Sie hat mit einer Übernachtung in Joanas Bett eigentlich verdammt gut angefangen. Leider musste ich dann erfahren, dass Corona nun auch unsere Firma eiskalt erwischt hat. Eiskalt vor allem, weil zwei unserer Dash 8 in Toronto bei fast zweistelligen Minusgraden die Piloten verloren haben.
Obwohl unsere Covid19-Politik ziemlich rigide ist, sind auch wir nicht vor Omikron gefeit. Zwei unserer Crews hat es in Canada erwischt. Drei unserer Piloten sind in Quarantäne geraten, weil zwei unserer hochkarätigen (infizierten) Passagieren ein Blick ins Cockpit erlaubt wurde, was nach unseren Regeln zur Zeit für jeden Fluggast strikt verboten ist. Aber manche Piloten können es vor lauter Schauspieler-Ehrfurcht eben leider nicht lassen… Was wiederum dazu geführt hat, dass zwei Filmteams in Toronto gestrandet sind.
Nach einer Stunde Betteln von Miranda habe ich mich breitschlagen lassen und bin mit unserem letzten freien Dash8-FO (First Officer = Copilot), der ebenfalls aus dem Urlaub geholt wurde, nach Toronto geflogen worden, um eine der beiden Maschinen für begrenzte Zeit zu übernehmen.
Also ging es gestern mit einem Teil der Filmtruppe nach Chicago und übermorgen weiter nach Memphis, danach nach NYC, während die Passagiere der anderen Maschine von uns Linienflüge bezahlt bekommt. (Was das kostet!!!) Wenigstens bin ich mit der Bombardier fast schon intim vertraut, dass es keine Umstellungsprobleme gab. Mein Rückflug nach Norwegen verzögert sich allerdings um mindestens eine Woche.
Der Grund für meine reduzierten Social-Media-Auftritte ist, dass ich per Videoschalte unseren übrigen Piloten und Mitarbeitern nach und nach erneut unsere Coronamaßnahmen erklären und mit Rauswurf drohen muss. (Womit wir uns natürlich ins eigene Fleisch schneiden würden, doch manche Dinge sind einfach wichtiger als Selbstsucht. Man nennt das „gesamtgesellschafliche Verantwortung“. Ja, die gibt es sogar hier. Das Wort scheinen aber nicht nur amerikanische Republikaner nicht zu kennen, sondern auch deutsche „Querdenker“. So etwas ist übrigens auch wichtiger als lächerliche, überkorrekte Alibi-Sprachveränderung. Aber ich will an dieser Stelle gar nicht politisch werden.)
In diesem Sinne: Gute Nacht.
