500 Meilen (nm) vor der Küste.

Dunkle Gedanken

Mit jedem Kilometer, den ich mich weiter von der Küste entferne, habe ich weniger Berechtigung, nach einem Natoeinsatz in der Ukraine zu rufen. Auch wenn ich überzeugt davon bin, dass ein solcher eben nicht zu einem großen Krieg, oder gar zu einem Nuklearwaffeneinsatz führen würde. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn niemand Putin Einhalt gebietet, steuern wir tatsächlich auf einen neuen Weltkrieg zu. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung und ich bin keine Expertin.

Niemand, der das hier liest, kann von sich behaupten, das Allheilmittel zu kennen. Jeder hier hat nur eine bescheidene und letztlich unfundierte Meinung. Wenn das Jeder erkennen würde, gäbe es nicht so viel Hass im Netz!
Natürlich müssen Diskussionen zu diesen Themen stattfinden, so funktioniert – hoffentlich manchmal immer noch – Meinungsbildung, doch niemand sollte sich anmaßen, etwas wirklich besser zu wissen, als alle Anderen. Im Endeffekt können nur die Leute, die nötigen Entscheidungen treffen, die die wirklichen Informationen haben. Und das sind nicht die Menschen, die meinen Blog lesen.
Was jedoch für mich feststeht ist, dass niemand, der sich- aus welchen Gründen auch immer – „außer Schussweite“ begibt, das Recht hat, weitreichende und potentiell tödliche Maßnahmen lautstark zu fordern. Deshalb halte ich mich aus der Angelegenheit auch weitestgehend heraus. So gut es mein Zorn eben zulässt.
Auch wenn ich froh bin, dass ich für mich selbst weiß, warum wir auf die Line Islands zusteuern und die Gründe nicht das Geringste mit der aktuellen politischen Lage zu tun haben.

Aber ich schweife ab.

Reise in den Sommer

Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass wir erst einen Bruchteil der ersten Etappe unserer Blauwasserreise hinter uns haben. Wir planen uns möglichst viele der kleinen Atolle der Line Islands (deutsch: Zentralpolynesische Sporaden) anzuschauen. Wir wollen vor der einen oder anderen ankern, sofern erlaubt, und ein wenig Spaß haben. Natürlich werden wir neue Vorräte bunkern. Und – noch viel besser – vielleicht werden sogar Joana und ggf. ihr Typ eine Weile an Bord kommen. Es gibt wohl einen Direktflug von Honolulu. (Ich hoffe, er fällt aus dem Flieger!) Gabby hält sich zu der Zeit vermutlich in Australien auf und hat ihrer Tochter versprochen, dass sie uns vielleicht ebenfalls ein paar Wochen besuchen kann. Auch von Brisbane aus gibt es offenbar einen Flug.

Apropos Flug: Bis jetzt habe ich die Fliegerei keine Sekunde vermisst, selbst dann nicht, wenn ich die Kondensstreifen über uns betrachte. Ich bin erleichtert.

Mazikeen ist im siebten Himmel. (Bei einem Dämon sollte ich wohl besser „Hölle Sieben“ sagen, das trifft es besser.) Sie ist aufgeblüht, wie ich sie seit unserer versuchten Weltumsegelung zu Anfang der Corona-Zeiten nicht mehr erlebt habe. Ich kann es ihr nicht verdenken. Sie ist nun einmal ein Wasserkind. Wie sich das allerdings mit dem geflügelten Wort „wie Feuer und Wasser“ verträgt, ist mir auch nicht klar. Vermutlich habe ich noch nicht alle Höllengeheimnisse entschlüsseln können, da hilft es auch nicht, dass sie behauptet, ich wäre die Höllenfürstin.

Noch mehr als 2.600 Meilen bis in den Sommer

Und das ist gar nicht mal so wenig.
Vor allem, weil der Pazifik wirklich unberechenbar ist und wilde Stürme und wochenlange Flauten bereit hält, das geplante Wetter aber ungerne vorher verrät. Zwischen 40 und 140 Seemeilen täglich sind drin. Was bedeutet, dass die Reise zwischen drei und neun Wochen dauern kann. Wir erreichen die Linien Inseln also irgendwann zwischen März und Juni. Sicherheitshalber schnallt man da die Gürtel schon mal etwas enger.
Aber Spaß beiseite, wir sollten es wirklich bis Ende dieses Monats geschafft haben, solange wir darauf achten, immer etwas Wind in die Segel zu bekommen.

Ich gebe zu, dass mich der Gedanke an 30 Grad warmes Wasser, 100 Grad Lufttemperatur und feuerrote Haut, die sich in großen Blasen abschält, weniger reizt, als der an Joana in meinem Arm. Oder die etwas zweifelhaftere Überlegung, ob ich wieder für Kakaofresse mitten in der Nacht Milch kochen muss (falls sie immer noch auf dem Trip ist). Beides ist gefühlte Ewigkeiten her. Vielleicht macht es der Äquator ja wirklich möglich.

Nordwind

Derzeit können wir uns nicht über das Wetter beklagen: 10 Grad Außentemperatur und eine beständige Brise aus dem Norden. Der Wellengang ist moderat. Unter solchen Bedingungen läuft unsere Ketsch zu Hochform auf. Wir machen echte sieben Knoten, ohne kreuzen zu müssen und das rechnet sich zu fast 170 Meilen in 24 Stunden hoch. Würde das so bleiben, würden wir uns in zwei Wochen am Äquator braten lassen. Natürlich bleibt das nicht. Aber solange es währt, macht es Laune.

In einer Stunde gibt es Frühstück. Ich sitze mit Ken, der inzwischen aufgestanden ist und einer Flasche Tequila an der Reling und betrachte den Sonnenaufgang. Der Autopilot hält die Lady Brendan im Wind. Er schwärmt mir von seinem Freund und dessen „gewaltigem“ Penis vor.

Deshalb die Flasche Tequila.

4 Kommentare

  1. Lawrow behauptete heute, dass die NATO einen Angriff planen würde.
    Das könnte für Russland ein Grund sein selbst anzugreifen.
    Ganz ehrlich? Ich traue diesen Wahnsinnigen im Moment alles zu.

    Gefällt 1 Person

    1. Woher hast du diese Lavrov-Aussage?

      Gefällt 1 Person

      1. Ich habe so eine Aussage an dem Tag gelesen. Leider finde ich diesen Text nicht mehr.
        Am selben Tag hat der CDU Chef Merz in Erwägung gezogen, dass die NATO eingreifen müsste um die Kernkraftwerke zu schützen.

        Like

      2. Auf diese Weise entstehen leider Gerüchte und Fake News. Ich persönlich versuche nur verifizierbare Aussagen zu machen, am besten gleich mit Quellenangabe.

        Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s