An die Wand genagelt

Wir kreuzen mit 4 Knoten mit Genua II und Besan am Wind.

Das Großsegel ist komplett gerefft, damit es uns nicht unter Wasser fegt, denn der echte Wind bläst immer noch mit bis zu 30 Knoten. Unsere Ketsch ist schon ein wenig special.

(Randbemerkung: Wem die Segelrederei nicht passt – das hier ist mein Tagebuch und ich schreibe was ich will! Außerdem: Wo Kür ist, ist auch Pflicht! Hehe!)

Joana meinte, es sei schade, dass wir schon ausgelaufen seien, denn sie hätte sich extra umgeschaut und in Nassau stünden „ein paar wirklich schöne Alternativen zu unserem Boot zur Verfügung“.

Sie kapiert’s nicht, oder? Wie gerne hätte ich ihr gesagt, sie solle sich eine schlanke 50-Fuß-Luxusyacht nehmen und sie sich dahin schieben, wo sie’s am liebsten hat. Aber das sagt man nicht zu einer Diva. Sie würde es glatt fertigbringen eine Woche lang nicht mehr mit mir zu reden. Und dann müsste ich mir eine Woche lang jeden Tag heulend etwas langes, dickes, vorgeheiztes, vibrierendes dahin schieben, wo ich’s am liebsten habe weil sie mir so fehlen würde. Vermutlich mehrfach.

Auch Scheiße.

Also habe ich einfach nichts dazu gesagt. Beziehungsweise habe es auf das Wetter geschoben. Und auf Zoe. Letzteres versteht sie natürlich. Irgendeinen Vorteil muss diese ganze Zoe-Katastrophe ja haben. So habe ich wenigstens hin und wieder eine Ausrede: „Wenn ich auch nur einen Tag länger in Nassau geblieben wäre, wäre das Miststück wieder aufgekreuzt und du weißt ja, was dann passiert wäre.“ Da hat sie sich seufzend ihrem Schicksal ergeben.

Tammy-Diva 1:0.

Ach ja: Wenn wir es schaffen, wollen Maze, Ken und ich am Wochenende in ein Hotel gehen und ein kleines Spiel spielen. Sowas ist ja hier an Bord fast unmöglich, weil es so eng ist und hier so viele Leute herumhängen. Ich soll mir überlegen, wie ich es gerne haben möchte. Weil diesmal ich die Hauptperson bin. Ich freue mich sehr drauf.

Als ich Joana vor einigen Jahren mal von unseren Spielchen erzählt habe – Chris/Maze und ich machten das schon damals ziemlich regelmäßig – meinte sie nur, es sei „ein verdammter Mist, dass ich nicht lesbisch bin und keine Lust habe mit dir zu vögeln“.

Tja, dein Pech, liebste beste Freundin. Ich hätte dich schon damals an jede Wand genagelt!

„Ich hoffe, da gibt es auch Hotels ohne Kakerlaken“, grummelte Ken. Er hat irgendwie schlechte Laune, seit er von Joanas Versuchen erfahren hat, uns ein anderes Boot anzudrehen – und die Besatzung auf sich selbst, Maze und mich zu reduzieren. Er hatte natürlich sofort kapiert, dass „das Weib mich nicht an Bord haben will, wenn sie ihre Startitten auspackt“.

So ähnlich stimmt das ja wohl auch.

Ich habe dazu nichts gesagt. Ich muss ja nicht zu allem etwas sagen. Ich bevorzuge es Probleme dann anzugehen wenn sie anstehen und nicht hundert Jahre vorher. Gibt weniger graue Haare.

Ich habe übrigens gehört, wie Ken Maze zugeflüstert hat, ob sie mich nicht davon abhalten könne, Harakiri bloßzustellen. Maze hat ihn gefragt, ob er nicht dem Wind befehlen könne aufzuhören zu blasen.

Das ist mein Mädchen!

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