Gar nicht mal so unspektakulär, das Wetter hier draußen! Natürlich haben wir nicht bis zum Morgengrauen gewartet! Einfach herumsitzen und auf irgendetwas warten, mag niemand von uns dreien. (Bei Gernot kann ich das noch nicht beurteilen.)
Gerade habe ich noch über Kommandostrukturen gesprochen, da ist schon die erste leicht kontroverse Entscheidung gefallen. Nichts Ernstes, doch es zeigt, dass es - speziell unter mehreren erfahrenen Seeleuten - einfach jemanden geben muss, der schlussendlich das Sagen hat!
Der 25+ Westwind hat Mazikeen natürlich nicht schlafen lassen. Und was sie auf der Stelle aus dem Bett getrieben hat, war der Klang unseres Dieselmotors.
(Ich hatte erwähnt, dass sie auf Yachten kein Freund von Motorenklang ist, richtig? Wenn es nach ihr gehen würde, gehörte so etwas verboten. Ich hatte sie mal gefragt, ob sie eine Yacht zum Anleger paddeln wolle? In Marinas geht es nämlich oft so eng zu, dass kaum zwei Boote aneinander vorbei fahren können. Die Antwort ist sie mir natürlich schuldig geblieben.)
Jedenfalls hatte sie erwartet, dass ich die Lady Brendan direkt unter Segel setzen würde. Mir geht es durchaus ein wenig wie ihr: Segelboote gehören gesegelt, und nicht gedieselt. Trotzdem: Bei solchem Wetter möchte ich doch lieber erst einmal zwanzig Minuten Abstand zur Küste haben! Vermutlich liegt das daran, dass jeder Pilot zuerst lernt, dass nichts so wichtig wie Sicherheit und Vorausschau ist. (Nicht, dass sich jeder daran halten würde.)
Aoropos Wetter: Die inzwischen 35+ Winde und 40+ Böen werden uns mit kurzen Pausen wohl noch bis Montagabend oder -nacht begleiten. Nett, wie uns der Pazifik begrüßt. Danach können wir aber auf freundlicheres Wetter und eine gemütlichere Reise hoffen.
Hoffen.
Wenigstens bleiben die Temperaturen um die 10° erträglich. Ein hinten offenes Softtop reicht. Ich hatte schon befürchtet, dass wir rundherum dicht machen müssten.
Der neue Tag, der Sonntag ist gerade eine Stunde alt und wir warten darauf, dass unsere Reise beginnt.
Natürlich ist es erst ein paar Tage her, dass dieselbe Truppe ein anderes Boot auf der anderen Seite des Atlantik bemannt hat. Und doch fühlt es sich an, als wären wir Jahre getrennt gewesen. Für alle, was kaum zu verstehen ist. Ob es am Boot liegt, mit dem wir – zumindest drei von uns – so intim vertraut sind?
Ich habe Mazikeen ins Bett geschickt, denn so wie alle sagen, scheint sie in den vergangenen Tagen überhaupt nicht geschlafen zu haben. Sie hat offenbar sowohl zu Hause wie auch auf der Fahrt hierher noch einmal alle Systeme überprüft und letzte Veränderungen vorgenommen, während Gernot die Bootsküche, die „Galerie“, weiter optimiert und die Lebensmittelbestände unter die Lupe genommen hat. „Ich habe noch nie etwas so Optimales vorgefunden“, hat er mir gestanden. Und Ken hat freiwillig ein paar abgeplatzte Lackstellen am vorderen Teil der Kabine abgeschliffen, grundiert und neu gestrichen. Die Lady Brendan sieht aus, als hätte sie gerade eben die Fertigungshalle verlassen!
Was ich auch noch nie erlebt habe ist, dass jemand für mich eine Party organisiert hat, nur weil ich an Bord gekommen und das Kommando übernommen habe.
Zugegeben, es klingt etwas hochtrabend bei nur vier Seelen an Bord von „Kommando“ zu sprechen, doch jedes Boot – wie auch jedes Flugzeug – braucht jemanden, der letztlich die Verantwortung trägt und das Sagen hat. Alles Andere kann tödlich enden, wie man es recht oft bei Freizeitkapitänen sieht. Wir allerdings sind uns dieser Dinge bewusst. Und wenn man sich die gesamte Besatzung anschaut, versteht man auch warum. Jeder von uns war, zumindest teilweise, professionell auf den Ozeanen unterwegs.
Allen voran Ken, das muss ich zugeben. Sein letztes Kommando in der zivilen Seefahrt war als Erster Offizier auf einem Kreuzfahrtschiff. So weit bringt es jemand, der schon mit 15 Jahren als Schiffsjunge auf einem Frachter unterwegs gewesen war. Mehr noch: Er hat die Reise mit uns einer Position als Kapitän eines neuen Schiffes der gleichen Reederei vorgezogen. Niemand kennt das Meer – speziell auch den Pazifik – besser als er. Von der Erfahrung her müsste eigentlich er der Boss hier sein. Aber das Boot, auf dem ich eine solche Reise unternehme, das von einem Mann kommandiert wird, muss noch gebaut werden! Ich traue keinem Mann, wenn es um rationale Entscheidungen in Streßsituationen geht. Erfahrung hin oder her. Ausserdem ist es nicht das erste Mal, dass ich auf einer Yacht – auch professionell – sein Captain war.
Und Mazikeen? Hallo!? Sie ist mein Dämon und nicht umgekehrt! Ausserdem – so oft sie auch auf Rennbooten unterwegs war – sie ist ein Ingenieur, ihre wirklichen Fähigkeiten liegen auf anderen Gebieten. Sie ist eine Kombi aus Macgyver, A-Team und Elon Musk.
Was mich selbst angeht – ich habe einige Luxus-Charteryachten in meinem Leben kommandiert, nie wirklich auf Weltreisen, doch ich weiß sehr genau wo bei einem Boot der Bug und wo Achtern ist. Und was Krisensituationen angeht, macht mir niemand etwas vor. Nirgends werden einsamere und reaktionsschnellere Entscheidungen verlangt, als in einem Flugzeug. Und nirgends kann eine einzige falsche schneller zur Katastrophe führen.
Es gibt, laut Maze und Ken, keine logischere Wahl als mich. Danke für die Blumen!
Mazikeen ist noch nicht eingetroffen, das Boot macht nach wie vor nicht mehr als 2-3 Knoten. Da meine Dämonin Motoreneinsatz ja für Geldverschwendung hält, schleicht die Lady Brendan gerade an Ocean City vorbei. Es wird also Samstag, bevor sie hier ankommt.
Hier, das ist Westport an der Küste von Washington, wo ich gerade einsam an einer Hotelbar sitze. Nicht mehr lange, denn der Barkeeper wirft mich gleich raus. Um Eins wird hier Feierabend gemacht. Glückliches Landleben, schätze ich.
Maze hat schon angekündigt, dass sie nicht in die Bucht einlaufen wird und ich mir einen lokalen Motorbootbesitzer suchen soll, der mich raus aufs Meer bringt. Mein Dämon ist sich wohl zu fein für ihren Captain das Dinghy auszupacken. So be it. Andererseits geht es so ja auch schneller.
Ich will nämlich hier weg. Weg vom nordamerikanischen Kontinent. Wer weiß, was dem Irren in Moskau demnächst einfällt. Wer schon mobile Krematorien seinen Invasionstruppen hinterher schickt… Das mit dem „Gleichgewicht des Schreckens“ hat sich ja erledigt, seit Putin, im Gegensatz zu den Amerikanern, über Hyperschallwaffen verfügt, die Atomsprengköpfe tragen können.
Nein, das ist nicht politisch, es ist eine simple Aufzählung von Fakten. Was man davon hält, dass es überhaupt dazu kommen konnte und dass die US immer noch Öl aus Russland kaufen – das wäre politisch.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell, wie konsequent und wie überraschend meine Schwester bei mir auftauchen kann, wenn sie etwas von mir will – oder nicht will, je nachdem. Ich war noch nicht richtig angekommen, da steht sie schon in der Tür.
Joana hat mir ihr Haus in Bel Air überlassen – für das ich ohnehin die Schlüssel habe – weil sie selbst (*seufz) bei Dreharbeiten ist. Ich habe erst für morgen den Weiterflug nach Palm Springs geplant, obwohl – ich bin nicht sicher, ob das überhaupt noch Sinn macht, denn Aniks Gesicht wirkt seltsam bedeutungsschwer.
…
Das war der Anfang meines Tagebucheintrags und dann kam Putin, der Irre.
Krieg
Noch während wir im Café saßen, kam zuerst die Nachricht vom Krieg und keine 10 Minuten später per Telefon die Warnung von Miranda, dass unsere gesamte Expansion nach Europa auf Eis gelegt wird. Warum muss ich eigentlich ständig in Firmen investieren, die wegen Viren oder Kriegen Pleite gehen?
Zugegeben, von Pleite kann (noch) keine Rede sein, doch die aufge(sc)hobene Ausweitung macht das Leben auch nicht leichter. Vor allem, da Vilnius – of all places – ein angedachter Standort für unsere beiden neuen Flugzeuge war!
Konsequenzen
Natürlich hat sich die Situation unserer Firma durch den Ukraine-Krieg gewaltig geändert. Miranda hat prophezeit, dass sich unsere Aufträge für Europa deutlich reduzieren würden. Was sich schon am ersten Kriegstag bestätigt hat: Die Studios beginnen nach neuen Locations zu suchen. Drehs, die für Osteuropa geplant waren, werden auf Eis gelegt oder in die Staaten verschoben. Vor allem die Majorproduktionen suchen neue Locations in den Staaten, es gibt hier ja viele Alternativen. Drehorte in Osteuropa waren ja vor allem aufgrund der geringeren Kosten für die Produktionsfirmen attraktiv gewesen. Kein Studio möchte seine Stars auf einen Kontinent schicken, von dem man nicht weiß, ob nicht in der nächsten Sekunde Raketen fliegen. Oder, weniger dramatisch, von dem man nicht weiß, welche Flugrouten in den nächsten Stunden überhaupt noch existieren.
Europa ist für uns also erst einmal gestorben. Was bedeutet, dass die neue 738 eine Fehlinvestitution war. Das gleiche gilt für ihre Crews und für mich, denn ich werde nicht mehr so dringend benötigt, wie noch vor ein paar Tagen.
„Der ideale Zeitpunkt für dich, dir einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Der Himmel stehe ihm bei!“, meint meine (jetzt Ex-) Chefin süffisant.
Entscheidungen
Aber natürlich hat Miranda längst erfahren, dass ich ohnehin nicht vorhatte, meine Arbeit noch einmal ernsthaft aufzunehmen. Ein oder zwei Monate wäre ich noch geblieben, um die neuen Piloten einzuarbeiten, doch dann wäre ich Mazikeens Aufforderung gefolgt und hätte meine Pilotenkarriere an den Nagel gehängt. Zumindest fürs erste. Wenn ich zwischen meinem Dämon und allem Anderen auf der Welt wählen muss, gibt es für mich keine andere Entscheidung.
Maze weiß das. Erstaunlich ist nur, dass sie mich vor diese Alternativen gestellt hat. Andererseits – sie hätte mich nicht verlassen, das könnte sie gar nicht. Dämonen sind dazu verdammt ihren Höllenfürstinnen bis in alle Ewigkeit zu folgen. Ich nehme an, sie würden sich ansonsten in eine Rauchwolke auflösen oder sowas. So oder so: Mazikeen hat Recht, wenn sie sagt, dass ich fast zwanzig Jahre alleine über unser Leben bestimmt habe, und es Zeit wird, daran etwas zu ändern.
Lady Brendan
Es ging alles Schlag auf Schlag. Noch während es in der Ukraine ernst geworden ist, haben Ken und Gernot ihre Sachen gepackt und sind nach Orcas geflogen. Jetzt sind sie bereits auf See und haben südlichen Kurs Richtung Bowerman eingeschlagen, wo ich zu ihnen stoßen und die Lady Brendan übernehmen soll.
Ja, unsere gute alte Lady Brendan, die Ketch, mit der wir schon so viele Meilen auf See verbracht haben. Maze wusste von Anfang an, welches Boot ich wählen würde, gar keine Frage. Die anderen Yachten hat sie einem örtlichen Broker übergeben und ich bin sicher, dass sie in allerkürzester Zeit neue Besitzer finden werden, zumal es in solch unsicheren Zeiten immer mehr Menschen aufs Meer zieht. Da draußen überlebt man bei einem nuklearen Armageddon ein paar Monate länger. Was jedoch nicht der Grund für meine Entscheidung ist.
Ket(s)ch
Die Lady Brendan. Wer dieses Tagebuch schon länger verfolgt, kennt sie noch. Ein alter Zweimaster, eine sogenannte Ketch, bei der der hintere Mast kleiner ist und hauptsächlich eine stabilisierende Funktion hat. Sie hat durch ihren Langkiel wenig Tiefgang (1,60 Meter), was ideal für Inselhopping ist; neben einem Katamaran ist sie das ideales Boot für, zum Beispiel, die Karibik. Was jedoch (vorerst) nicht unser Ziel sein wird. Der kurze Kiel macht sie sehr stabil für die großen Fahrten, aber darunter leidet die Wendigkeit. Es müssen immer Kompromisse gemacht werden. Auch bei Booten gibt es keine eierlegende Wollmilchsau.
Sie ist mit 15 Meter Länge kein Riesenschiff, jedoch auch kein sonderlich kleines. Mit nur knapp 4 Meter Breite, hat die Lady Brendan schon fast Modelmaße. Schick, schick! Und unter vollen Segeln (5!) ist sie eine wahre Schönheit! Schnell ist sie nicht gerade; wer erwartet von einem Higheels-Model auch schon Sprintqualitäten!
Tatsächlich ist sie gegenüber den möglich gewesenen Alternativen das mit Abstand langsamste Boot (unter anderem aufgrund des Langkiels). Sie ist alt und aus Holz. Rennen kann man mit ihr nicht gewinnen. Mein Herz hat sie aber. Zumal Maze sie mit allem ausgestattet hat, was gut und teuer ist. Auf diesem Boot haben sogar die Reservesysteme Reservesysteme. Sie ist auf Langzeitreisen ausgelegt. Ihre Zeit auf See ist lediglich durch die Menge an Lebensmittel beschränkt, die wir bunkern können. (Und der Menge meiner Tabletten.) Ergo auch durch die Zahl der Besatzungsmitglieder, die wir aus diesem Grund so niedrig wie möglich halten. Maze und ich hatten ein paar Telefondidkussionen, ob wir zusätzliche Besatzung brauchen oder nicht.
Die Besatzung
Eine alte Ketch (deutsch: Ketsch) ist kein moderner „Knopfdrucksegler“. Trotzdem oder wunderlicherweise ist sie schon fast das ideale Boot, behauptet Maze, um ganz alleine die Welt zu umrunden. Zumindest könnte das ein sehr erfahrener Seemann. Noch erstaunlicher: Je größer die Ketch ist, desto einfacher lässt sie sich segeln!
Darüber haben Maze und ich lange diskutiert. Ihre Meinung: Der kleinere Besanmast achtern (im Gegensatz zum bekannteren Schoner; der hat in der Regel zwei oder mehr gleich große Masten) und der Langkiel stabilisieren das Boot derart, dass immer genügend Zeit bleibt, um sich um die Hauptsegel in der Mitte und vorne zu kümmern. Plus: Kleinere Segel (mit kleineren Einzelflächen aber gleichem Gesamttuch) lassen sich von einer einzelnen Person, selbst bei schwerem Wetter, leichter handhaben. Um größere Segel aufzuziehen wird sonst oft ein zweiter Seemann benötigt. Vermutlich hat Maze Recht; sie ist schließlich der Bootsingenieur, nicht ich.
Also haben wir uns entschieden, diesmal keine weitere Besatzung anzuheuern. Vier Mann im Zwei-, teilweise Drei-Schicht-Betrieb reichen aus. Ich bin gespannt. Auf jeden Fall wird es eine Menge Spaß machen, sich bei Seegang von Segel zu Segel und von Mast zu Mast zu hangeln.
Außerdem schaffen wir, aufgrund der neuen Ausstattung, mit nur vier Leuten – plus gegebenenfalls ein oder zwei Gästen – bequem fünf bis sechs Wochen auf See, ohne zu verhungern oder zu verdursten.
Das liebe Geld
… ist vorhanden. Sonst bräuchten wir erst gar nicht zu starten. Ich war richtiggehend schockiert, wie viel Mazikeen in den vergangenen zwanzig Jahren gehamstert hat! Und ein wenig bringt mir meine Beteiligung ja auch. Zumindest wenn diese Airline diese Krise übersteht. Das letzte Mal ging das ja ziemlich schief.
Selbst Ken hat ein wenig „auf der hohen Kante“! (Woher dieser komische Ausdruck wohl kommt?) Was Gernot angeht – keine Ahnung, ist Kens Problem, nicht meines.
Wann wir starten
Es war meine vorerst letzte Nacht in Joanas Haus. Heute geht es noch nach Bowerman, wo die Yacht vermutlich morgen ankommen wird. (Das Wetter ist derzeit etwas launisch auf See.)
Auf jeden Fall freue ich mich riesig wieder ein Boot zu übernehmen. Diesmal sogar ohne mir ständig Sorgen um das liebe Geld zu machen.
„Sparen hilft“, grinst Mazikeen.
Wie gut, dass das wenigstens einer von uns kann!
Eine Ketsch mit drei Vorsegeln, Hauptsegel und Besan
PS: Es mutet komisch an und es fällt ein wenig schwer, über das Segeln und unsere bevorstehende Weltreise zu schreiben, während in der Ukraine die Menschen ins Kriegselend gestürzt werden. Aber muss ich deswegen mein eigenes Leben anhalten? Trage ich Schuld für jeden Irrsinn, der auf der Welt passiert? Ich setze mich finanziell für die Dinge ein, die mir am meisten am Herzen liegen, und das muss reichen. (Die Obdachlosen in den Staaten bleiben trotz des Krieges in Europa obdachlos und haben Hilfe verdient, auch wenn die Medien über andere Dinge reden.) Und was das Politische anbelangt: Ich habe längst aufgegeben, mich in den sozialen Medien diesbezüglich zu äußern (Ausnahme: Trump. Das ist keine Politik, das ist Selbstverteidigung). Ich beteilige mich nicht mehr an diesen hasserfüllten Diskussionen, die das Leben im öffentlichen Online-Raum so schwierig machen. Natürlich habe ich auch online meine Leidenschaften, das bleibt nicht aus: Ich wettere gegen das idiotische und sexistische Gendern und das sogenannte „politisch Korrekte“, und ich halte auch nicht hinterm Berg, wenn es ums Impfen und gesellschaftliche Verantwortung geht. Beides ist auch politisch, ich weiß. Jeder hat so seine Themen. Doch ich diskutiere nicht und lese auch keine Kommentare auf Twitter und Co. Aber wer Schuld an Kriegen hat? An Aufrüstung und Hetze? Dem Wiedererstarken alter Seilschaften? Ob Demokratie Sinn macht? Und, und, und … Keine Lust dazu, denkt was ihr wollt.
Wer von Weltreisen und fernen Ländern lesen will (und gerne auf Telegram auch Fragen stellen möchte), vom Segeln und von Ozeanen und von den verrückten (sexuellen) Beziehungen auf engstem Raum – der ist hier richtig. Krieg und Ärger jedoch, bleiben weitestgehend draußen.
Ist es wirklich logisch, was mir die Marketingexperten und Werbefachleute erzählen? Wenn du „systematisch deine Reichweite erhöhst“, das „Instrument Soziale Medien konsequent nutzt“, „zielorientierte Werbung schaltest“ und „mit deinen Fans niveauvoll interagierst“ , „etablierst du dich als Marke“ und verkaufst eine Menge Bücher.
WTF?! Was ist, wenn ich das alles gar nicht will?
„Coaches“
Die Antwort von „Life Coaches“, „Business Coaches“ und sonstigen Schmarotzern ist immer die Gleiche: Sie schicken mir sinngemäße oder tatsächliche Fragezeichen auf diese Aussage. Vermutlich weil es Nicht-Erfolgsorientiertes in ihren Augen nicht geben kann. (Oder soll oder darf?) Was die selbsternannten Experten und die sogenannten „Coaches“ immer wieder übersehen: Ich muss keine Bücher verkaufen. Ich mag es, wenn es Menschen gibt, die lesen was ich schreibe und ich liebe es, mit meiner Schreiberei mein eigenes Regal zu füllen, doch das war auch schon (fast) alles. Dabei ist es mir herzlich egal, ob wir hier von 50 Lesern sprechen oder von 50.000.
Facebook
Ich gebe gerne zu, dass ich Facebook zu Anfang genutzt habe, um mir mit Spaß eine Fan-Basis zu schaffen und um meinen Namen ein klein wenig bekannt zu machen, doch das habe ich längst aufgegeben. Facebook ist zu restriktiv geworden, um noch Spaß zu machen. Außerdem gibt es bei so vielen „Mitlesern“ viel zu viele dumme Menschen, die mir schlicht auf die Nerven gehen. Das muss ich nicht haben.
Am Anfang habe ich durchaus mit netten Leuten über die Autorenseite selbst, über den Messenger und immer auch mal wieder in eigenen Facebook-Gruppen niveauvoll (mehr oder weniger) „interagiert“, doch – ehrlich – was bringt das, wenn Menschen alles falsch verstehen wollen, wenn sie nicht richtig lesen können oder in ihrer Naivität und/oder Dummheit nicht kapieren, dass ich weiß, warum ich etwas schreibe. Und dass es mir am Arsch vorbeigeht, wenn jemand mir Lebensratschläge geben will. Ich bin inzwischen 38 Jahre alt und mache längst mein eigenes Ding. Und das wird auch so bleiben. (Nicht das mit dem „38“. *seufz)
Ja, ich habe anfangs mit Menschen interagiert, noch nicht einmal aus Marketinggründen, sondern weil ich dachte, es würde manchen Frauen/Mädchen helfen, mit ihrem täglichen Lebensmartyrium besser zurecht zu kommen. Sinnlos. Gegen endemische Dummheit ist nicht anzukommen.
Was mir heute mögliche Online-Kommunikationen vergällt, ist das sich explosiv ausbreitende Gutmenschentum (Ja, für mich ist es ein Schimpfwort! Suck it!), das in meinen Augen bereits satirische Züge angenommen hat.
Freundschaft
Es gibt tatsächlich Leserinnen, die mir aus meinen Anfangszeiten (2012) geblieben sind. Ich nenne sie inzwischen „Freundinnen“, zumal ich mich inzwischen schon mit zwei Mädels im Café getroffen habe (Flair, Bournemouth, hi guys!) und ich eine von ihnen zu einem Rundflug über Hampshire eingeladen und ihr mein altes Häuschen aus der Luft gezeigt habe. Aber es sind nicht viele Freundinnen; es sind Frauen, die immer da waren und die mir nie auf die Nerven gegangen sind. Die all meinen Unsinn ertragen und kapiert haben, dass ich im Internet nicht kommuniziere, um mir ungefragte Ratschläge zu holen. Freunde mögen andere Ansichten haben als ich (denn wir sind hier weder bei F·R·I·E·N·D·S noch bei Sex and the City), doch sie akzeptieren auch meine. Sie verschwinden nicht im Online-Dunst, wenn sie bemerken, dass ich anders bin, als sie gedacht – oder gehofft – hatten. Dass mein Leben und meine Geschichten nicht in jeder Hinsicht deckungsgleich sind, sollte ja eigentlich jeder Fünftklässler erahnen können!
Soziale Medien
Zugegeben: Ich vermisse einige von den Online-Freunden, die mir im Laufe der Jahre abhanden gekommen sind, doch das ist im realen Leben nicht anders: Freunde kommen und gehen. Ich will mich nicht nur über die andere Seite beklagen; ich weiß, dass zum Tango immer zwei gehören. Niemand läuft gerne jemandem hinterher. Andererseits – ich bin nie diejenige gewesen, die auf den Sozialen Medien den Kontakt zum Einzelnen gesucht hat. Das waren die Anderen.
Wobei wir beim Thema sind: Ich habe versucht, Plattformen zu finden, die mir Spaß machen. Ich habe es mit YouTube versucht und festgestellt, dass ich auf Videos grässlich wirke. Das ist ein absolutes NO-GO! Auch Tumblr habe ich verlassen; aus Protest gegen ihr damals neu adoptiertes Tittenverbot. Bei Instagram war es anders herum: Bis heute weiß ich nicht, warum ich hinausgeworfen wurde. Spamming lautete die Begründung. Ich habe Landschaftsfotos gepostet, die ich selbst gemacht habe und Bilder von mir, hochgeschlossen und züchtig wie eine nordkoreanische Nachrichtensprecherin. Und Privates in Textform und hin und wieder Links zu meinem Blog. So antisexuell wie ich es fertiggebracht habe. Aber Spamming? Dann eben kein Instagram mehr. Dann ist da noch Twitter. Was ganz nett ist und das gleich aus zwei Gründen: Zum Einen ist es ein Leichtes und fordert keinen Zeitaufwand zwischendurch ein wenig Galle zu spucken. Eine kurze Stellungnahme zu Krieg, Frieden, Populisten und Fickstellungen abzugeben, zum Anderen gibt es dort so herrlich viel Porno! Kommentare auf Twitter sind natürlich unterste Schublade. Wenn man sie jedoch konsequent ignoriert und gar nicht erst liest, stören sie nicht weiter. Wer also meine reaktionären Kurz-Ausflüsse lesen will: Twitter ist das Medium. Und was ist mit Telegram? Ich stelle fest: Niemand dort hat Lust mit mir über Profanes und Sexuelles zu quatschen. Was keine Beschwerde, sondern schlicht eine Tatsache ist. Also auch sinnlos. Oder, wie es die Schmarotzer aus der Coachfraktion sehen würden: Ich bin nicht niveauvoll und nichtssagend genug, um auf die berechtigten Bedürfnisse der Teilnehmer politisch korrekt einzugehen. (Wer kennt nicht die herrlich neutralen Emails von jeglichem Support, die einem erklären, was man sowieso schon weiß? Sie signalisieren Hilfsbereitschaft, um in keiner Weise auf die ursprüngliche Frage zu antworten. Meist, weil sie die Kundenmail gar nicht erst richtig gelesen haben, weil sie nicht an Problemen interessiert sind, oder ihre Antwortliste das angefragte Problem nicht aufweist und sie folgerichtig nicht wissen, was der Fragende eigentlich von ihnen will. DAS gefällt den Coaches!)
Sex, Drug and Rock’n’Roll
Was also für den geneigten Leser übrigbleibt, sind meine Meckereien auf Twitter und mein geliebter Blog auf http://www.tammysdiary.blog. Den behalte ich bei; denn dort kann ich tun und lassen was ich will (schreiben, nicht schreiben, Ärger machen, Geschichten erzählen, aus meinem Leben berichten, Bilder posten, etc). Was Facebook angeht: Auch das bleibt natürlich, so viele „Fans“ kann ich schlecht ignorieren. Dort poste ich hin und wieder Werbung für meine Bücher und stelle Links zu besonders interessanten Blogeinträgen ein. Das tatsächliche Tammy-/Andrea-Leben passiert jedoch hier.
Womit ich dann wieder bei meinem eigentlichen Thema angelangt bin: Ich schreibe was ich will und nicht das, was Coaching, Marketing und Werbung soufflieren – denn Letzteres passt nicht in mein Leben (und gehört ohnehin verboten).
Ich verdiene mein Geld mit Fliegen (oder habe es zumindest – anderes Thema) und Airline-Beteiligungen. Außerdem habe ich eine stinkreiche Frau (wie ich festgestellt habe) und keinen Ehevertrag. Bücher schreiben ist ein Hobby. Eines! Wenn jemand meine Geschichten lesen will, freue ich mich, wenn nicht, dann nicht. Meine Leidenschaft jedoch, gehört dem Himmel, dem Ozean und dem zügellosen Sex. In dieser Reihenfolge, nehme ich an.
Wenn jemand mein Tagebuch (und/oder das, was es darstellt) begleiten möchte: Herzlich willkommen. Wer nicht will – der weiß wo der Blog-Ausgang ist.
Was ich nicht brauche, sind Gören, Bitches, Männer oder Frauen, die mir sagen wollen, wie ich zu leben habe. Ich bin star-struck, unstet, egoistisch, arrogant und alles andere, was ihr sonst noch in mich und in mein Leben hineininterpretieren wollt. Und ich bin tierisch gut im Bett. Entweder genießt ihr das Verschiedene oder erstickt an eurem Gutmenschentum.
Eure Wahl.
Kein Bild mehr ohne Alibifarben oder Gutmenschentum für Anfänger
Vor mir auf dem Tisch liegen vier Polaroidfotos von vier verschiedenen Booten.
Mazikeen hat sie wortlos vor mir ausgebreitet, nachdem ihre vorerst letzte Ohrfeige mich zum Schweigen gebracht hat. Die Namen der Yachten hat sie mit einem Filzstift auf die unteren Ränder gekritzelt: baby girl II, speed girl, Demon und LadyBrendan. Die ersten beiden Boote sind große, schlanke Rennsegler von der Sorte, wie sie am America’s Cup teilnehmen könnten, eines davon ist in vollem Kampfdesign, mit zig Werbelogos versehen. Das dritte Boot ist ein moderner 50 oder 60 Fuss grosser Katamaran, grau und düster designed, der seinem Namen Demon alle Ehre macht. Das vierte Bild zeigt unsere gute alte Ketch, mit der wir früher schon einmal den Atlantik überquert hatten, seltsam sauber allerdings und zweifelsohne in den alten Farben – burgunderrot und grau – neu gestrichen.
Maze macht das manchmal: Sie packt ihre alte Polaroid aus und schießt damit die besonderen Fotos. Sie macht das, wenn sie die Zeit anhalten möchte, als Atempause, um besondere Erinnerungen oder Situationen festzuhalten, die zuviel Bedeutung haben, um mittels spiegelreflektierter Pixel ein digitales Schattendasein zu führen. Chemische Momente nennt sie das. Was sie verabscheut sind Handyfotos und Menschen, die glauben, dass inflationäre „Telefonknipsereien“ Erinnerungswert besitzen würden. Mazikeen hasst nicht die Menschen, sie hasst Oberflächlichkeit. (Was auch der Grund ist, warum sie telefoniert und keine Kurznachrichten verschickt. Außer an mich, weil sie weiß, dass mein Handy grundsätzlich keine Töne von sich gibt, also auch keine Klingelzeichen.) Mazikeen fotografiert mit ihrer Profi-SLR oder manchmal eben mit ihrer altertümlichen Polaroid. Niemals mit „Sachen, mit denen man telefonieren kann“. Sie ist ein Dämon alter Schule. Sie schreibt noch richtige Briefe. Ernsthaft!
„Was will die Künstlerin mir mit den Bildern sagen und wo hast du das Foto von Lady Brendan gemacht?“
„Zuhause“, entgegnet sie knapp. Egal wo wir gerade wohnen, mit „Zuhause“ bezeichnet sie ausschließlich Orcas Island und insbesondere ihr Anwesen am nordwestlichen Strand der Insel. Wobei, genaugenommen ist es ja unser Anwesen, denn mein Name steht seit mehr als zehn Jahren neben ihrem im Grundbuch. Ausschließlich auf ihre Veranlassung hin, möchte ich betonen.
„Lady Brendan liegt vor Washington?“, frage ich verwundert: „Wie kommt sie denn dahin?“ Wir hatten den alten Zweimaster damals nämlich nach Australien, nach Brisbane, verkauft. Und zwischen dort und Orcas liegen mindestens sechs bis acht Wochen Pazifik. Bei gutem Wetter.
„Ich habe sie gekauft.“
Fragezeichen kreisen um meinen Kopf. Wieso würde meine Frau heimlich unseren alten Segler kaufen?
„Hinter meinem Rücken?“ Ich sage es und weiß im selben Moment, dass diese Frage noch dümmer ist, als alles Andere, was ich für gewöhnlich von mir gebe. Alles, was Mazikeen macht, passiert genaugenommen „hinter meinem Rücken“, weil mein Dämon meist nicht viel mehr als die Rückseite von mir zu sehen bekommt. Ich beachte nicht, was sie tut. Wenn wir nicht gerade gemeinsam auf einem Boot eingesperrt sind oder/und höllischen Sex haben, weiß ich nichts von dem, was sie den lieben langen Tag so treibt. Irgendwas mit Rennbooten, glaube ich. Ich weiß ich bin eine schreckliche Ehefrau. Aber: Wenn mich jemand liebt, ist er schließlich selbst Schuld. Ich spreche dafür keine Einladungen aus.
Ich verfolge dieses spezielle Thema nicht weiter, sondern heuchle noch einmal allgemeines Interesse, damit ich irgendwann meinen Kaffee wieder in Ruhe und ungestört trinken kann. Meinen KALTEN Kaffee!
„Wem gehören die anderen Boote?“
„Mir.“
„Aha.“
Ich gebe zu, dass unsere Gespräche oftmals etwas – sagen wir – nordfriesisch knapp gehalten sind. Aber man muss ja nicht jedes Mal gleich Romane erzählen, wenn man Zeit sparen kann um sich auf die wichtigen Dinge des Lebens, Kaffee und Sex, zu konzentrieren. Sowohl Höllenfürstinnen wie Dämonen definieren verbal eher klitoraler.
Ich hätte jetzt nachfragen können, warum Maze unser altes Boot gekauft hat, doch ich bin mir sicher, dass sich die Antwort darauf im weiteren Verlauf des Gespräches ergeben wird, warum also unnötig Energie verschwenden? Je mehr Gequatsche, desto kälter wird der Rest meines Kaffees!
Hat Mazikeen meinen aktuellen Kaffeenotstand bemerkt oder warum steht sie auf? Sie will doch nicht etwa um den Tisch herum und sich mit mir zu prügeln? Das wäre mir um diese Uhrzeit echt zu anstrengend! Andererseits habe ich auch nichts getan, was einen ausgewachsenen Dämonenangriff rechtfertigen könnte! Aber – Entwarnung – sie geht in die Küche um Kaffee zu kochen. Versteh einer diese Höllenwesen!
„Ich handele mit Yachten, wie du weißt.“
Wie ich weiß? „Woher soll ich das wissen?“
„Interessant“, nickt Maze und schüttet zwei Messlöffel Kaffee in die Metallkanne.
„Ich dachte, du konstruierst Rennboote?“
„Auch.“
Maze ist also auch im An- und Verkauf tätig. Frau lernt ja immer gerne dazu. Auf dem Elektroherd kocht das Wasser. (Und wieso gibt es auf diesem Boot eigentlich keinen elektrischen Wasserkocher?)
„Du interessierst dich wirklich nicht für mich, oder?“
Ich schaue zu, wie sie die kleine Kanne bis zum Rand mit heißem Wasser füllt.
„Das ist die Mutter aller dummen Fragen“, sage ich.
Maze startet die Stoppuhr ihrer Omega*.
„Stimmt“, gibt sie zu: „Für Tammy gibt es nur Tammy.“
„Wen sollte es sonst noch geben? Ich bin evolutionsgeprägt.“
Der Witz ist, dass das nicht stimmt. Neben mir selbst gibt es noch Joana. Aber Mazikeen weiß genau, dass sie selbst immer nur meine Nummer 2 sein wird. Genaugenommen lautet meine Prioritätenreihenfolge: Joana, Tammy, Maze. Shit happens. Auf diese Tatsache ist sie noch nie wirklich eingegangen, wenn man mal davon absieht, dass sie immer alles versucht hat, dass es zwischen Joana und mir funktioniert. Ich vermute, dass es genau das ist, was einen persönlichen Dämon ausmacht: Höllenfürstin zuerst. Umso verwunderlicher ist ihr jetziger Vorstoß.
Ihre nächste Aussage bestätigt die Veränderung zumindest teilweise. Abgesehen davon, dass ich mich wieder zu einem Lachanfall hinreißen lassen: „Die Fliegerei ist für dich vorbei.“ Wie zur Bestätigung piepst ihre Omega.
Normalerweise bin ich ja die Schlagfertigkeit in Person, doch in diesem Moment fällt mir nichts ein. Mazikeens Aussage ist lächerlich und erschreckend zugleich. Maze hat in keiner Weise Spaß gemacht. Dämonen können so etwas nämlich nicht. Seelenlose Folterknechte kennen lediglich Ironie und Sarkasmus.
Oder blanken Ernst.
Höllischer Sarkasmus
Fußnote:
* Maze besitzt eine Omega Seamaster und trägt sie 24/7. Ich schwöre, ich habe meinen Dämon noch nie ohne sie gesehen. Die Modelle haben im Laufe der Jahre gewechselt – heute ist es eine nagelneue, 12.000 Dollar teure America’s Cup. Eine Seamaster ist es immer.
Ich selbst besitze eine kleine Sammlung von eher billigen Armbanduhren – angefangen von einer 150 Dollar Casio (Wave Ceptor Solar, meine Lieblingsuhr) über diverse schicke, aber zerkratzte G-Shocks (merke: Casio G-Shock-Uhren sind ihr Geld nicht wert) und einer einfachen Tissot Touch 2 (mit einem Preis von 700 Dollar meine teuerste Uhr, gedacht für besondere Anlässe).
Mazikeen hat nur diese eine Omega. Aber die treibt jedem, der sie auch nur von Weitem sieht, den grünen Neid ins Gesicht. Auch mir übrigens. Warum ist sie eigentlich noch nie auf die Idee gekommen, mir eine zu schenken? Daran sollte ich arbeiten.
Zwischendurch:
Es war unsere letzte Nacht auf der Amelyacht. Wir packen zusammen. Ken, Gernot und ich werden von meinem Dad mit dem Auto abgeholt. Wir fahren nach Notodden, wo meine Freunde noch ein paar Tage Urlaub machen. Mazikeen fährt direkt nach Oslo, um dann in die Staaten weiterzufliegen.
Es war eine ganz nette kleine Winterreise gewesen. Gestern Abend hatte der Wind noch einmal aufgefrischt, die Einfahrt in den Fjord von Larvik verlief aber unspektakulär.
Mein Job beginnt am 1. März wieder. Aber ich fürchte, was ich Anik und Miranda zu berichten habe, wird ihnen nicht gefallen.
Leider hat sie das ernst gemeint. Das mit der Rebellion. Dass es jetzt nach ihrem Kopf gehen soll. Ich weiß, es klingt nach Fantasy-Geschichten – ein Dämon mit eigenem Willen und so – aber genau das scheint sie sich einzubilden. Dass künftig ICH mache was SIE sagt und nicht umgekehrt. Sachen gibt’s…
Die Frau scheint wirklich zu glauben, es gäbe irgendwen auf der Welt, der mich dazu bringen könnte, etwas zu tun, was Andere von mir verlangen. Ohne mich vorher totzuschlagen. (Selbst dann wird das schwierig, könnte ich mir vorstellen.) Zugegeben, Erpressung wäre ein Mittel, das funktioniert ja manchmal, wenn Miranda und Anik etwas von mir wollen. Doch eigentlich sind sie damit auch nur deswegen erfolgreich, weil ich letztlich das Gleiche will. Aber mich dazu zu bewegen, etwas zu tun, was ein Dämon will…? Come on…!
„Was willst du denn tun, wenn ich nicht mache, was du sagst?“ Eine berechtigte Frage, finde ich.
KLATSCH!
Was Dämonen wollen…
Auf sowas muss man erstmal kommen! MIR eine zu feuern! Ernsthaft jetzt: Ich bin aktive Kickboxerin und trage eine geladene 38er in der Handtasche! Wer, in aller Welt, wagt es, mir eine zu verpassen?! Ich habe nicht schlecht gestaunt!
Und mir die Backe gehalten: „Aua!“
„Da sind noch mehr, wo die herkam.“
ECHT JETZT?
„Du hast da etwas falsch verstanden“, versuche ich ihr die Situation zu erklären: „Du sollst die Leute verprügeln, die nicht nett zu mir sind…“ Ich hole tief Luft: „UND NICHT MICH!“
KLATSCH!
Scheiße. Sie kapiert es nicht.
Ich stelle den Rest von meinem Kaffee auf den Tisch und schicke mich an aufzustehen.
„Ich würde das nicht versuchen“, warnt mich Mazikeen.
Das Problem mit Dämonen ist, dass es nicht zielführend ist, sich mit ihnen anzulegen. Dass Höllenfürsten gefallene Engel und damit mächtiger als ihre dämonischen Handlanger sind, ist ein Märchen. Man muss sich nur meinen Ehe-Dämon anschauen: Mazikeen ist bedeutend größer und stärker als ich, um Lichtjahre schneller und hat Reaktionen, die man nur noch in Mikrosekunden messen kann. Und zu allem Übel ist sie auch noch hübscher. Und sexy like hell. Was natürlich für einen Dämon sehr hilfreich ist. Und mich aussehen lässt wie ein halb verwelktes Mauerblümchen. Schon doof.
Also bleibe ich sitzen.
„Kommen wir zur Sache…“ Ihre ohnehin schon schwarzen Augen werde noch dunkler. (Ernsthaft jetzt? Das geht?)
„Ich bitte darum…“, entgegne ich und wappne mich für die nächste Ohrfeige.
Was sie dann sagt, ist nicht jugendfrei und überzeugt mich, dass entweder sie zum Psychiater muss oder ich zum Ohrenarzt!
So lange dauert – theoretisch – Mazikeens Traumreise. Oder besser: der erste Teil von Mazikeens Lebenstraum. (Sofern man bei Dämonen von so etwas sprechen kann.) Bezieht man Landgänge in unzähligen spannenden Städten mit ein, dann sprechen wir hier wohl eher von einem ganzen Jahr.
Aber der Reihe nach.
Nach einer eher unspektakulären Nacht auf See, nehmen wir nun direkten Kurs nach Osten, Richtung Larvik. Wenn das Wetter bleibt erreichen wir unser endgültiges Ziel wohl spätestens am Sonntag. Laut Vorhersage wird es noch ein wenig Wind geben, auch eine kleine Flaute zwischendurch. Norwegisches Seewetter ist spannend.
Und jetzt zum Thema Mazikeen.
Es ist etwas passiert, was ich mir nicht hätte vorstellen können: eine Dämonenrebellion!
„Jetzt rede ich und du wirst zuhören!“ Noch nicht einmal im Traum hätte ich gedacht, dass Maze jemals so etwas zu mir sagen würde, oder überhaupt dazu fähig wäre! Sie ist schließlich, nach eigenem Bekunden, nur ein Dämon, der zu so einer Aussage gegenüber ihrer Höllenfürstin – also mir – überhaupt nicht fähig ist. Dämonen sind zum Dienen gemacht worden. Punkt.
„Weißt du eigentlich, was ich die vergangenen 20 Jahre gemacht habe? Ist dir das bewusst?“
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keine Ahnung habe. Wer interessiert sich auch schon dafür, was Dämonen in ihrer Freizeit treiben? Boote bauen?
„Ich habe gemacht, was du wolltest. Und wenn ich mal Dinge getan habe, die mir etwas bedeuten, dann hast du dich nicht dafür interessiert.“
Äh… Also… Ich…
„Während du andere Weiber gefickt hast, habe ich brav zu Hause gesessen und darauf gewartet, dass du in ein paar Jahren wieder auftauchst. Zwischenzeitlich habe ich deine Angelegenheiten verwaltet, deine Fehler ausgebügelt und für uns Geld verdient. Was du danach wieder ausgegeben hast.“
„Ist es nicht das, was brave Dämonen tun?“, grinse ich.
„Unterbrich mich nicht!“
„Dann komm zum Punkt!“
„Es wird Zeit, den Spieß umzudrehen.“
Okay, DAS habe ich nicht erwartet. Ich meine – ich wusste gar nicht, dass Dämonen Witze machen können. „Was ist das hier? Eine Satire-Show?“, frage ich.
„Nach 20 Jahren will ich endlich auch einmal Dinge tun, die MIR etwas bedeuten.“
„Es sind 19.“ Glaube ich. Ich muss das mal durchrechnen.
„Du sollst mich nicht unterbrechen!“
Irgendwie ist das süß. Ein Ehe-Dämon mit eigenem Willen? Das ist schon fast sexy. Fast.
„Ja, Mam“, grinse ich.
„Ab sofort – und ich meine AB SOFORT – werden wir tun, was ICH sage!“
Jetzt ist es passiert: Ich muss so heftig losprusten, dass ich meinen Kaffee über das halbe Sofapolster verteile!
Okay, der Reihe nach. Natürlich sind wir zu spät in Stavanger angekommen. Der Wind blies mit bis zu 25kn und bis wir in den letzten Fjord drehen konnten (selbstverständlich unter vollen Segeln) war es stockfinster. Die Hafenaufsicht hat uns dann verraten, dass das Segeln in der Nacht – und generell – in dem engen Fjord überhaupt nicht gern gesehen wird. Dass fremde Boote nachts in eine Marina wollen, ist allerdings nicht wirklich etwas Neues. Natürlich wurde uns überflüssigerweise auch das mitgeteilt. Ganz höflich natürlich. Hatten wir auch nicht vor, wir haben daneben geankert. (Eine 3/4 Stunde bis das geklappt hat!) Aber Behörden widerspricht man nicht.
Das Ankern war aber auch keine so tolle Idee, denn nach nur wenigen Stunden Schlaf mussten wir wieder los. Offenbar waren wir im Weg. Na ja…
Oh Wunder: Der Sturm hat sich wieder gelegt und während es im Hafen noch geregnet hat, herrscht auf dem Meer bestes Wetter. Aber, wie könnte es anders sein: Der Wind hat fast komplett aufgegeben (2kn) und das letzte bisschen Luftbewegung kommt aus der komplett falschen Richtung. Ohne den Motor steht das Boot. Man fühlt sich ein wenig wie im Auge eines Hurrikans. Aber erfreulicherweise 😉 haben wir ja einen recht brauchbaren Motor und machen gegen das laue Lüftchen ganz gut Fahrt. (Nein, ich meckere NICHT bei Allem und Jedem, ich kann Flaute nicht leiden, aber ein ordentlicher Sturm macht schon Spaß. Nur nicht mit einem geliehenen Boot, auf das man aufpassen muss wie auf ein rohes Ei.) Erfreulicherweise soll der Wind sich am späten Nachmittag drehen und die Flaute nicht lange anhalten. Vor allem weiter draußen kommt der Wind zurück. Wieviel bleibt abzuwarten. Abgesehen von einer weiteren toten Zone am Samstagmorgen klingt die Vorhersage ganz brauchbar. Allerdings haben wir ja gesehen, was von der gestrigen zu halten war. Ich lasse mich überraschen.
Und nun zum Thema Mazikeen. (Ganz nebenbei: Wir werden die Amel schon in Larvik zurückgeben, der Besitzer möchte das Boot selbst durch den Oslofjord segeln. Soll mir recht sein.)
Moment …? Wind? Kommt da etwa Wind auf? 4,8kn bereits aus Südost. Stetig steigend. Das macht Hoffnung! Noch zwei Knoten mehr und ich schalte das nervige Brummgeräusch ab!
Wie schaffe ich es eigentlich ständig vom Segeln zu schreiben, wenn hier gerade das Unglaublichste seit Jahrzehnten passiert ist? (Abgesehen von der Sache mit Joana.)
Okay, jetzt wird das Erzählen der Mazekeen-Geschichte schwierig. Mittlerweile ist es 17 Uhr und der Wind bläst wieder ganz ordentlich und sogar halbwegs aus der richtigen Richtung. Wir segeln ziemlich dicht am Wind nach Südsüdwest, weiter raus in die Nordsee. Wir hoffen, dass der Wind tatsächlich heute Nacht weiter dreht und wir rechtzeitig einen weiter östlichen Kurs Richtung Oslo anlegen können.
Ja, wir segeln wieder durch die Nacht, was bedeutet, dass Ken und Gernot jetzt noch eine Runde schlafen werden. Was wiederum für mich bedeutet, dass ich mich wieder voll auf das Boot konzentrieren muss, zumal es inzwischen dunkel wird.
Also werde ich diese unglaubliche Geschichte erst morgen erzählen können. Shit happens.
Das haben wir perfekt hinbekommen: Wir werden rechtzeitig vor dem Eintreffen des nächsten Sturmausläufers Stavanger erreichen. Weiter geht es dann Samstag früh am Morgen, denn das Wochende hält nettes Segelwetter parat. Wie es danach weitergeht, steht in den Sternen, denn die Vorhersage für die gesamte nächste Woche lautet: Sturm, Sturm, Sturm. In Wellen mit kleinen Atempausen, in denen wir uns vielleicht von Fjord zu Fjord hangeln können. Das Schwierige dabei – wie schon seit Bergen: der Wind kommt von Achtern und macht das Boot langsam und schwer zu manövrieren. Gefährlich zu manövrieren, sollte ich eigentlich sagen – wir sind fast versucht, die vielen schicken Knöpfe im Ruderhaus zu benutzen. Bei so einem Wetter in Küstennähe zu segeln ist nicht besonders witzig. Auf hoher See sind solche Sturmzonen nicht ganz so tragisch, denn man versucht Schlechtwettergebiete weiträumig zu umgehen. Außerdem zerschellt man seltener an Felsen.
Wetter hin, Wetter her – ich vermisse das Fliegen. Jetzt schon! Wie wird das erst, wenn ich mich zur Ruhe setze und nur noch ab und zu schleichende Kreise über immer dem selben Flugplatz drehe? Ich darf nicht darüber nachdenken. Mazikeen kontert dann gerne mit dem Satz: „Ich sage nur: Rennboot!“ Mein Wasserdämon. Was habe ich mir da nur angelacht?
Ansonsten gibt es gerade nicht viel Neues; wir sind zu sehr mit dem Segeln beschäftigt, als dass wir viel Anderes im Sinn haben könnten. Vielleicht erkennt man das auch an meinen eingeschränkten Social-Media-Aktivitäten. Es wird wieder mehr werden, mein Job ist nämlich deutlich weniger anstrengend als dieses Wetter.
Das Powersegeln bringt einen Vorteil mit sich: Ich habe kaum Zeit, um mich über das, was in Timbuktu, in Kommentaren und in Trumps kleinem Hirn passiert, aufzuregen. Selbst hier, wenige Meilen vor der norwegischen Küste, lebt man in seiner eigenen Welt und gibt einen Scheiß auf die Nachrichten. Ziemlich cool. Wichtig sind hier nur Wind, Wellen und Whisky. (Ich hätte lieber Tequila geschrieben, doch das fängt nicht mit „W“ an.) Trotzdem sind seemännische Scheuklappen natürlich das Rezept für Selbstbetrug:
Der nächste Landgang kommt bestimmt, und dann sind sie wieder da, die unerwünschten Menschen und ihre Meinungen.
Wir segeln tatsächlich raus in den Sturm. Hier im Fjord zu bleiben macht keinen Sinn, denn die Stürme lassen nicht wirklich nach. Und zwar die ganze Woche und auch die nächste nicht. Es hat sich ein gewaltiges Tief über der Nordsee festgebissen.
Heute Morgen und bis Donnerstag Nachmittag bleibt es jedoch in Küstennähe moderat, danach werden wir uns allerdings einen friedlichen Fjord suchen müssen, wo das Tief uns hoffentlich ankern lässt. Vielleicht schaffen wir es sogar bis Stavanger?
Es wird in den kommenden Tagen jedenfalls eine Schlacht zwischen uns und dem Wetterbericht werden. Wenigstens bringt das ein wenig Spannung. Genaugenommen ist es ja genau das, weswegen ich irgendwann im Norden Norwegens segeln möchte: stürmische See und spektakuläre Fjords. Aber mit einem anderen Boot. Sorry, Amel. Mit dieser Yacht haben wir bei solchem Wetter einfach zu wenig Kontakt mit den Elementen. Ich bin sicher, dass genau das manchen Leuten gefällt, doch ich brauche etwas, das flexibler ist. Zum Beispiel ein Boot mit einem vernünftigen, stabilen, aber wandelbaren Softtop.
Miranda habe ich sicherheitshalber schon benachrichtigt – immerhin zeigt sie für eine wetterbedingte Verzögerung Verständnis, und so wie das momentan aussieht, kann es wirklich März werden, bis ich wieder arbeite.
Währenddessen hält die Diskussion über unseren Europa-Standort an. IMMER NOCH! Die 737 ist schon hier, und parkt in Lyon. Eine Dash kommt nach, sobald das Wetter besser wird (sie muss außerdem reichweitenbedingt einige Zwischenstopps einlegen).
London fällt aus vielerlei Gründen raus. Einer ist, dass es viel zu teuer wäre. Gleiches gilt für Paris und Zürich. Aus ähnlichen Gründen fällt auch Skandinavien raus. Lyon steht zur Debatte, Bilbao, Edinburgh, Southampton und – ja – Frankfurt. Letzteres lehne ich persönlich strikt ab. Bislang konnten Miranda und Anik noch kein Argument anführen, was mich dazu hätte bewegen können, freiwillig regelmäßig nach Deutschland zu kommen. Wenn schon, dann vielleicht Berlin oder Hamburg, doch das will Miranda nicht. Österreich? Zu viele Österreicher. Spanien und Schottland sind für mich die verlockendsten Alternativen oder auch Southampton. Wobei – ein Land außerhalb der EU? Eigentlich hatte ich mir geschworen, den Briten kein Geld mehr in den geldgeilen Tory-Schlund zu werfen. Es gibt einfach keinen idealen Standort! Ich bin wirklich gespannt, wie lange diese Diskussion noch andauert.
Warum das alles jemanden interessieren sollte? Soll nicht. Das ist mein Tagebuch und ich schreibe was ich will.
Bei dieser Gelegenheit: Ich hatte wirklich vergessen, wie geil Sex mit Dämonen ist. Wobei Ken Angst hat, dass wir das Boot zum Kentern bringen.
Ab nach Hause. Es war zwar nett mal wieder in Ruhe schlafen zu können, doch ich stelle fest, dass hübsche Städtchen gar nicht so wirklich mein Ding sind. Zumindest im Moment nicht. Außerdem gebe ich gerne zu, dass mir mein derzeitiger Job durchaus Spaß macht, und ich ihn noch ein wenig behalten möchte. Vor allem, jetzt, da wir anfangen die Leute durch Europa zu fliegen.
Was daran so besonders ist? Ziemlich viel, ehrlich gesagt!
Die 737 ist quasi nagelneu, Baujahr 2018 – ich wusste gar nicht, dass wir uns sowas schon leisten können. Ich stehe zwar normalerweise eher auf ältere Modelle, bei meinem Lieblingsjet mache ich aber gerne eine Ausnahme. Auch die Dash 8 ist noch nicht altersschwach. Außerdem konnte ich meiner Chefin ein Versprechen abringen (mehr dazu ein anderes Mal). Und da ich schon fast mehr Freizeit habe, als mir lieb ist, kann ich auch immer mal wieder mit Mazikeen ein paar Tage auf einem Boot verbringen. Das geht auch hier. Die wilde Nordsee, aber auch die warme Ostsee interessieren mich. Und natürlich Norwegens stürmische Atlantikküste.
Aber das ist gar nicht der Punkt. Wer mich kennt, der weiß, dass ich kaum an einem Filmstar vorbeigehen kann, ohne sie abzuschleppen. (Und mein Album weist noch viel zu viele weiße Kästchen auf)! Das geht doch in den Staaten viel besser? Mitnichten! Zum einen gibt es sehr viele Studios in London, zum anderen sind Drehorte in Europa sehr gefragt. Aber das ist gar nicht der Hauptpunkt: Hier werden nämlich so gut wie keine Serien gedreht, jedenfalls keine amerikanischen. Für mich bedeutet das, dass in meinem Flieger nicht die Mädels der zweiten Garde, sondern in erster Linie die großen Filmstars sitzen. Und die brauche ich für mein Starstruck-Album. Einen kleinen Nachteil gibt es allerdings: Ich werde viel Zeit im Simulator verbringen müssen, da es mein Job ist, neue Piloten auszubilden. Kein Licht ohne Schatten.
Aber genug von meinen künftigen Bettgeschichten. Gernot macht sich gleich auf den Weg zum Markt, um frische Lebensmittel für die kommenden Tage einzukaufen und will von mir wissen, was ich gerne essen würde.
Nackt am Tisch sitzen, einen frischen Kaffee in der Hand, und übers Essen reden. So mag ich das.
Heute ist Shopping angesagt, denn wir haben tatsächlich einen Liegeplatz neben einem Luxus-Katamatan gefunden. Ich nehme an, dass Maze den Platz mit Absicht ausgewählt hat, denn das ist schließlich die Art Boot, das sie mir als nächstes andrehen will. (Ich wusste gar nicht, dass solche Dinger in Norwegen überhaupt erlaubt sind…)
Was das Shopping angeht: Ich will mir ein Paar neue Winterstiefel kaufen, was vermutlich 10 Minuten dauern wird. Mit Bummeln habe ich es heute nicht mehr so. Wenn du erst einmal 38 bist, fängst du an, das Beste aus den verbleibenden paar Jahren zu machen. Vor allem sparst du Zeit, wo du nur kannst. Es gibt ja Wichtigeres im Leben als Shoppen. Zum Beispiel blödsinnige Kommentare oder überflüssige Tagebücher im Internet zu schreiben. Oder auf noch dümmere Kommentare nicht zu antworten. Vom Erfinden neuer Selbstbefriedigungsmethoden einmal ganz abgesehen.
Apropos Masturbieren… Mein Dämon hat mir einen neuen Glasdildo geschenkt, der aus lauter dicken Kugeln besteht. „Ganz langsam rein und raus“, empfiehlt sie. WOW! Nicht, dass ich solche Dinger nicht kennen würde, aber SO dick?! So stelle ich mir Kinderkriegen auf Koks vor. (Nicht, dass ich Letzteres kennen, oder gar empfehlen würde! FINGER WEG VON DROGEN! Ausufernde Selbstbefriedigung ist ohnehin nicht zu toppen. Ausser durch Sex mit Joana.)
Wieso komme ich eigentlich nicht von diesen Sexvorstellungen mit Joana weg? Ich kenne doch nun wirklich schon jede Faser ihres Körpers. Vermutlich ist es ihr göttliches Stöhnen… Oder ihre Art zu küssen, bei der ich die Welt vergesse… Hach… Wo habe ich den Dildo nochmal hingelegt?
Aha. Mazikeen hat verstanden, dass sie mich nicht zurück aufs Wasser bekommt. Jedenfalls noch nicht und nicht mit diesem netten Boot. Woher ich das weiß? So etwas ist problemlos an ihrem sexuellen Aggressionsgrad abzulesen. Wenn sie versucht, mich beim Ficken umzubringen, ist sie stinkig.
Ken ist heute Morgen erstaunlich still, und hat angeboten uns durch den Fjord nach Bergen zu steuern. Normalerweise reißt er sich nicht darum, in so einer Verkehrsader herumzuschippern. Ich nehme an, auch sein Weltreisetraum ist erst einmal wieder geplatzt, als er heute Nacht gehört hat, wie Mazikeen mich zu den Orgasmen geprügelt hat. Sozusagen.
Ich jedenfalls muss nachher vorsichtig laufen lernen. Bis zum Sofa im Salon habe ich es schon einmal geschafft. Es hat Nachteile, von einem enttäuschten Dämon gefickt zu werden. „Sind das Bisswunden?“, hat Ken vorhin gefragt und meine linke Brust gestupst. „Au“, habe ich geantwortet. Was soll frau da auch Anderes sagen?
Zu allem Übel bekomme ich auch noch meine Tage. Gesundficken ist also auch nicht.
„Kaffee?“, fragt Mazikeen. Normalerweise fragt sie nicht, sondern stellt eine Tasse auf den Tisch, sobald mein Arsch das Sofa berührt. Egal wo wir gerade sind. Ist so eine Art Ritual.
Ich schaue sie so lange irritiert an, bis sie den Kaffee freiwillig hinstellt.
Das kann heute ja noch lustig werden…
Dämonensex
Für die Rückfahrt werden wir das Tauschen der Schichten wieder rückgängig machen: Wir brauchen unsere Partner in der gleichen Schicht. Ken sagt, ich wäre ungenießbar, wenn ich nicht ficken könnte.
Selber!
Ich sehe gerade eine Email meiner Chefin: Sie hat mir mitgeteilt, dass sie eine neu gecharterte 737 und eine Dash 8 nach Europa verlegt. Und dass ich gefeuert bin, wenn ich mich nicht bis zum 1. März zurückmelde. Sie bräuchte einen Trainingscaptain in Europa und keinen überbezahlten arroganten Nichtsnutz, der nie da ist. Ich könne mir das überlegen. Sie hätte meine Kündigung schon schreiben lassen.
Selbst bei den Seewetterberichten ist die Krise im Flugverkehr spürbar: Die Vorhersagen sind gegenüber der Vorcovidzeit spürbar schlechter geworden. Es war zwar auch heute Nacht spürbar windig (20-25kn), doch der für Freitag und Freitagnacht angekündigte Sturm ist ausgeblieben. Zumindest in Küstennähe. Also sind wir draußen geblieben und erreichen Bergen noch heute. Jedenfalls den dazugehörigen Fjord. Wann genau ist nicht zu sagen, denn der Wind hat gedreht und treibt uns vor sich her. Und wie jeder weiß (😉): Rückenwind mag der moderne Segler gar nicht. Und erst recht nicht bei solchem Wetter. Noch dümmer: Er wird wieder drehen und uns die Rückfahrt erschweren. Na ja, so können wir das Boot wenigsten auf Herz und Nieren testen. Nicht, dass es in Frage käme…
Meinen treuen Lesern wird es aufgefallen sein: Kaum bin ich auf dem Wasser, habe ich mehr Muße für die Tagebucheinträge. Das bleibt nicht aus. Leider ist das nur ein kurzes Zwischenspiel, denn Miranda droht mir jetzt ernsthaft mit Kündigung. Ist schon spannend, wenn ein Mitbesitzer von einer Angestellten gefeuert wird. Aber so funktioniert das heute eben. (Nicht „ebent“, wie die peinliche deutsche Außenministerin es meist so süß ausdrückt. Aber keine Politik hier. Fällt aber schwer im Moment.)
Da fällt mir gerade noch meine nervig ultragrüne Gerade-Noch-Ebent-Journalisten-Freundin aus Deutschland und ihr Tweet ein: Es wäre schon peinlich, wenn sich Leute über das Gendern und die Verunstaltung der Sprache aufregen und selbst „eben“ mit „t“ schreiben. Ich bin gespannt, was sie jetzt sagt. Ob ich sie wohl am Telefon „Frau Baerbock“ nennen sollte?
Was noch nervig ist: keine Zeit für Sex. Mein Dämon segelt nachts, ich am Tag und in der verbleibenden Zeit herrscht wetterbedingter Streß auf dem Boot. Ich weiß ja, erst seit zwei Tagen, doch die Zeit reicht, um bei mir Entzug zu erzeugen, gerade wenn eine passende Frau greifbar ist. Und ich auch noch erotische Geschichten schreibe, beziehungsweise im Kopf habe, denn solche Sachen schreibe ich nicht (mehr) mit dem Handy. Auch das Diktieren habe ich aufgegeben. Zumindest bis auf die Ideenaufzeichnungen. Aber der nächste Fjord naht, dann gibt es keine Ausreden mehr.
Eines steht übrigens fest: Wir werden irgendwann unsere Weltreise fortsetzen, nur der Zeitpunkt ist noch nicht klar. Spätestens wenn meine Krankheit wieder eskaliert oder mir die Gesellschaft und ihr Hass genügend auf die Nerven gegangen sind. Das heißt, wenn ich die Schnauze voll von den Dummköpfen habe. Auf dem Meer begegnen sie mir wenigstens nicht persönlich. Und ob ich zwischendurch an Land gehe, kann ich mir aussuchen. Ich habe ja einen Dämon zum Deligieren. Vielleicht erlebt ja auch Joana wieder eine Beziehungspleite und will weg. Nicht, dass ich es ihr wünschen würde, doch mit ihr gehe ich überall hin!
Ansonsten gibt es da noch eine Freundin von Gabby – auch eine frischgebackene Mutter – die ich ziemlich heiß finde. Eine temperamentvolle Spanierin und damit genau mein Typ! Ich glaube, auch sie hat immer mehr Lust den ganzen Idioten auf der Welt den Rücken zu kehren. Sie steht zwar auch auf Männer, doch nur zwischendurch. Wir schreiben uns jeden Tag und jeden zweiten telefonieren wir. Nur Sex hatten wir noch nicht. (Ja, so etwas gibt es!) Aber ich denke ziemlich oft an sie. Beim Masturbieren.
So, der Tee ruft und ich muss folgen. Nackt und etwas wellendizzy.
Erotische Geschichten schreibe ich nicht mit dem Handy
Wow, das war eine echt heftige Nacht, ich habe kein Auge zugemacht. Gar keins. Das Geschaukel macht gutem Sex alle Ehre! 20kn+ Wind die ganze Nacht! Leider erreichen wir unser Ziel, Bergen zu erreichen bevor der nächste richtige Sturm losgeht, wohl nicht. Denn den erwarten wir noch heute. Glücklicherweise wird der nicht lange anhalten. Dummerweise bedeutet das trotzdem eine weitere nicht geplante Fjordübernachtung. Na ja, dann kann ich wenigstens in der kommenden Nacht schlafen.
Jetzt sitze ich im Salon und klammere mich an meiner Deckeltasse fest. Durch die Schreiberei ins Tagebuch bekomme ich langsam meine Augen wieder auf. (Ja, so funktioniert das bei mir.)
Durch das ständige Gedonner in die Wellentäler fangen meine Titten an wehzutun. Mist, verdammter. Muss ich deswegen tatsächlich einen BH anziehen? Ich hasse diese Dinger!!! (Nicht meine Möpse, die sind cool.) Noch nicht mal unter der Uniform trage ich sowas. Als ich noch für die großen Airlines geflogen bin, habe ich mir mit Bustiers geholfen, bis mir aufgefallen ist, dass so etwas genauso sexistisch wie das Gendern ist. Auch wenn irgendwann meine Titten anfangen sollten, der Schwerkraft ernsthaft nachzugeben: Es ist meine Sache wohin sie hängen, und wem das nicht passt, der kann gerne aussteigen!
Ihr seht schon: Wenn ich nicht geschlafen habe, werde ich bitchig. Suck it!
Wir konnten in der Bucht eine einigermaßen ruhige Nacht verbringen. Einigermaßen - weil auch hier schaukelt es noch ein wenig.
Ken hat Ankerwache gehalten. Ich sitze jetzt wieder im Salon und schlürfe meinen Kaffee, während Maze bereits dabei ist, das Tuch zu überprüfen.
Wir haben uns entschieden in Küstennähe weiterzusegeln. Dort sind die Wetterverhältnisse vernünftig, wahrend weiter draußen nach wie vor 20kn+ Winde herrschen, die sich aber zum Wochenende zu einem ausgewachsenen Sturm entwickeln sollen, der auch an Land spürbar sein wird.
Wir versuchen uns Richtung Bergen durchzuschlagen. Sobald es zuviel wird, suchen wir uns eine schicke Bucht.
Dass wir uns den Stürmen nicht aussetzen wollen, hat mit dem Bootsbesitzer zu tun, der uns darum gebeten hat. Außerdem geht mir die Kotzerei von Gernot auf den Keks. Wir mussten uns gestern Abend selbst etwas zu essen machen, weil unser "Schiffs"koch in der Eiseskälte an Deck vor sich hin gewürgt hat. Ein Kreuzfahrtschiff ist in einem Stürmchen eben doch etwas Anderes als eine Segelyacht.
Was ein geliehenes Boot angeht: nie wieder. Ich will, wenn schon, segeln wann und wo ich will. Wenigstens hat auch Maze schon gemerkt, dass so etwas nicht wirklich Spaß macht. Im Gegensatz zu mir reagiert sie auf mein Gemecker immer wieder mit demselben Satz: "Dann lass es uns doch kaufen. Ein Anruf genügt." (Ja, der scheint tatsächlich zu genügen, die Papiere sind offenbar schon fertig.) Aber eigentlich müsste sie wissen, dass ich mich in ein Boot sofort verlieben muss, um wieder zurück aufs Wasser zu gehen. Außerdem bin ich nach wie vor nicht bereit, die Fliegerei für Jahre an den Nagel zu hängen. Selbst wenn ich für meine Unstetigkeit bekannt bin. Außerdem: Wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt die Firma verlassen würde - ich glaube, meine Schwester würde hinter uns her schwimmen, um mich umzubringen. (Zugegeben: nicht weiter schlimm, denn ich bin schneller; das war schon immer so.)
Generell gebe ich aber gerne zu, dass Mazikeens Intervention zumindest ein klein wenig Wirkung zeigt. Mit dem passenden Boot - wer weiß... (Halberg-Rassy, Oyster?) Aber nach wie vor bin ich überzeugt, dass es nicht eine Amel sein kann. Obwohl sie durchaus eine brauchbare Yacht ist, das habe ich gestern festgestellt. (Sex ja, liebe nein. Sozusagen.)
Was die Liebe angeht: Jeden Tag stelle ich aufs Neue fest, wie sehr ich in meine beste Freundin verliebt bin. Ein typisches Lesbenschicksal... Weniger typisch ist, dass meine BFF ein Filmstar ist, den ich anhimmele seitdem ich sie das erste Mal im TV gesehen habe. Meine erste große Liebe. Wer meinen Blog schon länger verfolgt, der kennt die traumhafte (und unglückliche) Geschichte. Leider ist die Frau unverbesserlich hetero und hat nur deshalb mit mir Sex, weil ich sie andernfalls vergewaltigen würde. Nehme ich an. Mazikeen behauptet, dass ich mich auf dem Meer langsam daran gewöhnen würde, nicht ständig mit ihr zusammen sein zu können. Sie vergisst, dass Joana bei jeder Gelegenheit zu Besuch kommen würde, denn auch sie vermisst ihre beste Freundin, zumindest das ist keine Einbahnstraße. Selbst wenn sie derzeit mal wieder in einen Typ verliebt ist. Glaubt sie. (Der einzige Unterschied auf dem Meer wäre, dass ich noch öfter masturbiere als ohnehin schon.)
Die Sache zwischen Maze und mir ist eine ganz andere: Sie ist ein Dämon und ich bin, in ihren Augen, der Teufel. (Wer weiß... 😈) So etwas schweißt zusammen. Außerdem ist es ungemein praktisch, weil sie für mein Wohlbefinden sorgen muss. Umgekehrt ist das nicht so. Herrlich!
Soviel erst einmal aus Kristiansand und jetzt muss ich, wohl oder übel, an die Arbeit.
Lesbenschicksal
Das wird mir dann doch zu windig. Typisch skandinavisch. Zuerst tote Hose und jetzt bläst es uns gewaltig um die Ohren!
35kn+ Winde. Böen über 40kn. 3 Meter Wellen. Das wächst sich zum ausgewachsenen Sturm aus. Mit einem fremden Boot wird mir das zu gefährlich. Wir werden uns in die Bucht bei Kristiansand zurückziehen. Noch 3 Stunden bis wir dort sind.
Seit gestern Morgen ist die Gemütlichkeit vorbei. Endlich. Denn außerhalb des Fjords herrschen 20kn+ Winde.
Wir segeln jetzt 24/7. Wir wollen dem Boot ja auf den Zahn fühlen. Ich bin gerade aus der Koje gekrochen und mache mich langsam für die Tagschicht fertig.
Habe ich eigentlich schon erzählt, dass Ken jetzt (Endlich!) einen Lover hat und er den auch gleich angeschleppt hat? ZWEI Schwule an Bord! Es weiß ja wohl jeder, was das bedeutet! Na ja, solange sie sich immer brav die Hände waschen... Auch habe ich gleich klargestellt, dass ich keine seltsamen Geräusche hören will. Jedenfalls nichts, was zu lesbischen Herz-Rhythmus-Störungen führen kann. Sie sollen dabei wenigstens laute Musik anmachen (Kein Rap! Keine Adele!) und im Takt bleiben. Bis jetzt funktioniert es.
Sein Lover heißt Gernot. Ernsthaft. Das ist ein Name. Er ist so eine Art Deutscher und Ken hat ihn auf seiner letzten Heuer kennengelernt. Sie sind jetzt seit über einem Jahr zusammen. (Und wieso erfahre ich das erst jetzt?) Der Punkt ist nämlich, dass Gernot Schiffskoch ist. Wie gut trifft sich das denn?! Ausserdem putzt er gerne. Sind das nicht wundervolle Klischees?
Zwei Pärchen an Bord. Ist das nicht süß? *würg
Wenigstens stimmt die Geschlechterverteilung und die Lesben haben das Sagen.
Drei Tage! DREI VERDAMMTE TAGE haben wir für diesen elenden Fjord gebraucht! Da hat sich Maze ja das perfekte Wetter für einen Segeltörn ausgesucht! 4 Knoten Wind, das ist ein schlechter Witz!
Na ja, gleich geht es endlich raus aufs Meer.
Was ich tatsächlich liebe, ist morgens beim Kaffee im Salon zu sitzen und zuzuschauen, wie Andere durchs Boot hetzen und alles für das Anker-Lichten und Segel-Setzen vorbereiten. Das ist warm und gemütlich, vor allem wenn draußen herrliches Sauwetter herrscht! Was heute leider immer noch nicht der Fall ist.
Und jetzt werde ich mir die Dämmerung anschauen. Direkt nachdem ich mir noch einen Kaffee gemacht habe.
Sonnenuntergang über Seilø. Ankern im Mund des Oslofjords. Morgen Früh geht es weiter.
Sobald wir auf dem Meer sind, segeln wir wieder 24h am Tag, damit wir sehen, wie das mit diesem Boot funktioniert. Ich bin gespannt.
Wir haben im elend langen Oslofjord übernachtet. Wie lange ist meine letzte Nacht auf dem Boot her? Ich glaube, daran könnte ich mich gewöhnen. Aber diese Yacht ist immer noch langweilig.
Mazikeen merkt natürlich auch, dass ich nicht besonders begeistert bin. Ein überdachtes Wheelhouse auf einer modernen Yacht? Irgendwie passt das nicht. Zwar ist das im Nordmeer eine tolle Sache – aber immer nur hinter Scheiben? Ich weiß ja nicht…
Erstaunlicherweise redet Maze ständig davon, was sie alles umbauen würde, „wenn das Boot mal uns gehört“. Warum kauft sie dann nicht gleich etwas Schickes, Altes, wenn sie doch sowieso alles ändern will?
Wie auch immer… Heute geht es raus aufs Meer. Wird auch Zeit. Ich will wenigstens Wind, Wellen, Salzwasser und treibendes Plastik. Den Ozean genießen solange es noch geht.
Es ist übrigens absolut irre, was hier für ein Verkehr ist. Selbst hier im Fjord. Ich weiß schon: Draußen in der Nordsee dürfen wir Schlange fahren, dort geht es nämlich zu wie in London in der Rush-hour.
Kaffee, ich brauche Kaffee. Und dann ran an die Arbeit.
Wir passieren die Stelle im Drobak Fjord, an der im zweiten Weltkrieg der deutsche Kreuzer Blücher durch norwegische Küstenbatterien versenkt wurde. Nicht, dass ich mich großartig für Militärhistorie interessieren würde, trotzdem finde ich es immer wieder spannend zu erfahren, was unter unserem Kiel zu finden ist.
Wir sind übrigens zur Zeit doch per Motor unterwegs, da uns der Besitzer der Yacht gebeten hat, in den engen Stellen der Fjorde nicht zu segeln. Geht auch vorbei...