Miranda ist wirklich ein harter Brocken.
Irgendwie zieht das alles nicht so richtig. Sie starrt mir zwar ständig auf Arsch und Titten, doch die Sache von damals im Büro wiederholt sich einfach nicht! Ich muss wohl härtere Geschütze auffahren, damit sie mich endlich anbaggert!
Das Dumme ist, dass sie genauso hetero ist wie Joana und Gabby – wenn nicht noch mehr. Erschwerend kommt hinzu, dass sie verheiratet ist. Aber das kriege ich schon hin. Kommt Zeit, kommt Sex.
Und da ich gerade von „verheiratet“ spreche: Joana will mir ihren neuen Stecher vorstellen. Muss das sein? Aber als beste Freundin bin ich wohl gezwungen, den Typ anzuschauen. „Anschauen“ ist natürlich Unsinn – ich kenne ihn ja schon, jedenfalls habe ich ihn in einer meiner Lieblingsserien gesehen. Allerdings habe ich weder ihn noch seine Rolle gut gefunden.
Das geht mir durchaus nicht mit allen männlichen Rollen so. „Rosie“, den Pathologen aus „Rosewood“, finde ich nämlich durchaus spannend, wobei ich die beiden Lesben der Serie natürlich interessanter finde. Die Blonde finde ich sogar ziemlich heiß. Nicht, weil sie einmal mit Strumpfhaltern ganz verschämt aus dem Schlafzimmer gekommen ist, weil ihr Boss aufgetaucht ist. Diese Schwarze-Strümpfe-Sache ist irgendwie nichts mehr für mich – aus dem Alter bin ich wohl raus. Die Dunkelhaarige, obwohl sie eine Sängerin spielt, finde ich weniger aufregend. Sie ist mir zu zickig. Zickig darf nur ich sein.
Beim Thema „Zickig“ bin ich auch wieder bei Joana. Wobei – „zickig“ trifft es bei ihr nicht wirklich. Sie ist eher unglaublich elitär und arrogant. Wobei sie es allerdings tatsächlich schafft, bei jedem TV-Auftritt und in jedem Interview als genau das Gegenteil rüberzukommen. Schon krass! Ihr ganzes Leben ist ein einziges Rollenspiel. Selbst unter ihresgleichen ist sie als hochnäsige Diva bekannt. (Nicht, dass die meisten Schauspielerinnen in ihrer Liga besonders unprätentiös wären…) Nur bei mir ist Joana weniger selbstgefällig. Und ausgerechnet ich stehe auf ihre überhebliche Art! Das Leben ist manchmal wirklich ungerecht!
Ich bin schon wieder vom Thema abgekommen!
Ich soll also ihren neuen Typ kennenlernen, was mir gar nicht gefällt. Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, mit Männern zu reden, bewahre! Ich habe ja auch zwei bis drei von der Sorte in meinem Leben, die durchaus in Ordnung sind. (Okay, der eine ist schwul, das zählt ja dann nicht wirklich, oder?) Alle anderen, die ich kenne, sind ziemliche Arschlöcher. Ich würde eben die Falschen kennen, behaupten Joana und Gabby. Mag sein. Ich bin ja aber auch nicht gezwungen, mit mehr Typen zu tun zu haben, als für mein geistiges Wohlbefinden gesund ist. Davon mal ganz abgesehen: JEDER der Männer, mit denen Joana es je zu tun gehabt hatte, entpuppte sich irgendwann als Arschloch, dessen Worte nicht mehr gezählt haben, als die von republikanischen Senatoren.
Warum muss sie sich das immer wieder antun? Warum kann sie die Schwänze nicht einfach ficken und anschließend davonjagen? Aber vermutlich glaubt sie noch als 80-jährige Singlefrau an die große Heteroliebe! Nicht, dass es nicht vielleicht doch irgendwo einen passenden Mann für sie geben würde, doch den zu finden ist wie die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Außerdem: Welche Typen halten es schon mit einer stinkreichen Alpha-Frau aus? Richtig: Warmduscher und Teetrinker! Aber das ist genau die Sorte Mann, die Joana nicht leiden kann. Das Leben ist kompliziert.
Wo war ich? Was wollte ich eigentlich sagen?
Ach ja: Ich soll also ihre neueste „hochzeitsfähige“ Errungenschaft kennenlernen. Heißt: Joana will meine Meinung hören. Als ob ich – gerade ich – einen Penisträger beurteilen könnte! Alles, was ich ihr raten könnte, wäre: Lass endlich die Finger von den Typen! Aber das sage ich natürlich nicht, das will sie ja auch gar nicht hören. Joana will, dass ich beeindruckt bin, wie „nett“ er ist. Darauf hofft sie. Vermutlich werde ich auch genau das sagen.
Und denken, dass sie den Wichser zum Teufel jagen soll!
