Ein halbes Jahr.
So lange dauert – theoretisch – Mazikeens Traumreise. Oder besser: der erste Teil von Mazikeens Lebenstraum. (Sofern man bei Dämonen von so etwas sprechen kann.) Bezieht man Landgänge in unzähligen spannenden Städten mit ein, dann sprechen wir hier wohl eher von einem ganzen Jahr.
Aber der Reihe nach.
Nach einer eher unspektakulären Nacht auf See, nehmen wir nun direkten Kurs nach Osten, Richtung Larvik. Wenn das Wetter bleibt erreichen wir unser endgültiges Ziel wohl spätestens am Sonntag. Laut Vorhersage wird es noch ein wenig Wind geben, auch eine kleine Flaute zwischendurch. Norwegisches Seewetter ist spannend.
Und jetzt zum Thema Mazikeen.
Es ist etwas passiert, was ich mir nicht hätte vorstellen können: eine Dämonenrebellion!
„Jetzt rede ich und du wirst zuhören!“ Noch nicht einmal im Traum hätte ich gedacht, dass Maze jemals so etwas zu mir sagen würde, oder überhaupt dazu fähig wäre! Sie ist schließlich, nach eigenem Bekunden, nur ein Dämon, der zu so einer Aussage gegenüber ihrer Höllenfürstin – also mir – überhaupt nicht fähig ist. Dämonen sind zum Dienen gemacht worden. Punkt.
„Weißt du eigentlich, was ich die vergangenen 20 Jahre gemacht habe? Ist dir das bewusst?“
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keine Ahnung habe. Wer interessiert sich auch schon dafür, was Dämonen in ihrer Freizeit treiben? Boote bauen?
„Ich habe gemacht, was du wolltest. Und wenn ich mal Dinge getan habe, die mir etwas bedeuten, dann hast du dich nicht dafür interessiert.“
Äh… Also… Ich…
„Während du andere Weiber gefickt hast, habe ich brav zu Hause gesessen und darauf gewartet, dass du in ein paar Jahren wieder auftauchst. Zwischenzeitlich habe ich deine Angelegenheiten verwaltet, deine Fehler ausgebügelt und für uns Geld verdient. Was du danach wieder ausgegeben hast.“
„Ist es nicht das, was brave Dämonen tun?“, grinse ich.
„Unterbrich mich nicht!“
„Dann komm zum Punkt!“
„Es wird Zeit, den Spieß umzudrehen.“
Okay, DAS habe ich nicht erwartet. Ich meine – ich wusste gar nicht, dass Dämonen Witze machen können. „Was ist das hier? Eine Satire-Show?“, frage ich.
„Nach 20 Jahren will ich endlich auch einmal Dinge tun, die MIR etwas bedeuten.“
„Es sind 19.“ Glaube ich. Ich muss das mal durchrechnen.
„Du sollst mich nicht unterbrechen!“
Irgendwie ist das süß. Ein Ehe-Dämon mit eigenem Willen? Das ist schon fast sexy. Fast.
„Ja, Mam“, grinse ich.
„Ab sofort – und ich meine AB SOFORT – werden wir tun, was ICH sage!“
Jetzt ist es passiert: Ich muss so heftig losprusten, dass ich meinen Kaffee über das halbe Sofapolster verteile!
(Fortsetzung folgt…)
