaugenommen ist er ja nicht wahr geworden. Joana war meine beste Freundin, nicht mehr und nicht weniger. Chris – Maze – hatte immer gesagt, dass sie mehr für mich war und ich versuchen müsse, mir den Traum zu erfüllen.
Das habe ich getan.
Selbstlos von Maze? Dumm?
Nein, sie wusste, dass sie dem nicht im Weg stehen durfte und hatte darauf vertraut, dass ich sie niemals würde vergessen können.
Sie hatte recht.
Ob Maze jemals wieder in mein Leben zurückgekehrt wäre, wenn Joana das nicht forciert hätte? Ich weiß nicht. Sie war ja nie draussen. Ich hatte ein Apartment in ihrem Haus auf Orcas und alle meine Sachen waren dort. Sie schickte mir was ich brauchte und ich schickte alles was ich aufbewahren wollte zu ihr. Ich habe das Apartment nie mehr benutzt und wir haben nur per Telegram kommuniziert und auch nur für organisatorische Dinge.
Aber Maze war da. Hätte ich sie irgendwo auf der Welt gebraucht, wäre sie in den nächsten Flieger gesprungen.
Wer hat so etwas – so jemanden schon?
In dieser Zeit war Maze – ich kann mich an ihren neuen Namen immer noch nicht gewöhnen – Familie für mich. Und Familie trennt sich nicht.
Und Joana?
Joana ist die beste beste Freundin der Welt aber eine lausige Lesbe.
Was daran liegt, dass sie tatsächlich keine ist. Was wir heute wieder festgestellt haben. Sie hat ständig Männer im Kopf. Was für ein Weib, das hetero ist, ja nun auch nicht weiter verwunderlich ist.
„Bi? No way! Ich bin nicht bi!“ Das hat sie SJ geantwortet: „Ich mag nur Tammys Brüste.“ (Sie sagt tatsächlich ‚Brüste‘! *heul)
Was im übrigen eine starke Untertreibung ist, denn auf meine Finger und auf meine Zunge steht sie auch. Aber man merkt dann doch schon, dass sie gerne mir zwei Händen gehalten werden möchte. Was schlecht geht, wenn meine Finger teilweise in ihrer Möse stecken. Deshalb ist sie auch so ein Strap-on-Fan, wobei wir beide wissen, warum.
Das sind eben so die kleinen Unterschiede.
Aber wir wissen das ja beide. Der Sex sind die Benefiz. Die Intimität, die wir auf die BFF-Sache packen. Unser Schwur niemals voneinander zu lassen, was auch immer für Partner in unserem Leben noch erscheinen werden.
Das ist ein Schwur.
Und weder sie noch ich haben jemals einen Schwur gebrochen.
Maze hat übrigens bereits klargestellt, was passieren würde, wenn jemand seinen Schwur mir gegenüber brechen würde.