Bestechungsversuche

Miranda hat mal wieder eine völlig verrückte Idee.

Sie will, dass wir mit einem unserer Jets alle Gebiete der Welt besuchen, in denen sie potentielle Kundschaft vermutet, beziehungsweise die für unsere bestehende Klientel interessant sein könnten. Sie denkt an eine Art Non-Stop-Weltreise. Mit einem unseren neuen Citation* Kurz- oder Mittelstrecken-Jets. Kurz? Die Frau hat einen Dachschaden. Mit einem Kurzstrecken-Flieger dauert so etwas Monate, wenn nicht Jahre!

Aber ich muss zugeben: Die Idee klingt gar nicht mal so schlecht! Es ist tatsächlich eine innovative Werbeidee!

Und jetzt sitzen wir seit zwei Tagen zusammen, um so eine Erdumrundung zusammen zu stellen, was ganz schön schwierig ist. Vor allem auch, weil Miranda sich noch nicht sicher ist, mit welchem Flieger das stattfinden soll. (Und ein wenig nervig, weil wir noch nicht wissen, ob überhaupt!) Wir, das sind in diesem Fall meine hektische Chefin, ein gelangweilter Vertreter von Twenty Century Fox, ein ansonsten recht beschäftigter Produzent und ich. Die Tweny-Century-Buchhaltungsfrau scheint alle Zeit der Welt zu haben, der Produzent hängt ununterbrochen am Telefon und ich bin immer kurz vor dem Einschlafen, weil ich im Moment dabei bin, nachts mein unzureichendes Sexualleben der vergangenen Wochen nachzuholen. Außerdem lebe ich immer noch von Pillen und Tequila. Aber der Alkohol scheint gute Arbeit gegen die Tabletten zu leisten: Ich bin eigentlich den ganzen Tag am Grinsen, statt am Heulen. Hat was. Und das, obwohl ich diejenige bin, die hier die ganze Drecksarbeit leisten muss, was in diesem Zusammenhang heißt, auszurechnen, wie weit wir jeweils fliegen können und ob die Flugplätze für den einen oder anderen Jet geeignet sind. Ganz grob ausgedrückt. Und ich bin diejenige, die sich ständig über die flugtechnische Unfähigkeit meiner Chefin aufregen muss. Aber der Tequila hilft. Wer sich also wundert, warum mein Tagebuch in den vergangenen Tagen etwas vor sich hin dümpelt: Die Gründe sind Arbeit, Tequila und Schläfrigkeit.
Schwere Arbeit am Tag, Non-Stop-Sex in der Nacht. Und das Ganze auf vom Arzt verschriebenen Monsterdrogen plus mexikanischem Schnaps. Und Kakao kochen für Kakaofresse. (Wer immer noch nicht weiß, wer das ist, ist selbst Schuld!)

Die Sache wird dadurch erschwert, dass meine Chefin und meine Schwester beschlossen haben, unsere meist besser geeigneten brasilianischen Embraer-Jets abzustoßen und auf rein amerikanische Flugzeuge umzusteigen. Die sind zum Einen im Moment recht günstig zu haben und zum Anderen gefällt das diversen politischen Kreisen in den USA, die auf Make America Great Again (MAGA) stehen. Die Leute können wohl noch so liberal denken – wenn es um das Geschäft geht, wühlt jeder in der Scheiße! Würg!
Da glaubt man, dass es im Filmgeschäft keinen widerlichen amerikanischen Nationalismus gäbe – ganz falsch! Auf Manager- und Aufsichtsratsebene regiert das Geld und damit Leute, die republikanische Gehirnwicklungen haben. Schon übel!

Und wir machen den Scheiß auch noch mit! Auch meine Schwester Anik ist nicht hinten wie vorne: Wenn es ums Geschäft geht, blendet sie die Politik aus. Manchmal jedenfalls. Und was mache ich? Ich lasse es zu, weil ich nicht schon wieder einen Megastreit mit Anik anzetteln will, der letztlich unser gemeinsames Geschäft ruinieren würde. Wie es schon bei unserer ersten gemeinsamen Airline passiert ist. Opfere also auch ich mein liberales Denken dem Geschäft? Mitnichten. Ich opfere es höchstens dem Familienfrieden. Ist schon blöd, wenn zwei so unterschiedlich denkende Zwillinge im Aufsichtsrat sitzen. Außerdem hat mir die etwas gutmütigere Citation-Reihe bei den Flugeigenschaften schon immer besser gefallen, als die schnellen brasilianischen Phenom**-Jets von Embraer. Wenigstens ein legitimer Grund, nicht auf den Tisch zu hauen.

Und jetzt hat mir meine Schwester auch noch eröffnet, dass sie mir – falls ich den Flug selbst übernehme – danach eine Citation Mustang zur dauerhaften privaten Nutzung zur Verfügung stellen würde. So weit ist unsere Airline also schon, dass es finanziell drin ist, mich mit einem richtigen Businessjet zu bestechen? Krass! Aber dafür ein Jahr um die Welt fliegen? Jeden Tag ein neuer Flugplatz? Ich weiß ja nicht… (Vielleicht für eine Citation Excel, aber das würden wir dann noch sehen…)

Aber ein Jahr rund um die Welt und Joana, Gabby und Mazikeen in dieser Zeit nicht (oder fast nicht) sehen können? Wohl kaum. Es ist ja nicht so, dass wir keine anderen Piloten hätten. Und die schaffen es auch, auf Flugplätzen im Himalaya zu landen!

Na ja, ich werde berichten.

Im Businessjet um die Welt?

*Eine „Citation“ ist ein Flugzeug mit Jet-Triebwerken aus der Businessjet-Serie des amerikanischen Flugzeugherstellers Cessna
** Das Gegenstück zur Citation des brasilianischen Herstellers Embraer


Und dann gibt es da noch meine Bücher:
https://tinyurl.com/y38cg4ur

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